Haselnussbraune Versuchung. Ysold Abay
hat er mehr erwartet, dachte ich bei mir und setzte noch hinterher: „Mein Bruder wollte sich damit als Unternehmensberater selbstständig machen.“
„Möchtest du denn dasselbe machen?“, fragte Colton ehrlich. Darüber musste ich tatsächlich eine ganze Weile nachdenken, in der ich den Blick von seinem löste und auf die Tischplatte vor uns sah.
„Nein, ich denke nicht“, antwortete ich schließlich. „Um ehrlich zu sein, hab ich mir bisher gar keine Gedanken darum gemacht. Das Ende war immer so weit entfernt.“
Wir saßen noch ein Bier lang da und unterhielten uns – ich hatte das Gefühl, wir hätten noch bis zum nächsten Morgen reden können, so locker und losgelöst war das Gespräch. Für Nachtisch waren wir beide zu satt und ich fühlte langsam, wie mich die Müdigkeit des anstrengenden Tages überkam. Während Colt die Rechnung bezahlte, versuchte ich erfolglos, ein Gähnen zu unterdrücken.
„Langweile ich dich?“, fragte er mehr scherzhaft, als die Bedienung wieder gegangen war.
„Nein.“ Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Anstrengender Tag.“
„Möchtest du gehen?“
Obwohl ich mich gerne noch länger mit ihm unterhalten hätte und mich schlecht fühlte, seine Frage zu bejahen, nickte ich müde. Colton stand daraufhin auf und lächelte mich an.
„Dann komm. Wir wollen ja nicht, dass du am Tisch einschläfst.“
Draußen war es bereits dunkel und die Straßenlaternen leuchteten gelb über uns. Während wir in den Pick-up stiegen und Colt losfuhr, fiel mir auf, dass die Stimmung anders war als am Anfang des Abends. Ich fühlte mich nicht mehr unwohl, machte mir keine Gedanken darum, was ich sagen oder tun sollte. Ich genoss einfach seine Anwesenheit und saß entspannt neben ihm. Und obwohl wir wieder die gesamte Fahrt über kein Wort miteinander redeten, war es doch, als würden wir uns im Stillen miteinander austauschen. Ich glaubte, zu fühlen, dass er meine Anwesenheit auch angenehm fand, dass er zufrieden war nach diesem Abend.
Colton hielt vor unserem Haus, aber ich machte keine Anstalten, den Wagen zu verlassen. Er war sehr still, blickte auf seine Hände, die noch immer auf dem Lenkrad lagen.
„Alles in Ordnung?“, fragte ich aus Angst, ich hätte sein Schweigen vielleicht doch falsch interpretiert.
„Ja.“ Colton lächelte zu mir herüber. Dann, unerwartet und plötzlich, ließ er das Lenkrad los und lehnte sich zu mir herüber – was in dem riesigen Fahrzeug gar nicht so einfach war. Ich blieb wie erstarrt sitzen und beobachtete ihn, seine Gesichtszüge, die aus der Nähe so viel schöner wirkten. Er hob eine Hand und legte sie vorsichtig in meinen Nacken, warm und weich, seine Haut auf meiner. Mein Blick huschte zwischen seinen haselnussbraunen Augen und seinen glänzenden Lippen hin und her, betete, dass er mir noch näher kam.
„Darf ich etwas probieren?“, fragte er und ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren, schauderte bei den gemurmelten Worten.
„Bitte“, flüsterte ich.
Colton überbrückte die wenigen Zentimeter, die noch zwischen unseren Mündern gelegen hatten, und berührte meine Lippen vorsichtig mit seinen, sanft und feucht. Die erste Berührung war schüchtern, beinahe nicht da gewesen und ein heißer Schauder zog daraufhin meinen Rücken hinauf über meinen Nacken und kribbelte in meinem Kopf.
Ich schloss die Augen, als er ein zweites Mal zu einem Kuss ansetzte, diesmal fester und ohne Zweifel. Das Gefühl seines Bartes, der mich kitzelte, von Coltons Hand, die mich noch näher zu sich heranzog, berauschte mich, ließ mich zittern. Seine weichen Lippen, die meine in Besitz nahmen. Noch niemand hatte mich so geküsst – so männlich, so gut und mit so viel Leidenschaft.
***
Das Erste, das mir auffiel, als ich am nächsten Morgen die Küche betrat, war Mia, die freudestrahlend am Küchentisch saß und mich angrinste.
„Guten Morgen“, trällerte sie, stand auf und reichte mir gleich darauf eine Tasse mit Kaffee. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es kein Zufall war, dass sie so freundlich zu mir war.
„Morgen“, murmelte ich. Mit der Hand fuhr ich mir durch das wirre Haar, bevor ich mich ihr gegenüber am Tisch niederließ und langsam an meinem Kaffee schlürfte.
„Na?“, fragte Mia überschwänglich und sah mich dabei aufgeregt an. Trotz meiner Müdigkeit wusste ich sofort, was hier eigentlich Sache war. Sie wollte, dass ich ihr vom gestrigen Abend erzählte.
„Na, was?“, antwortete ich unschuldig und tat, als wüsste ich nicht, wovon sie sprach.
„Wie lief es gestern mit Colton.“ Bei seinem Namen wackelte sie mit einer ihrer Augenbrauen, doch ich schüttelte nur den Kopf über sie.
„Gut“, sagte ich und wusste, dass es ihr als Antwort nicht ausreichen würde.
„Nur gut oder gut?“, fragte Mia grinsend.
Noch zögerte ich, ihr ausführlicher vom Abendessen zu erzählen. Wobei nichts dagegen sprach. Wenn ich die Tatsache außer Acht ließ, dass er verdammt gutaussehend war und mit mir ins Bett wollte. Und dass er mich geküsst hatte. Denn dann würde ich heute keine ruhige Minute mehr haben.
„Es war gut, okay?“, sagte ich und hoffte, sie würde damit Ruhe geben.
Zu meinem Glück kam in diesem Moment auch Alex in die Küche, verschlafen und nur mit Shorts bekleidet. Er nahm sich Kaffee und verschwand, ohne ein Wort zu sagen, wieder in seinem Zimmer – wie jeden Morgen. Ich nutzte die Chance, um Mias Fragen aus dem Weg zu gehen, indem ich mit meiner Tasse ebenfalls in meinem Zimmer verschwand. Mit dem Smartphone in der Hand setzte ich mich aufs Bett und trank den Kaffee, bevor ich mich für meine Schicht im Laden fertigmachen musste.
Colton, 7:11 Uhr – Ich möchte am Wochenende gerne für dich kochen. Kannst du Samstag Abend?
Coltons Nachricht ploppte auf und ich musste sie, ungläubig, zwei Mal lesen. Er wollte offensichtlich keine Zeit verlieren, mich wiederzusehen.
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