Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi. Åke Smedberg

Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi - Åke Smedberg


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      »Wir fassen noch einmal zusammen, worüber wir gestern Abend und heute Morgen gesprochen haben«, schlug Magnusson vor. »Dann sehen wir, ob wir damit weiterkommen.«

      Er runzelte die Stirn und starrte ins Leere.

      »Es war also Ihre Brieftasche, die am Tatort gefunden wurde?«

      Sein Gegenüber nickte.

      »Es hat ganz den Anschein.«

      Magnusson warf ihm einen fragenden Blick zu.

      »Schließlich war Ihr Personalausweis darin, oder? Bo Erik Lindberg. Und das Geld. Außerdem haben Sie auch zu Protokoll gegeben, dass Sie sie wiedererkannt haben.«

      »Stimmt.«

      »Dann können wir doch davon ausgehen, dass sie Ihnen gehört, nicht wahr?«

      Lindberg nickte und holte Luft.

      »Sicher, sie gehört mir, das streite ich gar nicht ab, wozu auch.«

      Er schwieg. Peter Larsson, der einen halben Meter links von Magnusson saß, sah ihn an. Er setzte sich oft so hin, damit sich der Befragte die ganze Zeit seiner Anwesenheit bewusst war, aber gleichzeitig den Kopf zur Seite drehen musste, wenn er ihm direkt in die Augen sehen wollte. Viele machte das nervös, aber Lindberg ließ sich dadurch nicht stören und sah kaum in seine Richtung.

      »Aber Sie können nicht erklären, wie sie an den Fundort gelangt ist?«, fuhr Magnusson fort. »Ihnen war noch gar nicht aufgefallen, dass sie fehlte?«

      Lindberg schüttelte den Kopf.

      »Nein.«

      »Das macht immer noch keinen Sinn. Dass Sie das nicht gemerkt haben. Schließlich waren fast dreitausend in der Brieftasche. Mir wäre es jedenfalls aufgefallen, wenn mir so viel abhanden gekommen wäre, aber Ihnen nicht, Bo?«

      Der Mann verharrte eine Weile zurückgelehnt auf seinem Stuhl. Dann richtete er sich auf und sah Magnusson in die Augen.

      »Ja, ich weiß, das ist viel Geld, um es so mit sich herumzutragen. Das war alles, was ich übrig hatte, nachdem die Miete bezahlt war. Aber ich habe das Geld immer bei mir in der Brieftasche. Bankgeschäfte waren nie meine starke Seite. Aber ich habe nicht gemerkt, dass mir die Brieftasche abhanden gekommen war.«

      Sollte er müde sein, ist ihm das jedenfalls nicht anzumerken, dachte Peter Larsson. Er wirkte eher konzentriert. Als läge ihm die ganze Sache ebenso am Herzen wie den Polizeibeamten.

      Magnusson fuhr fort.

      »Sie haben die Miete bezahlt, da hatten Sie Ihre Brieftasche noch. Das war letzten Donnerstag. Wir haben uns das bestätigen lassen, die Transaktion wurde am Donnerstag verbucht. Morgens früh am dreißigsten April.«

      Er machte eine kurze Pause und betrachtete zweifelnd den Mann vor sich.

      »Das ergibt also fünf Tage, die verstrichen sind, ohne dass Sie bemerkt haben, dass Ihre Brieftasche fehlt. Fast eine Woche. Haben Sie in dieser Zeit kein Geld gebraucht? Nichts zu essen gekauft? Überhaupt nichts?«

      Bosse Lindberg sah ihm nach wie vor direkt in die Augen.

      »Ich habe es schon mehrmals wiederholt, aber ich sage es trotzdem noch einmal. Vielleicht kann es ja dazu beitragen, das Ganze aufzuklären.«

      Er sprach ruhig und ohne den leisesten Ärger.

      »Es hätte mir vielleicht auffallen müssen, kann sein. Und früher oder später wäre es das natürlich auch. Aber ich habe gar nicht darüber nachgedacht, wo die Brieftasche sein könnte. Ich habe wahrscheinlich angenommen, ich hätte sie irgendwo hingelegt, wie man das eben so tut. Und Lebensmittel...«

      Er hob seine Hand an sein mageres Gesicht und zwickte sich in die Wange.

      »Ich bin kein großer Esser«, meinte er mit einem schwachen Lächeln. »Ich hatte alles, was ich brauchte. Ich hatte keinen Grund einzukaufen.«

      Magnusson sah ihn lange an. Dann schüttelte er den Kopf.

      »Ich finde das immer noch unglaubwürdig. Was haben Sie in diesen Tagen getan?«

      »Nichts, eigentlich. Wie ich bereits sagte.«

      »Nichts? Fünf Tage lang?«

      Lindberg musterte seine Hände.

      »Ich wollte meine Ruhe haben«, erwiderte er. »Das braucht man manchmal, zumindest ich.«

      Er schwieg.

      »Und Sie haben in dieser Zeit überhaupt niemanden getroffen?«, fragte Magnusson.

      Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. Er schien eher zu sich selbst zu sprechen, als er antwortete:

      »Ich habe mich ganz einfach eingeschlossen und nicht aufgemacht.«

      Dann atmete er tief ein, sah Magnusson an und verzog den Mund.

      »Aufgemacht habe ich erst, als Sie kamen. Aber Sie haben ja auch so einen wahnsinnigen Radau gemacht, dass mir nichts anderes übrig blieb.«

      Magnusson ignorierte diesen Kommentar und erwiderte:

      »Ich hatte den Eindruck, dass Sie unser Eintreffen nicht sonderlich überrascht hat. Es war fast so, als hätten Sie uns erwartet. Und obwohl wir Sie im Zusammenhang mit einem schweren Verbrechen vernehmen wollten, haben Sie, wenn ich mich recht erinnere, kaum Fragen gestellt. Hat Sie das überhaupt nicht interessiert?«

      Lindberg schwieg. Dann beugte er sich vor und stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab.

      »Ich bin nicht dumm. Jedenfalls nicht dümmer als die meisten. Ich habe mir nicht eingebildet, dass Sie mich mitnehmen, um mir meine Brieftasche auszuhändigen. Mir war sofort klar, dass irgendwas faul war. Aber dann ...«

      Er hob die Hände.

      »Nie hätte ich geahnt, dass es um etwas Derartiges geht! Dass Sie mich verdächtigen, jemanden erschlagen zu haben! Ich war ganz einfach schockiert! Und wonach hätte ich Ihrer Meinung nach fragen sollen? Was hätte es genützt? Ich weiß nur, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe und nichts weiß!«

      Magnusson nickte langsam.

      »Nicht? Tja, das wird sich zeigen ...«

      Er klopfte an die Tür, und einer der Kriminalassistenten schaute herein.

      »Wir haben ein paar neue Informationen.«

      Er sah Magnusson an, der sich einen Augenblick später erhob.

      »Ach so. Ich komme«, sagte er zögerlich.

      »Wir legen eine Pause ein«, sagte er, »und machen so bald wie möglich weiter.«

      Peter Larsson blieb sitzen und warf seinem Gegenüber einen Blick zu.

      »Durst?«, fragte er nach einem Augenblick. »Möchten Sie etwas trinken?«

      Lindberg schüttelte den Kopf.

      »Nein, es geht schon.«

      Er lächelte schwach.

      »Sie können tatsächlich sprechen?«

      Peter Larsson erwiderte das Lächeln.

      »Sie glauben mir nicht, stimmt’s?«

      Larsson machte eine abwehrende Handbewegung.

      »Das gehört zu unserem Job, könnte man sagen. Wir sind misstrauisch.«

      Lindberg betrachtete ihn schweigend. Dann nickte er.

      »Tja, so ist das wohl. Ich weiß auch nicht, was ich an Ihrer Stelle geglaubt hätte. Aber das Leben hat nicht sonderlich viel mit Wahrscheinlichkeitsrechnung zu tun.«

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Peter Larsson.

      Lindberg rieb sich das Kinn, das mit blauschwarzen Bartstoppeln bedeckt war.

      »Wenn man gezwungen ist zu erklären, warum man zu einem gewissen Zeitpunkt


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