Haselnussbraune Versuchung. Ysold Abay

Haselnussbraune Versuchung - Ysold Abay


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bestätigte ich.

      Mia nickte ernst, ihre pinken Haare rutschten ihr dabei über die Schultern, bevor sie mich noch einmal von oben bis unten betrachtete und grinsen musste. Ich sah selbst an mir herunter und überprüfte das Outfit, das ich gewählt hatte. Jeans, Sneakers und ein einfarbiges Shirt. Es war schließlich kein Date.

      „Das willst du anziehen?“

      Schulterzuckend nickte ich und fragte mich still, ob etwas damit nicht in Ordnung war. Bevor ich aber fragen konnte, was ihr Problem war, bekam ich eine Nachricht von Colton. Er war da.

      „Viel Spaß!“, riefen mir die beiden hinterher, als ich die Treppe hinunterjoggte. Ich verdrehte nur die Augen.

      Draußen vor der Tür parkte ein großer, dunkelblauer Pick-up, am Steuer saß Colton. Das Auto passte so perfekt zu ihm, wie auch seine Kleidung und der gepflegte Bart zu ihm gehörten. Mir ihn in irgendeiner Familienkutsche vorzustellen, war absurd. Ohne Umwege ging ich zur Beifahrertür und öffnete sie. Colton begrüßte mich mit einem breiten Lächeln, während ich zu ihm in das hohe Auto stieg.

      „Hi“, begrüßte er mich grinsend.

      „Hey“, antwortete ich.

      Nervös sah ich zu ihm hinüber, in meinem Magen kribbelte es und ich wusste nicht recht, was ich sagen oder tun sollte. Colton startete den Wagen und aus dem Radio drang leise Rockmusik. Die harten Gitarren und düsteren Stimmen erinnerten mich an das, was Alex manchmal hörte.

      „Was hast du geplant?“, fragte ich, um die merkwürdige Stille zu füllen, während er losfuhr.

      „Lass dich überraschen.“ Ein kurzer Seitenblick in meine Richtung, das Glitzern in seinen Augen machte mich nervöser, als es sollte. Und Colton schien zu merken, dass ich auf dem Sitz hin- und herrutschte.

      „Entspann dich“, betonte er daraufhin. „Wir gehen essen und dann sehen wir, wie der Abend läuft.“

      Etwas erleichtert ließ ich mich in meinem Sitz nach hinten sinken und beobachtete Colton dabei, wie er uns mit dem riesigen Pick-up zum Ziel brachte. Hin und wieder blickte ich ihn dabei verstohlen von der Seite an, versuchte, zu begreifen, dass ich gerade wirklich mit ihm unterwegs war. Gleichzeitig fühlte ich mich wie der letzte Idiot, weil wir während der Fahrt kein Wort miteinander redeten.

      Nach einigen endlos langen Minuten steuerte er den Wagen von der Straße weg auf den Parkplatz eines Restaurants. Die großen roten Leuchtbuchstaben und die rustikale Außenfassade ließen mich überrascht die Augenbrauen in die Stirn ziehen. Wir waren bei einem Steakhouse angekommen.

      „Da wären wir.“ Colton stieg aus dem Wagen aus und ich folgte ihm, lief neben ihm her zur Eingangstür.

      „Sieht nett aus.“

      Im Inneren begrüßten uns viel Holz, Erdtöne an den Wänden, der Geruch von gegrilltem Fleisch. Colton passte perfekt in die Einrichtung. Wir wurden freundlich begrüßt und dann zu einem Tisch gebracht, der für uns reserviert war. Die Bedienung nahm unsere Getränkebestellung direkt auf, nachdem sich unsere Blicke getroffen hatten und wir uns stumm auf ein Bier geeinigt hatten.

      Während Colton nur einen flüchtigen Blick in die Karte warf, bereits nach wenigen Sekunden ausgewählt hatte, was er essen würde, und diese dann wieder neben sich legte, blätterte ich durch die Seiten.

      „Du bist oft hier, oder?“, fragte ich dann wie beiläufig. Colton nickte zur Antwort.

      „Ja, ich mag es hier.“ Ich musste unweigerlich lächeln, als ich meine Karte ebenfalls zur Seite legte und er mich über den kleinen Tisch hinweg angrinste.

      Die Bedienung kam mit unseren Getränken zurück und nahm die Bestellung für den Hauptgang auf. Colton bestellte ein Steak, wie erwartet, ich eine Gemüsepfanne mit Ofenkartoffel und Dip. Erst als der Kellner weg war, spürte ich seinen interessierten Blick auf mir.

      „Isst du kein Steak?“

      „Ich bin Vegetarier“, sagte ich amüsiert, während Colton überrascht die Stirn runzelte.

      „Mist, das hätte ich vielleicht vorher klären sollen.“ Er schüttelte über sich selbst den Kopf. „Entschuldige.“

      „Nein, schon ok.“ Beschwichtigend lächelte ich ihn an. „Hier gibt es auch viel Auswahl ohne Fleisch.“

      „Na gut“, seufzte Colton ergeben. „Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“

      Den Kopf etwas schief gelegt dachte ich darüber nach, ob es noch mehr Dinge gab, die ich ihm jetzt sofort sagen sollte. Entschied aber, dass es da vorerst nicht mehr gab, und schüttelte grinsend den Kopf.

      „Nein, ich glaube, das war’s erstmal.“

      Das ehrliche Lachen, das darauf folgte, jagte mir einen wohligen Schauder über den Rücken und ich konnte nicht anders, als mit einzustimmen.

      „Warum isst du kein Fleisch?“, fragte Colton, nachdem wir uns wieder beruhigt hatten und jeder einen Schluck von seinem Bier genommen hatte.

      „Ich mag einfach den Geschmack nicht“, gab ich ehrlich zu. Ich konnte nur sehen, wie er eine Augenbraue etwas weiter in die Stirn zog, aber er urteilte nicht darüber, sondern nickte.

      „Gut, dass wir auswärts essen sind und ich nicht für dich bei mir zu Hause gekocht habe.“

      Ich konnte nicht verhindern, dass meine Wangen rot wurden und glühten, als er das sagte. Ich musste mir Coltons Zuhause vorstellen, ich in seiner Küche und an seinem Esstisch. Um meine Nervosität zu überbrücken, lächelte ich.

      „Du kannst kochen?“, fragte ich etwas überrascht und konnte Coltons Mundwinkel amüsiert zucken sehen. Dumme Frage, nur weil er ein Kerl ist?

      „Ich glaube, das muss ich dir irgendwann beweisen.“ Er grinste und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.

      Dann überraschte mich Colton noch einmal an diesem Abend, indem er mehr von sich erzählte, einfach so, ohne, dass ich danach fragen musste. Er war in einer einsamen Gegend aufgewachsen, seine Eltern hatten dort eine Farm – ich stellte mir vor, was für eine glückliche Kindheit er gehabt haben musste, umgeben von der Natur und Tieren aufzuwachsen.

      „Ich bin wegen einem einfachen Job bei ‚W. M. W.‘ hierhergekommen, den ganzen Tag an der frischen Luft, mit sich und den Bäumen alleine. Mittlerweile leite ich aber das Büro dort.“

      Ich wollte nicht zu erstaunt darüber wirken, dass Colton eine so hohe Position bei „Walter Melton Woods“ hatte, das nicht weit von hier lag. In meinen Kopf schoss ein Bild von ihm, wie er mit nacktem Oberkörper zwischen Baumstämmen stand und die Axt schwang. Verdammt, der Gedanke war verstörend und heiß gleichzeitig.

      „Warum hast du es angenommen, wenn du dann nicht mehr draußen unterwegs bist?“, fragte ich, um zu überspielen, dass meine Wangen schon wieder glühten und mich eine Hitzewelle ergriff.

      „Holzfäller ist eben doch ein Knochenjob“, Colton zuckte mit den Schultern.

      Bald darauf kam unser Abendessen und wir verfielen in angenehmes Schweigen. Colton schnitt ein winziges Stück seines Steaks ab, das Fleisch war innen rosig und saftig. Mit fragendem Blick hielt er mir seine Gabel entgegen, aber ich lehnte ab.

      „Danke, aber ich möchte mir den Geruch nicht verderben.“ Colton lachte laut auf.

      „Schmeckt denn dein Gemüse?“, fragte er und ich nickte, während ich kaute und dann schluckte.

      „Ja. Dein Steak?“ Colton nickte ebenfalls, lächelte.

      Nach dem Essen unterhielten wir uns weiter über alles, was uns gerade in den Sinn kam. Ich erzählte von meinem Studium und wie es so lief in den letzten Zügen und ich meinen Mitbewohnern mit meiner schlechten Laune auf die Nerven ging. Die anfängliche Nervosität, die ich in seiner Gegenwart verspürt hatte, war ein Stück weit verschwunden und ich fühlte mich wohler. Colton war ein guter Zuhörer und ein angenehmer Gesprächspartner.

      „Erzähl


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