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mit einer Hand zu den Sträuchern während sie mit der anderen an den Leinen ihrer Hunde zerrte, von denen einer gerade im pastellfarbenen Blumenbeet einen Haufen auf ein zartrosa Pflänzchen setzte. Einen ziemlich großen Haufen für einen so kleinen Hund.
»Ach, Alastair!«, schimpfte sein Frauchen prompt. »Nicht immer in die Beete, du dummer, dummer Hund!«
Connor dankte Alastair still für sein perfektes Timing und nutzte die Ablenkung, um sich zu verabschieden. »Noch einen schönen Tag, Ma’am.«
Er verschloss den Wagen und lief zu den anderen.
Gabriel und Sky waren bereits im Schacht verschwunden. Doktor Monroe stand neben der Luke und ließ ihre Plastiktasche an einem Seil in die Tiefe. Sie sah auf, als Connor durch die Büsche kam.
»Ihnen ist klar, dass trotz Ihrer Warnung die Gefahr besteht, dass einige schaulustige Nachbarn hierherkommen werden, sobald die gute Frau erzählt, dass hier eine Spuk Squad im Einsatz ist? Die Sensationsgier der Menschen kennt heutzutage leider keine Grenzen mehr und solange es noch hell ist und sie sich nicht vor den Geistern im Park in acht nehmen müssen, wird die Neugier siegen.«
Connor seufzte und zog sich schnell einen Papieroverall über. »Ja, das kennen wir schon. Ich werde die Luke hinter mir verschließen, damit niemand Fotos durch den Schacht schießen kann oder womöglich auf die Idee kommt, herunterzusteigen.«
Ihre Tasche kam unten an und Doktor Monroe knotete das Ende des Seils an die oberste Leitersprosse.
»Haben Gabriel und Sky Sie vorgewarnt, was Sie dort unten erwartet?«, fragte Connor.
Monroe nickte und zog sich ihre Atemschutzmaske über. »Keine Sorge. Ich habe einen starken Magen.« Mit einem erwartungsfrohen Funkeln in den Augen begann sie die Leiter hinunterzusteigen.
»Na Hauptsache, einer von uns hat Spaß«, murmelte Connor und zog sich ebenfalls seine Maske über.
Am Fuße des Schachtes hatten Gabriel und Sky den Einsatzort bereits wieder gesichert und die Magnesiumlaternen so im Tunnel verteilt, dass sich alle Leichen im hellen Lichtschein befanden.
»Sie haben nicht übertrieben, als Sie von einem Massengrab sprachen«, kommentierte Doktor Monroe, als sie ihren Blick durch den Tunnel schweifen ließ. Dann wurde sie sofort geschäftig und zog eine Arzttasche aus ihrer bunten Plastiktüte. »Ich kann gut verstehen, dass Jon das hier unter dem Radar halten will. Was soll ich für Sie herausfinden? Gibt es irgendetwas, das Ihnen besonders wichtig ist? Bei all den Toten bleibt nicht viel Zeit.«
»Die Todesursache wäre wichtig«, sagte Gabriel. »Ob es bei allen Toten dieselbe ist. Und vielleicht können Sie auch herausfinden, in welcher Reihenfolge ihnen die Verletzungen zugefügt wurden.«
»Der Todeszeitpunkt wäre auch interessant«, fügte Sky hinzu. »Es sieht so aus, als würden die Leichen schon ein paar Wochen hier liegen, aber wir hoffen, dass Sie uns dazu Genaueres sagen können. Außerdem wäre es gut zu wissen, ob dieser Tunnel hier der Tatort oder nur ein Ablageort ist. Und was immer Sie sonst noch herausfinden – wir sind dankbar für alles.«
Monroe nickte und zog ein Skalpell aus einem Lederetui. »In Ordnung. Die Frage zum Tatort kann ich Ihnen jetzt schon beantworten. Der ist nicht hier. Wären diese Menschen hier getötet worden oder hätte man sie verletzt hierhergebracht, um sie ausbluten und sterben zu lassen, müsste es hier viel mehr eingetrocknetes Blut geben. Und die Frage zum Todeszeitpunkt, also ich schätze, wir reden eher von Monaten als von Wochen. Hier unten ist es kühl und trocken. In so einer Umgebung verläuft der Verwesungsprozess langsamer. Aber genauer kann ich das erst nach der Untersuchung der Leichen sagen. Haben Sie schon einmal mit einem Forensikteam zusammengearbeitet?«
»Nur als Beschützer«, antwortete Sky. »Wir bändigen die Geister an Tatorten, haben aber mit der Spurensicherung eigentlich nichts zu tun.«
»Okay. Fotos vom jetzigen Zustand dieses Fundortes haben Sie sicher bereits gemacht?«
»Ja.«
»Gut. Da das hier eine inoffizielle Untersuchung ist und wir nicht viel Zeit haben, sparen wir uns Pingeligkeiten und beschränken uns auf das Wesentliche. Legen Sie vorsichtig alle Leichen nebeneinander, versehen Sie sie mit einer Nummer und machen Sie ein Foto. Ich sehe mir die Toten der Reihe nach an und mache einen kurzen Vermerk zu jeder Nummer, damit es keine Verwechslungen geben kann. Ich nehme an, Sie wollen Fingerabdrücke der Opfer nehmen, um sie identifizieren zu können?«
Gabriel nickte. »Kleidern und Haaren nach zu urteilen, sind es vermutlich Obdachlose, aber vielleicht haben wir bei dem ein oder anderen trotzdem Glück und finden ihn in der Datenbank.«
Monroe nickte ebenfalls. »Gut. Dann machen wir uns mal ans Werk.«
Zwei Stunden später hockte Sky sich mit einer ihrer mitgebrachten Wasserflaschen an den Rand des Einsatzortes und zog ihr Handy aus der Seitentasche ihres Rucksacks.
Kurz nach vier.
Die Zeit hier unten kam ihr vor wie eine Ewigkeit und den Großteil davon hatten sie, Connor und Gabriel damit verbracht, aufgeschlitzte Leichen voneinander zu trennen, damit Doktor Monroe sie untersuchen konnte.
Es gab angenehmere Arten, einen Nachmittag zu verbringen.
Doktor Monroe schien dagegen recht unberührt von den grausigen Anblicken und nahm sich ruhig und effizient einen Toten nach dem anderen für eine kurze Untersuchung vor. Sky fragte sich, was die Gerichtsmedizinerin im Laufe ihrer Dienstjahre schon alles zu Gesicht bekommen haben musste, um so eine Gelassenheit zu entwickeln. Ihr selbst machte der Anblick von grausam zugerichteten Leichen nach drei Jahren bei der Polizei zwar auch keine Probleme mehr, aber so ein Massengrab wie dieses hier war dennoch eine ziemliche Hausnummer und sie merkte, wie ihr all die Toten langsam aufs Gemüt schlugen. Daher hatte sie es Connor und Gabriel überlassen, die Fingerabdrücke der Opfer zu nehmen – soweit das noch möglich war – und sie patrouillierte stattdessen am Rande des Magnesiumlichtscheins. Auch wenn das Licht die meisten Geister fernhalten sollte, gab es immer mal wieder Neugierige, die sich aus den Tiefen des Untergrunds näher wagten. Die Lebensenergie von vier Menschen in ihrem Reich lockte sie an. Im Tunnel Richtung Süden hatte Sky schon einige helle Erscheinungen ausmachen können. Sie schienen stärker als Schemen zu sein, aber nicht so stark, dass sie sich näher herantrauten. Jedes Mal wenn Sky das M-Licht ihrer Taschenlampe auf sie gerichtet hatte, hatte es sie vertrieben.
Sky steckte Handy und Wasserflasche zurück in den Rucksack und machte sich auf, um den Norden erneut zu kontrollieren. Der Tunnel dort war bisher völlig leer geblieben.
»Alles in Ordnung?«, fragte Connor, als sie an ihm und Gabriel vorbeikam, die gerade die steifen Finger einer dürren Frau mit völlig verfilzten, hüftlangen, grauen Haaren auf den kleinen Fingerabdruckscanner drückten.
Opfer Zweiundvierzig.
Eine willkürliche Nummer, weil sie sie zufällig als Zweiundvierzigste aus dem Leichenhaufen gezogen hatten.
Sky atmete tief durch und tröstete sich mit der Hoffnung, dass sie der Frau mithilfe der Fingerabdrücke vielleicht wieder einen Namen geben konnten.
»Im Süden ist alles ruhig. Ich schaue noch mal im Norden nach dem Rechten.«
Sie lief an den Opfern Dreiundvierzig bis Achtundsiebzig vorbei und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie die letzten Minuten im Leben dieser Menschen ausgesehen haben mussten.
Angst. Schmerz. Panik.
Diese Vorstellung war fürchterlich.
Komm schon. Konzentrier dich einfach nur auf deinen Job!
Sie erreichte den Rand des Lichtscheins und trat darüber hinaus. Nur ein paar Schritte, um besser in die Dunkelheit sehen zu können.
Still wartete sie, bis sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. Doch zu sehen gab es nichts.
Kein grauer Schimmer, der den meisten Geistern anhaftete und ihre Präsenz verriet.
Keine