Das einzig wahre Rheinische Derby. Heinz-Georg Breuer

Das einzig wahre Rheinische Derby - Heinz-Georg Breuer


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Boore oder was – mal ganz abgesehen davon, dass der Erwerbsberuf des Landwirts ein durchaus ehrenwerter ist? 2011 erklärt FC-Archivar Dirk Unschuld im Online-Portal „Der Westen“ der Funke-Mediengruppe etwas treuherzig: „Der FC wurde damals als feiner Verein wahrgenommen …“. Nun ja, immerhin tritt er ab 1962 auch in Seidentrikots von Dior aus Paris an. Wie zumindest kolportiert wird, ebenso eine Verbindung zum Designer-Konkurrenten Jacques Fath. FC-Haudegen wie Karl-Heinz Thielen, Wolfgang Weber und Hannes Löhr ziehen es 50 Jahre später leise in Zweifel, andere wie Präsident Wolfgang Overath thematisieren es laut „Bild“ sogar zum 60-jährigen Bestehen im Jahr 2008. Overath wird auch der Spruch angehängt, dass die anderen „in Kartoffelsäcken rumgelaufen“ seien.

      Der FC spielt jedenfalls komplett in Weiß, was seinerzeit eigentlich den Königlichen von Real Madrid („das weiße Ballett“) und dem Pelé-Club FC Santos in Brasilien vorbehalten ist. Kurz darauf tritt auch der ebenso ärmliche wie hemdsärmelige Provinzklub Borussia Mönchengladbach ungefragt dieser illustren Vereinigung bei. Als Lieselotte Weisweiler die schwarzen Trikots der Kicker ihres Mannes als zu „traurig“ erscheinen, werden sie 1964 durch weiße ersetzt.

      Hennes Weisweiler selbst sorgt später, 1977 wieder Trainer bei den Geißböcken, ein weiteres Mal für fein gewebte textile Grenzüberschreitungen. Weil er die Ausgeh-Anzüge für eine Fernostreise des FC unbedingt von seinem (Gladbacher) Lieblingsausstatter haben möchte, trickst er und muss am Ende seinem entsetzten Präsidenten Peter Weiand das Etikett „Exquisit Herrenmoden Mönchengladbach“ im Inneren der Jacketts wahrheitswidrig erklären: „Chef, da machen Sie sich mal keine Gedanken. Der Laden hat auch einen Sitz in Rodenkirchen.“ So erzählt es 2017 der hochbetagte ehemalige Modeunternehmer und Inhaber Bert Jerabeck (93) der „Rheinischen Post“.

      2016 schreibt das Wiener Fußballmagazin „ballesterer“ über den 1. FC Köln: „Doch den Verein, der sich schon früh auf gutes Management und Marketing verstand, umgab auch das Image, elitär und arrogant zu sein.“ Erneut FC-Archivar Unschuld: „Der FC hat als ‚Feine Pinkel‘-Klub gegolten, das Image hat sich bis in die 1980er Jahre gehalten.“ Zum 50. Todestag von Vereinsboss Kremer erinnert sich Karl-Heinz Thielen 2017 im „Express“: „Es hieß immer, da kommen sie wieder, diese eingebildeten Kölner. Doch das waren wir gar nicht. Aber Franz Kremer hatte dem Fußball das Biertheken-Image genommen. Wir hatten die geschniegeltsten Anzüge, waren immer pünktlich, immer höflich.“

      Die Gladbacher hatten da offensichtlich mehr zu kämpfen. Der verstorbene VfL-Manager Helmut Grashoff berichtet in seinen Memoiren über den „Ball ohne Ball“ Anfang 1970 in der Kaiser-Friedrich-Halle mit Show-Größen wie Max Greger, Rudi Carell und Peggy March: „Ein Großereignis, das uns auch gesellschaftlich auf die Beine helfen sollte.“ Dort hätte man in Gladbach noch eher die Nase gerümpft: „Wohl wegen der Tatsache, dass Borussia sich aus dem Arbeiter-Stadtteil Eicken entwickelt hatte, der nicht als feinste Adresse galt.“

      Anders die Kölner. Ein feiner Verein. Das Real Madrid des Westens. An dieser Stelle blitzt in der Tat ein Phänomen auf, das zumindest im Ansatz als allgemeines Argument für die Rivalität zwischen Fohlen und Geißböcken herhalten kann: die Arroganz der Metropolen gegenüber ihrem Umland. Der Geschichtsphilosoph Oswald Spengler hat in seinem Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ von 1921 den Hochmut der großen Städte beschrieben: „Die neue Seele der Stadt redet eine neue Sprache, die sehr bald mit der Sprache der Kultur überhaupt gleichbedeutend wird. Das freie Land mit seinen dörflichen Menschen ist betroffen; es versteht diese Sprache nicht mehr; es wird verlegen und verstummt.“ Bereits 1903 spricht der Soziologe Georg Simmel von der „Blasiertheit“ der Großstädter.

      Nicht anders ist es in der Großstadt Köln. „Für die sind wir hier nur die Bauern“, schimpft 2005 der SPD-Politiker Guido van den Berg aus Grevenbroich, Vize-Landrat des Rhein-Erft-Kreises, heftig über den Kölner Stadtrat. Beim FC ist man da voll auf Kurs. Manager Michael Meier erhöht bei der Generalversammlung 2006 (als Zweitligist) die Ansprüche ultimativ: „Ich vermisse die elitäre Arroganz im Verein!“ Die „Welt“ versieht daraufhin einen Zeitungsbericht mit der süffisanten Schlagzeile „Erfolgreicher Realitätsverlust“.

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