ZOMBIE INC.. Chris Dougherty

ZOMBIE INC. - Chris Dougherty


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man munkelte, er sei deswegen beinahe selbstmordgefährdet.

       Die Wrangler kamen zurück. Einer von ihnen trug eine lange Stange mit einem Seil am Ende. Früher hatte man diese Hundefänger genannt. Carl erinnerte sich gut daran. Jetzt gab es keine Hunde mehr, oder zumindest nicht viele. Nach der Seuche hatte es sie zu den verrottenden Zombies hingezogen, zum Gestank. Es war nicht ungewöhnlich gewesen, einen Hund am Bein eines schlurfenden Zombies kauen zu sehen, oder beim Versuch, sich über die weniger gehfähigen herzumachen. Doch Zombiefleisch war Gift für Tiere.

       Ein Großteil der Ausrüstung des amerikanischen Tierschutzvereins war von Zombie Inc. für einen Bruchteil ihres eigentlichen Werts aufgekauft worden; sie eignete sich gut zum Fangen und Verwahren von Zombies.

       Der andere Wrangler trug einen dünnen Schlagstock und einen Taser. Sie näherten sich dem Zombie wie Tiertrainer in einem Zoo für Irre.

       «Brauchs' uns nich' helf'n tun, Abby», sagte der Wrangler zu Carl, ohne ihn anzusehen. «Geh wieder in deim Pussykarre rein und tu auf'n Bericht wart'n. Dat wird eimfach!»

       «Du sachset, Floyd», meinte der andere Wrangler. «Et halb'm Kopp schon wech? Den Chancen tun mir gefall'n!» Er schwang den Stab in einem Kreis über seinem Kopf und die Schlaufe zischte und knallte. «Halb'm Kopp; halber Job! Ha!»

       «Jetz' schnapp dir dat halt und hör auf zum Labern, Floyd. Irgendwie isset auffe Beine gekomm'n.»

       Der Zombie stand schwankend auf den Stümpfen seiner Fußknöchel. Seine Füße zeigten in verschiedene Richtungen und die verdrehten Knochen seines Schienbeins stießen durch die Haut. Sein Kopf baumelte gegen die Brust, da sein Nacken vom Halsband weggefegt worden war. Knochensplitter, in Streifen verfaulender Haut verfangen, hingen ihm um die Schultern wie ein makabrer Schal. Sein Stöhnen wurde von der alten Cordjacke, die er trug, gedämpft. Eine Substanz, die aussah wie eine Mischung aus Kaffeesatz und trocknenden Blutklümpchen, lief seinen Rücken hinab. Er schwankte und schlurf-hopste auf die Wrangler zu, wobei er einen Fuß zurückließ. Ein Klumpen von etwa der Größe eines Augapfels fiel mit einem schmatzenden Geräusch auf den Straßenbelag.

       «Scheiße, ich schätze, dat den Mistkerl noch'n bissken Leben am hab'm is.»

       «Schnür'n einfach ein, Floyd, verdammt nochma', hör auf zum Rumalbern!»

       «Ich hab'n, ich hab'n, hör auf zum Flennen, du Hosenscheißer.» Er schwang die Schlinge und wirbelte sie über den Kopf des Zombies, aber dieser torkelte nach links und das Seil rutschte an seiner Seite entlang.

       «Boah, Scheißkerl, halt still, du traniger Pisskopp!» Er zog die Schlinge wieder hoch – der Stab war lang und unhandlich – und dieses Mal schwankte der Zombie nach hinten, sodass die Schlaufe nutzlos an seiner Vorderseite hinabglitt. Dann wankte der Zombie mit schwingenden Armen und ächzend vorwärts, während sein Kopf auf seiner Brust von einer Seite zur anderen baumelte.

       «Herrgott! Hör auf herumzualbern und FANG das Ding!», sagte Carl, während er an seinem Gürtel nach seiner Pistole tastete.

       «Halt'n Mund, Abby, Floyd hatt'n! Setz dich inne Pussykarre rein, wennde nich' …»

       Der Zombie stolperte und eine seiner ausgestreckten Hände verfing sich in der Weste des Wranglers. Der Wrangler brüllte wie ein überraschter Löwe und sprang zurück, während der andere mit dem Elektroschocker einschritt.

       «Floyd! Pass auf! Den Dreckskerl hat dich fast gekricht!» Er stieß den Elektroschocker in den Arm des Zombies.

       Der Arm wurde nach oben und zurückgerissen und zuckte unkontrolliert. Der Wrangler stieß den Elektroschocker in die offene Höhle am Hals des Zombies. Blaues Feuer sirrte und blitzte. Der Gestank von heißem, verwestem Fleisch in Kombination mit Ozon ließ Carl würgen.

       «Schnür'n ein, Floyd! Fang dat Arschloch!»

       «Kann ich nich'! Dem sein Kopp is zu weit unt'n! Dat Schlaufe bleibt nich' häng'n! Scheiße!»

       Der Zombie stürzte sich wieder vorwärts, die Wrangler sprangen in perfekter Synchronizität zurück, und dann, wie durch Zauberhand, erschien ein schwarzer Bolzen im Kopf des Zombies.

       Er brach vorwärts über sich selbst zusammen und fiel auf das Pflaster.

       Carl hörte auf nach seiner Pistole zu tasten und starrte mit offenem Mund. Die Wrangler sahen einander an, versteinert, und drehten sich dann langsam um.

       Dill stand drei Meter entfernt, mit ihrer Armbrust in Schulterhöhe.

       Die Wrangler blinzelten zu ihr hin, dann blinzelten sie zu Carl hinüber, nur um ihre Aufmerksamkeit wieder auf Dill zu richten.

       «Danke, Abby», sagte der erste Wrangler, «aber die sollnwer lebend zurück bring'n.»

       Dills Gesicht war schon zuvor sehr weiß gewesen, wurde jetzt aber noch weißer. «Oh», sagte sie und senkte ihre bebende Armbrust. Ihre Schultern sackten vor Niedergeschlagenheit herunter. «Tja … Scheiße.»

       Die Wrangler blinzelten wieder in ihre Richtung und brachen dann in Gelächter aus.

       «Tu dir nix draus mach'n, Abby! Ha ha! Bis'n gutet kleinet Abby!»

       «Besser'n toter Toter wie'n toter Wrangler! Ha!»

       Als sie ihr auf die Schultern klopften, streckten sie sie beinahe nieder, aber Dill brachte ein Grinsen zustande. Die Männer lachten lauter und begannen, ihr auf den Rücken zu schlagen. Fast ging sie in die Knie.

       «Bis'n gutet, Abby! Bis'n gutet Gutachter!»

       «Kanns' uns immer anruf'n tun, Abby! Wir sind deine Wranglers!»

       «Danke … Jungs, danke … uff, danke, ich …» Sie entzog sich ihren freundlichen Schlägen. Die Männer grinsten sie weiterhin an. «Aber ich heiße Dill.»

       «Och! Rech' hasse, Abby!», sagte der erste Wrangler und riss sie mit einer ungestümen Umarmung, die ihr den Atem nahm, hoch. «Grr … bis'n guter Mann!»

       «Himmel», sagte Dill mit einer Stimme wie ein abgequetschtes Piepsen, «lass mich runter!»

       Der Wrangler ließ sie so plötzlich los, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen, als ihre Füße auf der Straße aufkamen. Die Männer beugten sich zu ihr. Wieder waren alle Spuren der Clownerie aus ihren Zügen verschwunden. Dill blickte in zwei Paar brauner Augen so freundlich und warmherzig wie die eines Pit Bull-Welpen. Der erste Wrangler sagte: «Dat is unser Ernst. Egal watte brauchs' …»

       «… du rufst uns sofort an, Abby», beendete der Zweite.

      ***

      Dill und Carl beobachteten vom SUV aus, wie die Wrangler den Hals des Zombies absägten, um das nicht explodierte Halsband zu bergen. Sie lachten und riefen, und gelegentlich zeigten sie dem Gutachterauto entweder den Mittelfinger oder den erhobenen Daumen, nur um dann wieder in Gelächter auszubrechen. Scheinbar waren sie gänzlich unberührt von ihrer Begegnung mit dem Tod und ebenso unbekümmert über die Ladungen am Halsband, die nicht gezündet hatten. Natürlich fehlten vielen Wranglern ein paar Finger. Es schien ein Mal der Ehre für sie zu sein.

       «Schräg. Die sind so schräg!», sagte Dill und schüttelte den Kopf. Ihre Stimme war noch immer zittrig und ihr Gesicht war sehr weiß. In ihren geweiteten Augen schillerten sorgsam ungeweinte Tränen.

       «Immerhin hast du einen guten Eindruck gemacht», sagte Carl. Sein Tonfall lag halbwegs zwischen Bewunderung und Verärgerung. «Du scheinst zu wissen, wie du dich verhalten musst. Besonders wenn man bedenkt, dass du gerade erst angefangen hast. Die meisten Menschen sind nicht ganz so souverän, wenn sie das erste Mal draußen sind.»

       Dill seufzte und verschränkte ihre Arme vor der Brust. «Ich bin nicht vom Mitarbeiterassessment, falls es das ist, worüber Sie sich Gedanken machen.»

       Carl ließ seinen Blick erst über sie und dann von ihr fort streifen. «Wenn du das sagst.» Er zuckte mit den Schultern.

       Sie wandte sich ihm zu. «Es ist mein Ernst. Ich bin nicht von der Mitarbeiterbeurteilung. Ich verspreche Ihnen, das bin ich nicht.»

       Carl nickte, scheinbar desinteressiert, und beobachtete die Wrangler.

       «Ich bin's nicht,


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