DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman). Kim Cresswell

DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman) - Kim Cresswell


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       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Epilog

       Über die Autorin

      Für Justin, Carla, Porter und Peyton

      In Gedenken an Mary Beech

      Der Tod hinterlässt einen Schmerz, den niemand heilen kann, die Liebe hinterlässt eine Erinnerung, die niemand rauben kann.

      – von einem Grabstein in Irland entnommen

      Kapitel 1

      Mason Bailey kippte seinen dritten Glenlivet herunter. »Ich habe sie nicht getötet.«

      Wie viele Male Whitney Steel diese Worte schon gehört hatte? Dutzende. Jedoch noch nie aus dem Mund eines US-Senators. Was sie betraf, könnte sich der Mann bis ins Delirium trinken, aber nicht, bevor sie das hatte, wofür sie gekommen war: einen Exklusivbericht.

      Im Schatten der Markise des Pink Flamingo Clubs nahm sie einen Schluck von ihrem Lime Daiquiri und kam nicht umhin zu bemerken, wie die Nachmittagssonne jede Falte auf Masons gebräuntem Gesicht gnadenlos hervorhob.

      »Von allen Reportern in Panama City, geschweige denn Florida, wieso ich? Wir haben unsere Beziehung schon vor Jahren beendet.« Dieses endlose Hin und Her, wollte sie sagen, schwieg jedoch.

      »Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann.« Sein Blick wanderte zur anderen Straßenseite und dann zurück zu ihr. »Außerdem waren wir mal verheiratet. Das sollte doch was zählen.«

      Whitney richtete sich auf. Vor Wut drehte sich ihr der Magen um. »Komm mir nicht damit. Anderthalb Jahre lang dachte ich, wir wären verheiratet gewesen. Zu schade nur, dass deine Freundinnen nichts von unserer kleinen Rechtsvereinbarung wussten.« Vor allem deine zwanzigjährige Assistentin.

      »Verdammt, Whitney, ich habe dich nicht hierhergebeten, um die Vergangenheit wieder aufzuwärmen.« Er zog ein Taschentuch mit Monogramm aus seiner Jackentasche und tupfte sich damit den Schweiß von der Stirn. »Ich brauche deine Hilfe. Ich weiß, wieso Carmen Lacey ermordet wurde.«

      Ihre Augen weiteten sich. Jetzt kamen sie der Sache schon näher. »Du hast meine volle Aufmerksamkeit. Wird das deine offizielle Aussage?«

      Mason schob sein leeres Glas zur Seite. »Ja.«

      Ihr Herz pochte vor Aufregung. Diese Story würde monatelang das Trendthema Nummer eins sein. Ihre Einschaltquoten bei WBNN-TV würden in die Höhe schnellen und ihre Kollegen würden sie endlich beachten und mit dem professionellen Respekt behandeln, den sie verdiente.

      Seit nunmehr zwölf Jahren behaupteten ihre Kollegen, sie hätte wegen ihres Vaters, eines preisgekrönten Kriegskorrespondenten, und der politischen Beziehungen ihres Exmannes, einen Freifahrtschein gehabt. Jetzt würde sie ihnen das Gegenteil beweisen.

      Sie wühlte in ihrer Ledertasche, platzierte ein digitales Diktiergerät auf dem Tisch und drückte entschlossen auf die Aufnahmetaste. »Fürs Protokoll … haben Sie, Senator Bailey, Carmen Lacey getötet?«

      »Nein.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lockerte seine gestreifte Krawatte. »Es ist wahr. Ich war der Letzte, der sie vor ihrem Tod sah. Aber hier geht es um mehr, als du ahnst.«

      In den braunen Augen, die einst ihr Herz zum Klopfen brachten, lag nun etwas Kühles, etwas Leeres. War es Schuld? War es Verzweiflung?

      Nein. Es war Angst.

      Ein unbehaglicher Schauer lief ihr über den Rücken. Sie stoppte die Aufnahme. »Mason, du machst mir Angst. Was zur Hölle ist hier los? Wir haben seit über drei Jahren nicht mehr miteinander gesprochen und dann flehst du mich aus heiterem Himmel an, dich heute zu treffen. Ich weiß, dass die Polizei nicht glaubt, du hättest sie umgebracht.«

      »Aber glaubst du es, Whitney? Glaubst du, dass ich sie getötet habe? Ich muss es wissen. Es ist wichtig.«

      Von der Dringlichkeit seines Tonfalls verblüfft, antwortete sie vorsichtig: »Natürlich nicht. Du bist vieles, aber kein Mörder.«

      »Danke. Das bedeutet mir viel.« Er griff nach seinem leeren Glas und tippte es mit seinem klobigen Goldring an.

      Whitney startete die Aufnahme wieder.

      »Carmen war als Wissenschaftlerin für ein Bio-Tech-Unternehmen in Nevada tätig. ShawBioGen. Schon davon gehört?«

      »Wer hat das nicht? Es war eines der ersten Unternehmen, die in den Achtzigern Tiere geklont haben. Hat ganz schön für Aufsehen gesorgt. Aber ich verstehe nicht, was das mit Carmens Tod zu tun hat.«

      Er öffnete seinen Mund, um zu antworten.

      Die große Fensterscheibe, die hinter ihnen die Terrasse vom Hauptrestaurant trennte, barst in Einzelteile. Eine Flut aus Scherben stürzte auf sie herab und bedeckte den Boden mit Glas.

      Es gab keine Vorwarnung. Alles geschah so schnell, und doch in Zeitlupe, wie in einem fürchterlichen Albtraum.

      Schreie. Hastige, schwer stampfende Schritte.

      Einige Meter weiter ließ ein Kellner zwei Teller mit Essen darauf fallen. Er blieb wie angewurzelt stehen.

      »Runter!«, schrie Mason.

      Whitney fiel zu Boden. Sie kauerte sich unter dem Tisch zusammen und drückte die Seite ihres Gesichts gegen das steinerne Pflaster. Inmitten des Chaos ertönte ein Schuss. Der Kellner versuchte, in Deckung zu gehen.

      Eine Kugel durchbohrte seine Schulter und traf ihn mit einer solchen Wucht, dass sein Körper gegen die Tür des Restaurants schlug. Er sank auf die Knie und heulte vor Schmerz auf.

      Noch mehr Schüsse fielen. Dinge flogen durch die Luft. Essen, Gläser, Teller. Der ekelerregende Geruch von frittiertem Essen und verbranntem Kordit stieß ihr entgegen. Sie musste würgen.

      Etwas Karmesinrotes floss auf ihre Hand zu. Die warme, klebrige Flüssigkeit erreichte ihre Fingerspitzen.

      Blut. Jede Menge Blut. Doch nicht ihres.

      Sie riss ihren Kopf herum und sah nach Mason, der auf dem Rücken lag. Dunkelrotes Blut floss aus einer klaffenden Wunde in seiner Brust und färbte sein weißes Hemd. Sie hielt den Atem an, um nicht loszuschreien.

      Er hob seinen Arm und streckte ihn in ihre Richtung. »Ich schwöre – ich habe sie nicht umgebracht. Ich schwöre es.«

      »Ich glaube dir.« Whitney hielt den Kopf unten und rückte näher an ihn heran. Sie ergriff seine Hand. »Ich glaube dir. Oh, Gott.«

      Bitte stirb nicht. Ihr Puls dröhnte so laut in ihren Ohren, dass sie nicht einmal ihre eigenen Worte hörte.

      »Du blutest so stark. Wir brauchen Hilfe!«

      Noch eine Kugel zischte durch die Luft und durchbrach das hölzerne Tischbein.

      Gefühlt einhundert Holzsplitter bohrten sich wie Nadeln durch die Hose in ihren Oberschenkel. Der Schmerz trieb allen Atem aus ihrer Lunge. Die Welt drehte sich, alles wurde gelb. Dunkelheit überkam sie und drohte sie zu überwältigen. Werd’ nicht ohnmächtig … hilf Mason.

      Er röchelte, drückte einen Schlüssel in ihre blutverschmierte Hand und schloss ihre Hand darum. »Vertraue … niemandem.«

      Sie umklammerte das Stück Metall. Ein Kloß formte sich in ihrem Hals, einer, den sie nicht herunterschlucken konnte.

      »Ich hole Hilfe.«

      »Nein


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