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Dunkles Spiel im Elderreich. Meghan Maslow
„Du kannst ihn nicht bis in alle Ewigkeit mit Handlangerdiensten und Papierkram beschäftigen.“
„Oh doch, das kann ich.“ Wäre es nach meinem Drachen gegangen, wäre Bill niemals einer Gefahr ausgesetzt gewesen. Das galt auch für Quinn. Leider war das keine Option.
Bill kam zurück ins Wohnzimmer, ließ sich neben Quinn in die Kissen fallen und stellte einen großen Krug auf den Tisch, aus dem er Flüssigkeit verschüttete.
„Ich kann nützlich sein, Boss. Besonders an einer Universität. Sieh mich an! Man könnte mich für einen Professor halten.“ Er wischte gedankenverloren den Tisch ab.
„Wir hatten diese Diskussion schon, Bill. Ich mag dich. Ich möchte, dass du im Elderreich bleiben kannst. Ich möchte gerne im Elderreich bleiben. Ich kann nicht riskieren, dass irgendwas schiefläuft und mein Vater mit hineingezogen wird. Er hasst dich auch so schon genug.“
„Ich möchte nur festhalten, dass du mir nicht erlaubt hast, mit zur Pyramide zu kommen. Aber hättest du es getan, wärst du nicht verletzt worden. Ich hätte den Weg freigemacht und ihr hättet euch um den ähm … Hammer kümmern können.“ Er kratzte sich am Kopf. „Sollen wir ihn vielleicht den Hammer von Duume nennen, da es offensichtlich nicht Scrodbuns Kriegshammer ist?“
Jetzt stöhnte Quinn. „Was ist das nur mit dir und den Beinamen? Du bist davon besessen.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest“, schnaubte Bill.
„Ich kann es nicht riskieren, Bill. Es tut mir leid. Ich würde dich gerne mitnehmen, aber du bist leuchtend rot und fast zweieinhalb Meter groß. Ich weiß nicht, was du dir vorstellst, wie du dich unauffällig auf dem Fecks Campus bewegen könntest.“
„Du bist auch groß! Und unauffällig bist du auch nicht gerade. Jeder im Elderreich weiß von dem Starfig, der der Vertraute einer Hexe ist.“
„Zauberer“, stöhnte Quinn. „Hexen haben keinen Schwanz.“
Wir ignorierten ihn. Bill brachte weitere Argumente vor und lehnte weiterhin hartnäckig ab.
„Schau, du bist erst seit kurzer Zeit hier. Warte ein paar Monate ab und dann sehen wir weiter.“ Mehr konnte ich nicht tun.
„Was ist der wahre Grund?“ Bill schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte.
„Ich habe dir doch gesagt …“
„Und jetzt versuchen wir es mal mit der Wahrheit. Wenigstens das verdiene ich. Du vertraust mir nicht? Ist es das? Du denkst, ich könnte durchdrehen und jemanden fressen. Du kannst es mir sagen.“
„Das stimmt nicht.“
„Ehrlich gesagt ist es ziemlich enttäuschend, dass du deinen Vater vorschiebst.“
„Ich habe nicht …“
Quinn hustete. Es hörte sich verdächtig danach an, als hätte er Unsinn gesagt. Ich sah zu ihm.
„Wirklich? Du auch, Zauberer?“
„Ich habe nichts gesagt.“ Quinns Unschuldsmiene wirkte nicht sehr überzeugend. Das breite Grinsen zerstörte die Wirkung. „Ich finde, Bill hat ein Recht darauf, zu erfahren, warum du ihn immer auf die Ersatzbank verbannst. Es liegt nicht daran, dass du ihm nicht vertraust. Und dein Vater ist definitiv auch nicht der Grund.“
Beide sahen mich erwartungsvoll an. Nein, ich wand mich nicht unter ihren Blicken. Jedenfalls nicht sehr.
Ich atmete tief aus und drehte meinen Löffel zwischen den Fingern, während ich nach den richtigen Worten suchte. Ich musste nicht aufblicken, um zu wissen, dass sie mich immer noch fixierten.
„Ich habe Angst, dass dir etwas zustoßen könnte“, murmelte ich, kaum lauter als ein Flüstern.
Stille. Eine Sekunde. Zwei.
Ich sah auf. Quinn und Bill sahen mich gleichermaßen mit einem verblüfften Ausdruck an, der nicht wirklich schmeichelhaft war. Ich stöhnte. „Was?“
„Hast du gerade gesagt, du machst dir Sorgen, dass ich verletzt werden könnte?“ Bill richtete seine Brille und beugte sich zu mir, als müsse er mich aus der Nähe betrachten.
„So was in der Art.“
Beide brachen in schallendes Gelächter aus. Hielten sich aneinander fest und mussten sich gegenseitig auf den Rücken klopfen.
Genau das war der Grund, warum ich nichts gesagt hatte. Es hörte sich sogar für mich selbst verrückt an.
Als ihr Lachen nur mehr ein Keuchen war, meinte Bill: „Nimm es mir nicht übel, Boss, aber du weißt schon, dass ich der gefürchtetste Jäger in diesem Reich bin, oder? Nun, abgesehen von deinem Vater vielleicht. Ich könnte so ziemlich jedes lebende Wesen im Elderreich töten, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen.“
Ich stieß einen tiefen Schrei aus und bäumte mich auf. Bill quietschte, rollte sich von seinen Kissen und lag mit erhobenen Händen auf dem Rücken. Der Inbegriff von Unterwerfung.
„Was zur Hölle war das?“ Quinn sprang auf, packte mich an den Schultern und versuchte mich zurückzuhalten, als sei ich verrückt geworden.
Ich zeigte auf Bill. „Das ist der Grund, warum ich mir Sorgen mache.“
Bill streckte sich und richtete sich langsam wieder auf. Er blinzelte ein paar Mal rasch. „Ich verstehe das nicht. Ich habe so etwas nie zuvor getan. Ich hätte dich in Stücke reißen müssen, als du mich herausgefordert hast.“
Quinns Blick wanderte zwischen uns hin und her. Er hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gesaugt und schien von dieser neuen Entwicklung verwirrt. Schließlich sah er mich an. „Erklär es uns.“
„Ich bin der Anführer des Clans.“ Ich entspannte mich in meinen Kissen und setzte meine Mahlzeit fort, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen.
„Und das bedeutet?“ Quinn griff nach Bills Hand und zog ihn zurück auf die Kissen.
Ich deutete auf uns drei. „Mein Drache hat entschieden, dass wir einen Clan bilden.“
„Aha.“ Quinn nickte mir auffordernd zu.
„Ich bin der Alpha und Bill hat das akzeptiert. Deshalb hat er mich nicht angegriffen und deshalb ist es meine Pflicht, ihn zu beschützen.“
„Aber … aber …“ Bill schüttelte den Kopf. „Dämonen leben nicht in Clans. Die meisten von uns können nicht einmal zusammen arbeiten, Red Furys sind Einzelgänger.“
„Nun, du hast selbst gesagt, du bist nicht wie die meisten Red Furys.“
Bills Augen wurden groß und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Du meinst … ich bin Teil des Clans. Ich … gehöre dazu.“ Er sagte die letzten Worte andächtig. Quinn drückte seine Hand und wandte sich wieder mir zu.
„Ja, ich verstehe es auch nicht. Technisch gesehen habe ich keinen Clan. Ich sollte nicht in der Lage sein, mit nicht-Drachen einen zu bilden, und schon gar nicht, einen anzuführen. Normalerweise ist das eine Ehre, die man sich erkämpfen muss.“ Ich seufzte. „Ich beginne zu verstehen, dass mein Drache so seltsam ist wie ihr beide.“
Quinn kicherte. „Ich nehme dir das nur deshalb nicht übel, weil ich weiß, wie du es meinst.“
„Boss, das ergibt keinen Sinn. Du nimmst Quinn mit, obwohl er nicht annähernd so widerstandsfähig ist wie ich.“
„Ich weiß, dass es keinen Sinn ergibt, aber da er mein Zauberer und mein Gefährte ist, will mein Drache auch für keine noch so kurze Zeit von ihm getrennt sein. Ich muss mit ihm zusammen sein. Muss wissen, dass er in Reichweite ist. Oder in einem Turm eingeschlossen.“ Ich zwinkerte Quinn zu. „Da das keine Option ist, muss er bei mir sein. Bei dir weiß mein Verstand, dass du gut auf dich selbst aufpassen kannst. Es ist nur so, dass mein Drache auch dich keiner Gefahr aussetzen will. Ich kann euch nicht beide beschützen. Ich habe mit Quinn