Haselnussbraune Versuchung. Ysold Abay

Haselnussbraune Versuchung - Ysold Abay


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      Haselnussbraune Versuchung

      Ein Roman von Ysold Abay

      Impressum

      © dead soft verlag, Mettingen 2021

       http://www.deadsoft.de

      © the author

      Cover: Ysold Abay

       http://www.ysold-abay.de

      Bildrechte:

      © yanushkov – adobe.stock.com

      1. Auflage

      ISBN 978-3-96089-439-1

      ISBN 978-3-96089-440-7 (epub)

      Inhalt:

      Wenn du bereits einen wichtigen Menschen in deinem Leben verloren hast, dann kannst du es nicht einfach so zulassen, dass jemand geht, der dich von der ersten Sekunde an in seinen Bann gezogen hat …

      Eric wird nach dem unbeabsichtigten Outing vor seinen Eltern Zeuge einer heißen Begegnung und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass der große Mann mit den haselnussbraunen Augen ihn geküsst hätte.

      Colton für seinen Teil kann sich nur allzu gut vorstellen, was er mit dem jungen Typen anstellen will, sobald sie allein sind.

      Wird Eric sich auf ihn einlassen? Soll Colton wirklich derjenige sein, der ihm die Unschuld nimmt?

      ERIC

      „Was wisst ihr schon!“ Die Gefühle in mir explodierten ohne jegliche Vorwarnung. „Ich kann euch sagen, was ich gemacht habe. Ich hab ihn geküsst! Einen Mann – ihr habt richtig gehört.“

      Es fiel mir so viel leichter, die darauffolgenden Worte zu sagen, als ich es immer erwartet hatte. Ich dachte, ich würde Schwierigkeiten haben, sie über meine Lippen zu bringen, vor allem, wenn mein Vater anwesend war. Aber sie schlüpften heraus, als würde ich über das Wetter reden.

      „Ich bin schwul.“

      Der riesige Klumpen, der in diesem Moment von meinem Herzen abfiel, fühlte sich wie eine jahrelang angestaute Last an, die ich nun endlich zurücklassen konnte. Aber es dauerte nur einige Sekunden, bis ich begriff, was ich gerade gesagt und warum ich es bisher für mich behalten hatte.

      Die Verbindung des Videoanrufs stockte im selben Moment und es war mir unmöglich, die Reaktion meiner Eltern zu deuten. Die Farben auf dem Bildschirm spielten verrückt, die Pixel tanzten wild durcheinander.

      „Hallo?“

      Meine Stimme war nur ein dünnes Flüstern, das gerade einmal meine eigenen Ohren erreichte. Als der Bildschirm des Laptops kurz darauf schwarz wurde und mir ein trauriger Emote mitteilte, dass die Internetverbindung zu schlecht war, drehte ich fast durch.

      „Das kann nicht wahr sein!“, stieß ich laut aus, scherte mich nicht darum, dass es meine Mitbewohner vielleicht gehört hatten. Die verdammte Verbindung riss ab und ich konnte weder sagen, ob meine Eltern mein Outing noch verstanden hatten, noch ihre Reaktion dazu beurteilen. Wobei ich mir die meines Vaters schon seit Jahren bildlich vorstellte.

      „Hey, alles klar?“ Mia, meine Mitbewohnerin und langjährige Freundin, streckte ihren Kopf durch die halb geöffnete Tür und sah mich besorgt an. Mit einem Seufzen sank ich in mir zusammen und blickte genervt zu ihr auf.

      „Ich glaube, ich hab mich gerade vor meinen Eltern geoutet“, murmelte ich.

      „Was?“ Mia riss überrascht die Augen auf und machte einen Schritt ins Zimmer.

      „Mhm.“ Ich ließ die Schultern hängen.

      „Und, wie haben sie’s aufgenommen?“ Sie kam zu mir herübergelaufen und stemmte die Hände in die Hüften, was den Worten bei ihrer kleinen Statur mehr Nachdruck verlieh. Sie wusste um die merkwürdige Situation in meinem Elternhaus und hatte mich in den vier Jahren, die wir nun schon zusammenlebten, so gut kennengelernt wie beinahe niemand vorher.

      „Nicht wirklich gut.“ Seufzend klappte ich den Laptop zu, der vor mir auf dem Bett lag und immer noch dasselbe traurige Bild zeigte.

      „Oh, Eric …“ Sie überbrückte die kurze Distanz, die noch zwischen uns war, indem sie sich zu mir auf das Bett setzte, mich in den Arm nahm und einen Kuss auf meine Stirn hauchte. Mein trauriges Lächeln sah sie nicht, kein Danke verließ meine Lippen, aber ich wusste, dass ich es nicht laut aussprechen musste.

      „Komm mal mit“, murmelte sie und nahm meine Hand in ihre, um mich vom Bett zu ziehen.

      „Nein“, quengelte ich. „Ich will nicht.“

      Ihr ungeduldiger Blick ließ mich nach kurzem Überlegen doch nachgeben und so folgte ich ihr aus meinem Zimmer heraus, den Flur entlang und in die kleine Küche, die wir uns teilten. Unser Mitbewohner Alex lehnte an der Küchenzeile und schlürfte aus seiner Tasse.

      „Alex“, stieß Mia aus. „Hör auf, du weißt genau, wie sehr ich dieses Geräusch hasse!“

      „Was meinst du, weshalb ich …“, doch er unterbrach sich selbst, als ich hinter Mias pinkem Haarschopf ins Zimmer geschlurft kam. „Was ist denn mit dir passiert?“

      Mein stummes Kopfschütteln sollte ihm signalisieren, dass ich gerade alles andere als darüber reden wollte. Zum Glück beließ es Alex dabei und löcherte mich nicht weiter, sondern blickte erwartungsvoll zu Mia. Sie bugsierte mich auf einen Stuhl an dem ramponierten Holztisch, der an einer der kahlen, weißen Wände stand, und forderte ihn auf, mir ebenfalls eine Tasse Kaffee einzuschenken – das Grinsen in ihrem Gesicht verhieß nichts Gutes.

      „Also …“, begann Mia und ich umklammerte hilflos meine Tasse. „Heute Abend werden wir ausgehen und du kommst mit.“

      Wahrscheinlich konnte sie an meiner Mine erkennen, dass ich nicht begeistert war. Sie beugte sich über die Tischplatte zu mir herüber und grinste weiter.

      „Komm schon, Eric! Es ist doch nur eine Bar, nichts Aufregendes!”

      Alex nickte nur zustimmend, bevor er einen letzten Schluck aus seiner Tasse nahm und sie dann in die Spüle neben sich stellte. Mit vor der Brust verschränkten Armen stellte er sich vor den Tisch.

      „Ins ‚DD‘ verirren sich an einem Freitagabend sowieso nur eine Handvoll Leute, die sich überhaupt nicht für dich interessieren werden.“

      Bei dem Namen der Bar wurde ich hellhörig, versuchte aber, weiterhin missmutig dreinzublicken. Die Kneipe war nicht weit von meiner neuen Arbeit entfernt, bei der ich erst vor wenigen Tagen angefangen hatte – ein kleiner Lebensmittelladen um die Ecke. Und soweit ich es bisher beurteilen konnte, waren im „Devils Doorstep“ ausschließlich Biker unterwegs.

      „Ich glaube, bei dir ist wirklich was schiefgelaufen, Alex.“ Mia sah ihn kichernd an und er streckte ihr die Zunge entgegen. Sie spielte auf Alex Sunnyboy-Ausstrahlung an, die so überhaupt nicht zu seinem Musikgeschmack passte. Ich musste lächeln, was den beiden nicht verborgen blieb.

      „Gib dir einen Ruck.“

      Das aufmunternde Lächeln, das sie mir zuwarf, veranlasste mich dazu, zaghaft zu nicken. Alex’ breites Grinsen hatte meistens nichts Gutes zu bedeuten und ich konnte schon jetzt vor mir sehen, dass der Abend von Alkohol geprägt sein würde. Aber vielleicht war es genau das, was ich gerade brauchte.

      ***

      „Noch eine Runde, bitte!“

      Ich stöhnte belustigt auf, als die junge Bedienung an unserem Tisch vorbeikam und Alex mehr von den Shots bestellte, die mir immer noch in der Kehle brannten. Wenn ich vorhergesehen hatte, dass der Abend viel Alkohol beinhalten könnte, dann war das völlig untertrieben gewesen – ich war froh über das Abendessen, das wir bestellt hatten.

      In den letzten Wochen war mein Leben unter dem Motto „Eat, Sleep, Learn, Repeat“ nicht gerade


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