Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels. Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels - Joe Barry


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ab. Wenn ich richtig verstanden habe, wird dieser Swope demnächst versuchen, mich umzubringen.“

      „Vorausgesetzt, er existiert überhaupt.“

      „Wenn nicht, besteht auch die Möglichkeit, daß Hymnie selbst etwas Derartiges inszeniert Jedenfalls wird es langsam spannend.“

      Der Captain ließ seine Scheinwerfer auf Joe fallen.

      „Sieh nach, ob deine Flinte geölt ist! Das ist das beste Mittel gegen schießwütige Gangster.“

      Joe grinste. Er war sich immer noch nicht sicher, ob es sich nicht doch um einen Scherz handelte.

      Einen sehr schlechten Scherz allerdings.

      Es stand für Joe außer Zweifel, daß Hymnie jemanden hinter ihm hergeschickt hatte, der ihm meldete, daß Barry ins Headquarter gefahren sei. Der Gangster hatte zwar so getan, als hätte er es erraten, aber das war Theater. Es gab Leute, die viel Mühe darauf verwandten, ihre Qualitäten ins rechte Licht zu stellen. Zweifellos gehörte Hymnie zu ihnen.

      Nach diesem Jemand hielt Joe jetzt Ausschau. Er kletterte in den SL und drehte gemächlich eine Runde durch die 50. Straße. Als er die Fifth Avenue erreichte, tauchte ein schwarzer Chrysler im Blickfeld des Rückspiegels auf.

      Na also, dachte Joe und ließ den Wagen die Fifth Avenue entlangrollen. Ausgerechnet dieser Kinderschreck!

      An der 42. Straße bog Joe ab und kurvte hinüber zum Lincoln-Tunnel. Der schwarze Chrysler blieb stur hinter ihm hängen.

      Sie passierten den Tunnel und erreichten Jersey City. Joe nahm Kurs auf den Pennsylvania Turnpike. Er war sich klar darüber, daß er den Chrysler bei einem Wettrennen nicht abhängen konnte. Aber das hatte er auch nicht vor. Vielleicht klappte etwas anderes.

      An der Einfahrt zum Turnpike stoppte er und ließ den Chrysler dicht aufrücken. Deutlich konnte er das Affengesicht des Fahrers erkennen.

      Joe entrichtete den Straßenzoll und trat dann das Gaspedal voll durch. Einen Augenblick blieb der Chrysler zurück. Vor ihm fädelte sich der Zubringer in den Turnpike ein. Der SL jagte mit quietschenden Bremsen um den Parkplatz und raste im nächsten Augenblick in entgegengesetzter Richtung davon.

      Er passierte den Chrysler auf halber Höhe der Auffahrt. Deutlich konnte Joe das verblüffte Gesicht des Fahrers sehen.

      Pech gehabt, mein Junge, dachte Joe. Der Chrysler konnte auf dem verkehrsreichen Zubringer nicht wenden. Er mußte dazu dieselbe Strecke fahren wie Joe, und bis er das geschafft hatte, war Barry verschwunden.

      Langsam gondelte Joe durch Jersey City zurück. Dann entschloß er sich, den Abstecher nach Newark zu machen.

      Der Besuch hielt ihn eine halbe Stunde auf. Gegen Mittag war er wieder in Bronx, dem nördlichen Stadtteil von New York. Der Tacho zeigte neunzig Meilen, die dazugekommen waren.

      In der Gun Hill Road betrat er das Appartementhaus mit der Nummer 234. Mac, der Hausmeister, verließ seinen Glaskasten und kam ihm entgegen.

      „Tag, Joe.“

      „Hallo, Mac! Was gibťs Neues?“

      Grundlos verließ der Hausmeister seinen bequemen Platz nicht, das war Joe klar. Seit Jahren bestand zwischen ihm und Mac ein Abkommen. Der Hausmeister registrierte alle Besucher, die zu Joe wollten, und stufte sie ein. Sagte Mac, daß sie okay waren, dann stimmte das meistens auch, und umgekehrt. Joe gab viel auf sein Urteil. Als Menschenkenner hatte Mac sich bislang noch immer bewährt.

      „Da war einer, der wollte dich sprechen“, sagte Mac.

      Joe hob die rechte Hand, spreizte den Daumen und bewegte ihn abwechselnd nach oben und unten.

      Mac wiederholte die Bewegung. Sein Daumen zeigte nach unten.

      „Der Knabe sah aus wie ein wandelnder Kleiderschrank. Habe selten eine solche Type gesehen. Wenn der in einem Gangsterfilm mitspielen wollte, brauchte man ihn nicht mal zu schminken.“

      „Will er wiederkommen?“

      „Hat er jedenfalls gesagt. Ich habe ihn gar nicht erst nach oben gelassen. Er sah mir aus wie einer von denen, die Bomben ins Haus praktizieren. Und ich muß dann den Dreck zusammenkehren.“

      Mac war heute ungewöhnlich gesprächig. Joe grinste.

      „Warten wir’s ab, Mac. Wenn er wiederkommt, gibst du Vorwarnung, ja?“

      Er fuhr mit dem Lift nach oben.

      Eine halbe Stunde später war es soweit. Das Telefon läutete. Es meldete sich Mac.

      „Al Capone ist eben durch“, sagte er.

      „Okay, Mac.“

      Joe lief in die kleine Küche und nahm das Steak vom Feuer. Falls er aufgehalten wurde, sollte es nicht anbrennen.

      Dann stellte er sich neben die Tür. Die Sicherungskette hatte er gelöst, das Schloß geöffnet. Er war bereit, die Tür blitzschnell zu öffnen.

      Auf dem Gang näherten sich Schritte. Joe verstand es, einen Menschen nach dem Geräusch zu beurteilen, das er beim Gehen machte. Dieser hier war ein schaukelndes Nilpferd.

      Joe wartete, bis der Besucher läutete. Dann wollte er blitzschnell öffnen. Er war auf alles vorbereitet; auf einen schußbereiten Revolver ebenso wie auf einen erhobenen Totschläger. Er war sicher, daß das Überraschungsmoment auf seiner Seite liegen würde.

      Der Summer schnarrte. Scharf und kurz.

      Joe drehte am Türknopf und riß dann die Tür auf. Gleichzeitig legte er den Oberkörper zur Seite.

      Vor ihm stand Hymnies Chauffeur. Verblüfft starrte er Joe an. In seiner grauen Livree wirkte er wie ein Hotelpage, der in einen warmen Regen gekommen und zu schnell gewachsen ist.

      „Barry“, ächzte der Mann, „Hymnie läßt dir sagen …“

      „Was ist mit Hymnie?“

      Der erstaunte Ausdruck wich nicht vom Gesicht des Mannes. Er fuhr zusammen und rollte mit den Augen.

      „Barry!“ ächzte er nochmals.

      Joe fing ihn auf. Der massige Körper glitt ihm durch die Hände und rutschte wie ein Sack zu Boden. Barry richtete sich auf und sah seine Hände an. Sie waren rot von Blut.

      Im Rücken des Mannes steckte ein Dolch.

      [3]

      Der Messerwerfer hatte blitzschnell gehandelt. Mit einem Satz stürmte Joe los. Im Laufen fiel ihm ein, daß er seine Automatic nicht bei sich hatte. Sie lag im Schreibtischfach.

      Es mußte auch so gehen. Er hatte keine Zeit, zurückzulaufen. Am Lift verrieten ihm die wandernden Lichtpünktchen, welchen Weg der Mörder gewählt hatte. Joe wandte sich um und hastete die drei Treppen hinunter, in langen Sätzen, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend.

      Vor ihm öffnete sich die Halle. Nichts zu sehen. Ein Blick zum Lift. Der Gangster war nach unten gefahren, in die Tiefgarage. Joe rüttelte an der Stahltür zum Keller, aber sie war verschlossen. Schnell entschlossen lief er auf die Straße und umrundete das Gebäude.

      Kurz bevor er die Ausfahrt der Tiefgarage erreichte, schraubte sich dort ein grauer Ford über den geriffelten Beton nach oben, rumpelte über den Bordstein und jagte mit aufheulendem Motor auf der Gun Hill Road davon.

      Joe warf einen Blick auf das Nummernschild. Es war unkenntlich gemacht worden.

      Er wandte sich um und sprintete zurück, Für die fünfzig Meter bis zu seinem SL, der vor dem Eingang parkte, brauchte er keine fünf Sekunden.

      Er sprang in die Sportflunder, ohne die Tür zu öffnen, und schob den Schlüssel hinein, Nichts rührte sich.

      Mist! dachte Joe wütend. Ausgerechnet jetzt!

      Er warf einen Blick unter das Armaturenbrett. Jemand hatte das Kabel zum Anlasser abgeknipst. Der Schaden wäre in zwei Minuten


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