Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels. Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels - Joe Barry


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besaß er keinen roten Heller mehr. Wissen Sie, was er sagte? Die Leute mit den ausdruckslosen Gesichtern, die haben mich erledigt. Stille Wasser, unverbindlich, aber gefährlich. Gibt’s überall. Im Geschäftsleben und in der Unterwelt. Sie sollten sich vorsehen, wenn Sie mal mit so einem zusammenstoßen.“

      „Worauf läufťs hinaus?“

      „Machen Sie diesen Bayard Swope fertig!“

      Joe zog überrascht die Brauen in die Höhe.

      „Meinen Sie das im Ernst?“

      „Wieso? Hat es wie ein Witz geklungen?“

      „Well, Mister Hymnie, in Ihrer Branche hat es schon oft Überraschungen gegeben. Aber daß ihr euch Privatdetektive engagiert, das dürfte neu sein.“

      Hymnie machte eine wegwerfende Handbewegung.

      „Alles, was ich gemacht habe, war neu. Später wurde es dann kopiert. Aber ich war immer der erste. Das ist das ganze Geheimnis des Erfolgs: Ideen haben und der erste sein.“

      „Klingt wie ein Ratschlag von Dale Carnegie.“

      „Wie steht’s also?“ fragte Hymnie ungeduldig. „Machen Sie mit?“

      Joe schüttelte den Kopf.

      „Glaube ich nicht, Hymnie. Ich bin vielleicht nicht so ideenreich wie Sie, und ich habe auch nicht so viele Dollars auf der Bank. Aber dafür steht mir frei, nur die Jobs zu übernehmen, die mir passen. Und dieser Job paßt mir nicht.“

      „Warum? Angst?“

      „Nein, das ist es nicht.“

      „Liegt es daran, daß ich Ihr Auftraggeber bin?“

      Joe steckte sich eine Zigarette an.

      „Teils, teils! Sie denken für meine Begriffe in falschen Kategorien, Hymnie. Sie bilden sich ein, man könne mich auf einen Mann ansetzen wie einen scharfen Hund. Sie vergessen dabei, daß ich nicht dazu da bin, Privatstreitigkeiten austragen zu helfen.“

      „Verstehe schon“, schnappte Hymnie böse. „Sie wollen sich nicht in Gangsterfehden einmischen. So ist es doch? Sie können ruhig offen zu mir sprechen.“

      „Wenn Sie es schon so deutlich sagen, möchte ich Ihnen nicht widersprechen“, sagte Privatdetektiv Joe Barry lächelnd.

      „Ich will Ihnen was erzählen, Barry. Über das, was ich früher gemacht habe, ist längst Gras gewachsen. Das ist erledigt, vorbei. Vor zehn Jahren habe ich mich zur Ruhe gesetzt. Damals war ich beim FBI der meistgefragte Kunde. Die besten Bullen saßen ständig auf meiner Fährte. Aber sie haben es nicht mal geschafft, mir ein Ticket wegen falschen Parkens an die Windschutzscheibe zu kleben. Damals habe ich mir gesagt – Hymnie, jetzt ist Schluß! Und ich habe Schluß gemacht.“

      „Warum erzählen Sie mir das alles?“

      „Weil ich Sie überreden will“, gab Hymnie offenherzig zu „Sie werden noch für mich arbeiten, das garantiere ich Ihnen. Hymnie hat bisher alles geschafft, was er sich vornahm.“

      Er benutzte den Namen Hymnie wie ein Warenzeichen.

      „Sie verschwenden Ihre Zeit, Chef“, mischte sich der Chauffeur ein. „Der Bursche ist hartgekocht wie ein Brikett im Heizwerk.“

      „Halt den Schnabel, Dean!“ sagte der Chef. Er wandte sich wieder Joe zu.

      „Hören Sie zu, Barry, der Fall Hymnie ist ausgestanden. Kein Bulle kann mir je mehr an den Wagen fahren. Es gibt keine Beweise gegen mich.“

      „Warum bleiben Sie dann nicht bei Ihren Rosen?“

      „Ich sagte doch schon, da gibt es einen Mann namens Bayard Swope. Ein Bursche, der auch für großzügige Buchhalter sein Konto überzogen hat. Ich will Ihnen ehrlich sagen, was mit ihm los ist. Er war früher mal mein Partner. Liegt schon zehn Jahre zurück. Ich konnte ihn nie recht ausstehen. Farbloser Bursche, glattes Gesicht, aber gefährlich. Sagte ich schon. Well, und mit dem Kerl habe ich mich gestritten.“

      „Dacht ich mir’s doch“, sagte Joe. „Ich soll jetzt für Sie ins Feuer. Was denken Sie eigentlich von mir? Bilden Sie sich ein, ich würde als Killer für Sie arbeiten?“

      „Unfug“, sagte Hymnie. „Die Grundsätze von Privatdetektiv Joe Barry kenne ich. Immer anständig, immer gesetzestreu. Daran will ich auch gar nicht rütteln. Weiß ich aus Erfahrung, es gibt nichts Stureres als Leute mit Grundsätzen. Nein, Sie sollen sich nur auf Swopes Fährte setzen. Dabei finden Sie sicher einige interessante Details heraus. Und damit gehen Sie zur Polizei, lassen ihn hochgehen. Daß ich es bin, der Sie bezahlt, können Sie meinetwegen vergessen. Geld stinkt nicht – stimmťs?“

      „Well, Hymnie, bevor ich Ihnen endgültig antworte, will ich den Grund wissen. Warum nehmen Sie sich diesen Swope nicht selber vor? Für einen Mann Ihrer Vergangenheit sollte das doch kein Problem sein.“

      „Kann ich Ihnen genau sagen!“ Der Gangster zog eine Ledertasche heraus und öffnete sie. Zum Vorschein kamen Zigarren, wahre Atlasraketen, mit dezenter Banderole: „Handrolled for Mr. Hymnie A. Heywood“. Er biß die Spitze einer Zigarre ab und spuckte den Tabak auf den Boden.

      Der Chauffeuer sprang herbel und gab ihm Feuer.

      „Das ist so“, sagte Hymnie und dampfte los. „Ich habe mich vom Geschäft zurückgezogen. Erzählte ich schon. Will nichts weiter, als meine Rosen begießen. Kann ich aber nicht. Dieser Bayard Swope wird versuchen, mich umzubringen. Ich kenne die Gesetze der Branche. Das steht so fest wie das Pentagon in Washington. Darauf muß ich mich einstellen.“

      „Und?“ fragte Joe.

      „Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten“, fuhr Hymnie fort. „Die eine ist, ich steige wieder in die Arena, besorge mir gute Leute und versuche, Swope zuvorzukommen. Das gibt eine hübsche kleine Auseinandersetzung, die ich hundertprozentig gewinnen werde. Aber die Sache hat einen Haken: Das FBI hat mich nicht vergessen. Die warten nur darauf, daß ich mich wieder rühre. Die glauben wahrscheinlich, sie könnten mich auf meine alten Tage hinter Gitter bringen. Und vielleicht schaffen sie’s sogar. Wenn man einen Gangster umbringt, ist das auch Mord, oder?“

      „Natürlich. Und die andere Möglichkeit?“

      „Die andere Möglichkeit sind Sie, Barry. Ich bezahle Sie anständig. Es gibt hundert Gründe, einen Bayard Swope vor Gericht zu bringen. Ein paar Tips können Sie von mir bekommen, wenn Sie ja sagen. Das ist eine saubere Sache, ohne Tote und ohne viel Aufsehen. Und ich habe meine Ruhe.“

      Joe dachte einen Augenblick nach. Dann drückte er entschlossen die Zigarette aus.

      „No, Hymnie, bei mir kriegen Sie kein Bein auf die Erde. Sie können erzählen, was Sie wollen, es läuft auf einen Familienkrach unter Gangstern hinaus. Und da mische ich nicht mit. Tut mir leid, aber Sie müssen selber sehen, wie Sie mit der Sache fertig werden.“

      Hymnie warf die Zigarre fort. Sie war kaum angeraucht.

      „Ich glaube nicht, daß es Ihr letztes Wort ist, Barry. Sie werden sich die Sache in Ruhe überlegen. Fünfhundert Dollar täglich sind eine Realität.“

      „Eine Million auch, aber nicht mal dafür täte ich es.“

      Achselzuckend erhob sich der Gangster. Sein Anzug saß makellos. Er war bestimmt unter der Schere eines New Yorker oder Londoner Modeschneiders entstanden.

      „Sollten Sie es sich anders überlegen, ich wohne im Marberry Hotel“, sagte er. „Sie brauchen nur anzurufen.“

      Er winkte seinem uniformierten Gorilla und ging zur Tür. Bevor er verschwand, wandte er sich noch einmal um.

      „Jeder Mann hat einen Preis, Barry. Die Schwierigkeit ist nur, den herauszubekommen. Bei Ihnen ist es wohl besonders schwierig.“

      „Erraten.“ Joe nickte. „Einen Tip will ich Ihnen geben: Löschen Sie die letzten vierzig Jahre Ihrer Laufbahn, und ich bin bereit, Ihnen zu helfen.“

      „Dreißig“,


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