Die geprellten Verschwörer. W. E. Norris

Die geprellten Verschwörer - W. E. Norris


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Schneider zögernd, denn er fürchtete, durch den triftigsten aller Gründe vom Besuch dieser Gesellschaft abgehalten zu sein.

      „Ist Ihnen nicht gut genug? Nun, ich muss sagen, das ist wirklich zu schlimm von euch Herren. Sie scheinen alle die Vorstellung zu haben, dass die Gesellschaft verpflichtet sei, für ihre Unterhaltung zu sorgen, und wollen doch zu gunsten der Gesellschaft nicht das kleinste Opfer bringen. Wenn die eleganten jungen Männer den Tanz verschwören, so können einfach keine Bälle mehr gegeben werden.“

      „Ach, ich habe das Tanzen gar nicht verschworen; nur finde ich es zuweilen viel angenehmer, still zu sitzen und zu plaudern, meinen Sie nicht auch?“ sagte Herr Schneider, überglücklich, ein eleganter junger Mann genannt worden zu sein.

      „Ja wohl, aber Pflichterfüllung ist selten angenehm, und Sie haben Pflichten, wenn Sie das auch nicht anerkennen mögen. Heute abend werde ich Sie übrigens nicht zum Tanzen veranlassen. Was das für eine unglückselige Geschichte ist mit der Herzogin, nicht wahr?“

      Schneider hatte keine blasse Ahnung, von was für einer Herzogin sie sprach und worin die unglückselige Geschichte bestand; er schüttelte also teilnehmend den Kopf und machte ein feierliches Gesicht.

      „Natürlich finden Sie, dass sie es nur sich selbst zuzuschreiben hat,“ fuhr Lady Belvoir fort. „So urteilen die Männer immer, es ist aber recht unschön und unrichtig, und die Sache ist die, dass sie fast nie die Wahrheit erfahren. Nehmen Sie zum Beispiel nur den Fall mit Lady **. Ich weiss, dass Sie die Dame in keiner Weise entschuldbar finden, und ich gebe ja zu, dass sie eine grosse Thorheit begangen hat, in Wirklichkeit aber ist mehr an ihr gesündigt worden, als sie gesündigt hat.“

      So plauderte sie noch eine ganze Weile fort und besprach die Schwächen hoch gestellter Personen, sowie die Skandale, die sich an ihre Namen knüpften. Schneider wusste nichts von den Dingen, von denen sie sprach; aber er war über alle Massen entzückt, dass sie ihn für eingeweiht hielt in all den Klatsch ihrer Kreise, und lehnte die Haltung des strengen Sittenrichters, die sie ihm andichtete, durchaus nicht ab.

      „Wir sind in der That lange nicht so schwarz, als man uns malt,“ sagte sie schliesslich und setzte in fast klagendem Ton hinzu: „Weshalb wollen Sie sich nicht lieber ein eignes Urteil zu bilden suchen, statt blindlings zu glauben, was man Ihnen von uns erzählt?“

      „Aber ich versichere Sie, dass ich durchaus nicht alles glaube, was man mir sagt,“ wandte Herr Schneider eifrig ein und hielt es zwar für gewagt, aber doch nicht für unerlaubt, hinzuzusetzen: „Jedenfalls werde ich in Zukunft nicht mehr glauben, was ich über Sie höre, Lady Belvoir!“

      „Ach, Sie sind also ganz darauf gefasst, nicht viel Gutes zu hören!“ versetzte sie lachend. „Jedenfalls hat Ihnen Lord Guise nichts Lobenswertes erzählt, dessen bin ich gewiss.“

      Als eine ehrliche und harmlose Seele, die er war, fühlte sich Herr Schneider nicht im stande, diese Behauptung zu widerlegen; aber er versicherte mit verbindlicher Anmut, dass er sich dem edlen Lord ewig verpflichtet fühle für die ihm heute abend zu teil gewordene Ehre, ihr vorgestellt zu sein, und er nahm Lady Belvoirs Aufforderung, sie an Sonntagnachmittagen, wenn er sonst nichts Bessres vorhabe, zu besuchen, mit Freuden an.

      Diese einfache Geschichte beschäftigt sich nur zum Teil mit Herrn Schneiders Unterjochung, die von dieser Stunde an beschlossene Sache war und deren Einzelheiten für Lady Belvoir ergötzlicher gewesen sein mochten, als sie es für den Leser im allgemeinen sein würden. Selbstverständlich suchte er sie auf, selbstverständlich kam er, als sie ihn zum Essen einlud, und ebenso selbstverständlich wurde er ihr unterthäniger Sklave. Sie hatte bei viel widerspenstigeren Opfern, als dieses war, mit Erfolg gewirkt, und worin das Geheimnis dieser Erfolge bestand, wird der Erzähler nie enthüllen, auch wenn er es selbst wüsste; denn die Offenbarung solcher Geheimnisse kann nicht zum Vorteil des Publikums gereichen. Auch gegen Dorothea Leslie, die Herrn Schneider gewöhnlich zudringlich und durchaus nicht annehmbar fand, hütete Lady Belvoir sich wohl, zu erklären, wie und warum sie seinen Skalp ihren früheren Trophäen hinzugefügt hatte.

      „Du bist viel zu wählerisch und streng,“ sagte sie zu dem jungen Mädchen. „Wenn man sich nur bei angenehmen Männern beliebt machen wollte, würde man in einer Einöde leben. Dieser arme kleine Schneider ist auch nicht schlimmer als die andern.“

      „Ich dächte doch, weit schlimmer als einige von ihnen,“ versetzte Dorothea; und nichts konnte sie bewegen, dem Unglücklichen, der seinerseits alles that, um sie zu versöhnen, auch nur die landläufige Höflichkeit zu bezeigen.

      „Aus dem Mädchen kann ich nicht klug werden,“ klagte Schneider eines Tages gegen Eustace Moreton, den er zufällig an der Carlton House Terrace traf. „So oft ich den Mund aufmache, lässt sie eine eiskalte Douche auf mich los, und wenn ich sie an einem dritten Ort treffe, thut sie, als ob sie mich nicht sähe. Wie kommt sie denn nur dazu, sich solch ein Ansehen zu geben, das möchte ich wissen?“

      Herr Moreton wusste es auch nicht und hätte hinzufügen können, dass es ihm auch ganz einerlei sei; er stimmte übrigens dem Gekränkten darin bei, dass sie ein recht unangenehmes Wesen habe. „Sie scheint sich etwas darauf gut zu thun, dass sie gegen Lady Belvoirs Freunde ungezogen ist,“ bemerkte er.

      Allerdings verlor Fräulein Leslie leicht die Geduld mit den Leuten, die Lady Belvoir als Freunde behandelte, und auch mit Lady Belvoir selbst, weil sie diese Herren so behandelte; ihre Gereiztheit war aber für die erfahrenere Freundin nur ein Gegenstand der Belustigung.

      „Sehr schmeichelhaft ist es nicht für mich, wenn du sie Glücksjäger nennst,“ sagte sie dann wohl. „Ich halte sie im Gegenteil für wahrhaft und selbstlos Liebende, und ich muss es doch wissen.“

      Was diese Herren auch sein mochten, sie gab sich jedenfalls unendliche Mühe, sie im Zustand der Unterwürfigkeit und Ergebenheit zu erhalten, und es gehörte ihre ganze Geschicklichkeit dazu, ein Zusammentreffen ihrer Besuche zu verhindern. Trotz seiner angebornen Bescheidenheit konnte sich Herr Schneider bald nicht mehr der Ueberzeugung verschliessen, dass eine schöne, begüterte und hochgeborne Dame auf dem besten Weg sei, sich in ihn zu verlieben. Es war kein Wunder, dass der kleine Mann darüber den Kopf verlor und den grössten Teil des Tages nicht mehr wusste, ob er auf den Füssen oder dem mutmasslichen Sitz seiner Intelligenz stehe.

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