Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels. Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels - Joe Barry


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      Jerry Cotton

      Privatdetektiv Joe Barry

      Das Erbe des Teufels

      SAGA Egmont

      Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels

      Copyright © 1963, 2017 Joe Barry Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711668696

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      Die richtige Stätte für den Heldentod, dachte Privatdetektiv Joe Barry, als er in der Wüste von Texas ankam, um sein Erbe anzutreten. Und dieses Erbe entstand aus einer Scheibe vertrocknetem Sandkuchen; Erblasser schien der Teufel persönlich zu seln: ein Mann namens Hymnie.

      Hymnie! Der Name brachte bei Joe Barry eine Saite zum Klingen. Er hatte ihn in Ganders Kneipe gehört, wo die pensionierten Kriminalbeamten tagten und aus ihrer Zeit erzählten, als es noch die großen Schlachten gab, in Chikago und New York. Die Lebenserwartung eines Polizisten betrug damals fünfundzwanzig Jahre, nämlich gerade so lange, bis er seine Ausbildung hinter sich hatte und eingesetzt werden konnte.

      So erzählten die alten Kriminalisten und wischten sich den Bierschaum aus dem Bart.

      Und einen Namen erwähnten sie immer wieder: Hymnie!

Teil I

      [1]

      Die Gegend wirkte abgebrannt wie ein Barbesucher um fünf Uhr morgens. Ein lang hingestrecktes Tal, von flachen Hügelketten eingerahmt, baumlos und verdorrt. Lange Risse durchzogen den Boden, der so trocken war wie eine lateinische Grammatik und so unfruchtbar wie ein Salzsee. Darüber wölbte sich eine flimmernde Hitzeglocke, ein messingfarbener Himmel – der Himmel von Texas.

      Joe stand neben seinem spinatgrünen Sportwagen und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. Vom Golf von Mexiko her wehte ein heißer Wind, der längst den letzten Tropfen Feuchtigkeit verloren hatte und so erfrischend wirkte wie die Abgase eines Hochofens. Ein Geier zog hoch oben seine Kreise.

      Das also war Colonel Flints Lager. Wenn nicht gerade eine Boeing darüber hinwegdonnerte oder ein achtzylindriger Buick oder Cadillac über das weiße Zementband rauschte, das sich in einiger Entfernung dahinzog, hätte man sich wie in einer Wüste fühlen können. So einsam war es. Und so trostlos.

      Der Name wies auf ein stolzes Ereignis in der amerikanischen Geschichte hin. Als im Jahre 1836 Austin den Aufstand gegen die Mexikaner entfesselte, jenen Aufstand, der den Amerikanern Texas brachte, war hier, an dieser Stelle, Colonel Flint mit einer Handvoll Getreuer den Heldentod gestorben. Nach langem Kampf gegen eine zwanzigfache Übermacht. Das konnte man in jedem amerikanischen Schulbuch nachlesen.

      Die richtige Stätte für den Heldentod, dachte Joe. Er war seit zwei Tagen unterwegs, hatte die Strecke von New York her in Rekordzeit geschafft und überlegte jetzt, ob es sich gelohnt hatte.

      Sein grauer Flanell war viel zu warm. Er hatte New York im März verlassen, bei Regen und Neigung zu Glatteis, und war hier in einen Ofen geraten.

      Erst mal eine gute Chesterfield, dachte er und rieb ein Streichholz an. Die Flamme war in dem grellen Licht nicht zu sehen.

      Dann fuhr er in seiner Betrachtung des Tales fort. Ein historischer Ort – gut! Ein trostloser Ort – auch gut! Aber warum war er überhaupt hierhergekommen?Ganz einfach. Seit achtundvierzig Stunden gehörte ihm dieses Tal. Fünftausend Acre wertloser Boden, nicht einmal als Weideland zu gebrauchen.

      Trotzdem hatte er das Gefühl, daß er buchstäblich Gold unter den Füßen hatte. Die Quellen zum Reichtum stehen in Texas seit langem fest. Erst war die Baumwolle, dann kam die Rinderzucht, dann der Weizen und zum Schluß das Erdöl. Die Baumwolltexaner sahen auf die Rinderleute herab und diese wiederum auf die Ölparvenüs, aber allen gemeinsam war die Mitgliedschaft in einem Club. Mitglied konnte jeder werden, sofern er schwerer als zehn Millionen war. Joe fragte sich, ob er unversehens in den Club hineingeraten war.

      Am Horizont, fast am Ende des Tales, ragte eine Eisenkonstruktion in den flirrenden Dunst. Ein Ölturm. Offenbar hatte man dort eine Probebohrung durchgeführt.

      Unter deinen Füßen ist Öl, dachte Joe. Es mußte so sein. Er konnte sich keinen vernünftigen Grund ausdenken, warum dieses Stück Erde sonst irgendeinen Menschen interessieren konnte. Und doch war es so. Joe hatte eine Menge Ärger gehabt, seit ihm diese Scheibe aus einem vertrockneten Sandkuchen gehörte; für die kurze Zeit von achtundvierzig Stunden sogar unverhältnismäßig viel Ärger. Es gab eine Menge Leute, die ihm seinen frischgebackenen Besitz mißgönnten.

      Er fand, daß die Reise sich gelohnt hatte. Der Ölturm am Horizont war wie eine freundliche Fata Morgana. Eine munter sprudelnde Ölquelle ist zweifellos besser, als täglich acht Stunden hart gearbeitet. Aber Joe wußte, daß jetzt der Ärger erst richtig losging.

      Das Aufheulen eines Motors zerriß die Stille. Joe wandte sich um. Den staubigen Weg, den er gekommen war, hüpfte ein Jeep herauf, eingehüllt in eine Sandwolke. Die beiden Männer in dem Wagen machten einen rindfleischgenährten Eindruck. Große, sehnige Gestalten, breitrandige Stetsons, wie im Film die kernigen Texaner vorgestellt wurden.

      Nur die Gesichter waren nicht freundlich. Sie erinnerten an einen Förster, der einen Wilddieb beim Schlingenlegen erwischt hat.

      Die Männer stiegen aus dem Wagen und bauten sich vor Joe auf.

      „Schau einer an!“ sagte der Größere. „Ein richtiger Yankee.“

      Der andere war direkter.

      „Was willst du hier, zum Teufel?“

      Joe grinste.

      „Ich bin ein Naturfreund.“

      „Wir mögen hier keine Naturfreunde. Da drüben ist die Straße!“

      Man war offenbar von Barrys Gegenwart nicht erbaut.

      „Gentlemen“, sagte Joe vorwurfsvoll und mit soviel New Yorker Akzent wie möglich, „man hat mir eine Menge von der texanischen Gastfreundschaft erzählt. Wie ich sehe, ist nicht viel dran.“

      „Vorsicht, Al, er verkohlt dich!“ sagte der Kleinere.

      Der mit Al Angesprochene blieb ungerührt.

      „Zu deiner Information, Yankee: Das hier ist das Gelände der Blake Ranch. Sechzig Meilen im Umkreis gehört alles dazu. Das bedeutet, daß wir jeden rausschmeißen können, der unsnicht paßt. Und du paßt uns nicht!“

      Joe grinste freundlich.

      „Zu deiner Information, Cowboy: Das Tal hier gehört neuerdings mir. Und wenn hier vom Rausschmeißen die Rede ist, bin ich es, der das besorgt.“

      Die beiden sahen sich an.

      „Dacht ich mir’s doch!“ brummte der Kleine.

      „Er ist es“, bestätigte sein Kollege. „Trifft sich ausgezeichnet. Kein Mensch weit und breit. Zeigen wir ihm, was wir von ihm denken.“

      Sie dachten offenbar nichts Gutes von Joe. Ohne ein Wort der Erklärung gingen sie zum Angriff über.

      Joe fing den Kleineren mit einem geraden Haken ab, über den er selbst staunte. Es war ein Sonntagstreffer, und er gab ihm die Möglichkeit, sich rasch um den Größeren zu kümmern.

      Als der sah, was mit seinem Kollegen geschehen war, wurde er vorsichtiger. Er umtänzelte Joe und ging dann blitzschnell zum Angriff über. Seine Linke blieb unterwegs stecken, aber seine Rechte kam durch und verschaffte Joe momentan


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