Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels. Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Das Erbe des Teufels - Joe Barry


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groß, hatte die Wucht eines Stieres und die Reichweite eines Gorillas. Aber seine Technik entsprach einem Flugzeug von 1914.

      Joe ließ ihn herankommen, tauchte ab und rammte seine Faust von unten unter das Kirk-Douglas-Kinn. Den Rest besorgte er frontal. Zum Abschied hielt Joe noch eine kleine Rede.

      „Ich prügle mich nicht gern“, gestand er. „Aber wenn es seia muß, besorge ich es so gründlich, wie ich kann. Trotzdem hoffe ich, daß wir noch gute Freunde werden.“

      Dann kletterte er in seinen SL und fuhr im ersten Gang davon, eine Staubwolke hinter sich lassend.

      Da sie darauf verzichteten, ihre Kanonen zu ziehen und hinter ihm herzuballern, schien seine Hoffnung einigermaßen berechtigt. Aber eine sichere Vorhersage wagte er nicht. Nicht in einem Land, in dem die Sonne täglich auf die Köpfe herunterknallte und die Vernunft herausbrannte.

      Texas! Wenn man alle Neu-England-Staaten zusammennahm, Vermont und Maine, Massachusetts, New Hamshire, Connecticut, Rhode Island und dazu noch Illinois, Ohio, Pennsylvania, New Jersey und New York – wenn man das alles zusammennahm, hatte man die Größe von Texas.

      Und er, Joe Barry, Privatdetektiv aus New York, mit dem Beinamen Privatdetektiv Joe Barry versehen, war jetzt Besitzer eines Stückes Texas, das genau fünftausend Acre groß war.

      Nicht übermäßig viel. Aber auf fünftausend Acre konnte genug Öl aus dem Boden sprudeln um einen Mann reich zu machen.

      War er scharf darauf? Genau besehen, war er es nicht. Er war hierhergekommen, um ein Verbrechen aufzuklären.

      Vor zwei Wochen hatte alles begonnen.

      [2]

      Der Chauffeur in der mausgrauen Livree sah aus wie ein Orang-Utan, den der Wärter mit weißen Handschuhen versorgt hat. Er bemühte sich um einen anständigen Ton, was ihm sichtlieh schwerfiel.

      „Der Chef will Sie sprechen“, sagte er. „Jetzt gleich. Hol’s der Teufel! Er hat gesagt, schaff mir den Burschen her! Und da bin ich. Der Wagen steht unten.“

      Joe fixierte den Mann kühl.

      „Wer hat dich geschickt?“ fragte er.

      „Hymnie, natürlich.“

      Joe hob die Schultern.

      „Kenn ich nicht.“

      „Ist’s die Möglichkeit – er kennt Hymnie nicht!“ Der Chauffeur sprach zu einem unsichtbaren Publikum. „Gibťs so was auch?“

      „Das gibťs“, bestätigte Joe nachdrücklich. „Du kannst also wieder abfahren und deinem Hymnie sagen, wenn er etwas von mir will, soll er persönlich kommen.“

      Die Kinnlade des Mannes klappte nach unten. Er sah aus, als könne er es nicht fassen. Dann machte er kehrt und zwängte seinen faßartigen Körper durch die Tür.

      Joe Barry wandte sich wieder der Vorbereitung seines Frühstücks zu, wobei der Besucher ihn unterbrochen hatte. Es war ein frostiger Märztag. Über Long Island City stand eine kraftlose Sonne und bemühte sich erfolglos, die eisige Luft zu erwärmen. Die große Fensterscheibe war beschlagen.

      Hymnie! Der Name hatte bei Joe eine Saite zum Klingen gebracht, die weiterschwang, während er Eier in die Pfanne schlug. Hymnie hatte früher mal was bedeutet, aber was? Es mußte vor seiner Zeit gewesen sein, damals, als er selbst noch mit den Boys der Nachbarschaft „Gangster und Cops“ gespielt hatte.

      Dann fiel Joe etwas ein. Er hatte in Ganders Kneipe in der 48. Straße von diesem Manne gehört. Dort saßen abends die pensionierten Kriminalbeamten und erzählten aus ihrer Zeit, als es noch die großen Schlachten gab, in Chikago und in New York. Damals herrschten die Verbrecherkönige, die inzwischen in die Geschichte eingegangen waren, und die Lebenserwartung eines Polizisten betrug fünfundzwanzig Jahre, nämlich gerade so lange, bis er seine Ausbildung hinter sich hatte und eingesetzt werden konnte.

      So erzählten die alten Kriminalisten und wischten sich den Bierschaum aus dem Bart.

      Und einen Namen erwähnten sie immer wieder: Hymnie!

      Joe beendete sein Frühstück und trug das Geschirr in die kleine Küche. Dann ging er hinüber in sein spartanisch eingerichtetes Arbeitszimmer.

      Das scharfe Schnarren des Summers nagelte ihn auf der Schwelle fest. Er machte die Tür auf. Der mausgraue Chauffeur fiel ihm fast entgegen.

      „Mr. Hymnie A. Heywood“, verkündete er im Tonfall eines Ansagers im Madison Square Garden, der Sonny Listen ankündigt, den Champion aller Klassen. „Persönlich“, fügte er hinzu, was wiederum höchst überflüssig war.

      Neugierig besah Joe sich den Besucher. Was er sah, sprach ihn nicht übermäßig an. Der Bursche schien hart, stur und gerissen. Manche Gangster werden im Alter fett und schwammig und sind dann nicht gefährlicher als eine Schreckscbußpistole. Hymnie gehörte offenbar nicht zu der Sorte. Obwohl er an die Sechzig sein mochte, wirkte er gefährlich wie eine Kobra.

      Die beiden Männer starrten sich an. Joe tat das sehr eingehend. Er wollte genau wissen, wie ein Mann aussah, der in seinen sechzig Jahren noch nicht eine Stunde gearbeitet hatte, dabei, alles ohne Vorstrafe, reich geworden war wie Rockefeller.

      Dann schraubte Hymnie ein Grinsen in sein lederartiges Gesicht.

      „Hallo, Barry“, sagte er, „ich mußte doch persönlich sehen, wie ein Mann aussieht, der sich weigert, einer meiner Anordnungen zu gehorchen.“

      Joe erwiderte das Grinsen nicht.

      „Ist Ihre Neugier jetzt befriedigt?“

      „Ja, und ich muß sagen, Sie gefallen mir.“

      Hymnie steuerte durch den Raum und ließ sieh in einen Sessel fallen.

      „Ich brauche Sie, Barry“, erklärte er schlicht.

      Der Chauffeur wanderte inzwischen durch die Wohnung und sah sich die einzelnen Einrichtungsgegenstände an.

      Joe blieb unbeeindruckt.

      „Kommt drauf an“, sagte er.

      „Worauf? Auf den Preis? Kein Problem. Hymnie zahlt immer das Doppelte. Altes Geschäftsprinzip, verstehen Sie?“

      „Das sagt noch nichts. Ich lasse mich nicht kaufen.“

      „Das sagte Grover Whalen auch, als er noch Polizeipräsident war. – Hören Sie zu, Barry, ich habe einen Auftrag für Sie. Es handelt sich um den gefährlichsten Job, der innerhalb der letzten fünf Jahre zu vergeben war. Yeah, und weil Sie einen so außergewöhnlich guten Ruf genießen, habe ich sofort an Sie gedacht.“

      „Außerordentlich schmeichelhaft, Mister.“

      „Entsprechend der Arbeit habe ich mir die Bezahlung gedacht. Ich glaube nicht, daß Sie normalerweise viel verdienen. Ihr normaler Tagessatz dürfte kaum über hundert liegen. Stimmťs?“

      „Stimmt. Ein Hungerlohn …“

      Hymnie ging nicht auf die Ironie ein. Seine Stimme blieb ungerührt. Sie klang wie durch Honig gefiltert.

      „Von mir bekommen Sie mehr. Ich zahle täglich fünfhundert, alles im voraus. Was sagen Sie nun?“

      „Endlich ein Weg, aus meinem bitteren Elend herauszukommen“, spottete Joe.

      Sein Besucher sah sich um.

      „Sie wohnen nicht schlecht hier. Komisch, ich dachte immer, Bronx wäre ein Viertel für arme Leute. Hatte keine Ahnung mehr, wie es hier aussieht. Ist wohl auch zu lange her, daß ich mit ’nem abgegriffenen Nickel in der Tasche nach Chikago fuhr und dort anfing.“

      „Mister“, unterbrach Joe ihn, „was für einen Job wollen Sie mir verkaufen?“

      „Gut, daß Sie mich daran erinnern, daß meine Zeit kostbar ist. Schon mal den Namen Bayard Swope gehört?“

      Joe nickte.

      „Ein


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