Dunkles Spiel im Elderreich. Meghan Maslow
war nicht bewusst, dass du obendrein auch noch schön bist. Aber Auric neigt dazu, sich mehr auf die inneren Werte als auf die äußere Erscheinung zu konzentrieren.“ Sein Grinsen war ansteckend und Quinn erwiderte das Lächeln und kicherte über den Scherz.
„Daran muss es liegen.“ Vielleicht war es auch mir nicht ganz gelungen, ein Lachen zu unterdrücken. Mein Vater und innere Schönheit passten einfach nicht in denselben Satz.
Aber Quinns Schultern entspannten sich und ich empfand Dankbarkeit, dass Greyclover sich meinem Gefährten gegenüber nicht so abweisend verhalten hatte wie viele andere.
Als die Gargoyles in unser Lachen einstimmten, richtete ich mich sofort zu meiner vollen Größe auf. Jemand versuchte, meinen Vater zu ermorden. Greyclover bemerkte die Veränderung in meiner Haltung sofort.
„Keine Sorge, Twig. Ich werde nicht zulassen, dass deinem Vater irgendetwas zustößt.“ Er deutete auf die Gargoyles. „Valod und Kizzaz sind zwei unserer besten Wächter. Sie werden uns nicht im Stich lassen.“
Beide Wächter nickten zustimmend und zeigten ihre bedrohlichen steinernen Zähne.
Wie auf Kommando streiften ein paar Reihen hinter uns sechs Kobolde ihre Kapuzen ab und stürzten sich auf unsere Gruppe. Innerhalb des Ratssaals funktionierte Magie nicht, dafür aber guter, altmodischer Stahl. Und davon hatten sie reichlich. Noch ehe ich mehr als entsetzt nach Luft schnappen konnte, drehten sich die Gargoyles mit einem Tempo, das ich bei Ihresgleichen noch nie gesehen hatte, um und rissen die Möchtegernangreifer in Stücke. Aus abgehackten Händen fielen Schwerter zu Boden, Degen ragten aus den Gürteln von nunmehr leblosen Körpern. Ein abgetrennter Kopf rollte sogar bis zu der Bank, die wir besetzt hatten.
Es war schrecklich, brutal und hässlich. Ich mochte diese Jungs.
Massenpanik brach aus. Reihe um Reihe der entsetzten Zuschauer stürzte auf die Türen zu. Wächter begleiteten die Ratsmitglieder zu einem privaten Ausgang.
Großartig. Nun würde ich später zurückkommen müssen, um meine Papiere abzugeben.
„Stopp!“, rief mein Vater und alle erstarrten, als hätte er sie mit einem Zauber belegt.
„Die Bedrohung wurde neutralisiert“, schnaubte er verächtlich. „Also schlage ich vor, dass wir fortfahren.“ Er setzte sich auf die Bank, als sei nichts Außergewöhnliches passiert, und ignorierte die Körperteile, die über den Boden des Saals verstreut lagen.
Und natürlich setzten sich auch alle anderen wieder hin. Ich eingeschlossen.
Mein Vater deutete auf den Rat. „Beginnen eure Treffen immer so spät? Ich habe Gesetze auszuarbeiten und politische Initiativen zu einem Abschluss zu bringen. Lasst uns weitermachen.“
Die Ratsmitglieder und besonders Flintheart wurden unter seinem Blick sichtlich blass.
Ein Hammer knallte auf den Tisch und sorgte für Ruhe im Saal.
„Hättest du mir je davon erzählt, Dad?“, flüsterte ich, als der Vorsitzende das erste Thema des Abends ankündigte.
„Nein“, schnaubte er.
„Ist das alles, was du zu sagen hast? Nein?“
„Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Glaubst du, es ist das erste Mal, dass jemand versucht hat, mich zu töten? Ich bin über zwölfhundert Jahre alt, Twig. Ich habe mich schon mit einigen Mordversuchen herumgeschlagen.“
„Auric, das ist kein Scherz. Das war jetzt Anschlag Nummer sechs. In einem Monat. Das ist nicht normal. Irgendwer will dich wirklich tot sehen.“ Grayclover legte einen Finger an sein Kinn. „Ich meine, mehr als sonst.“
Mein Vater würdigte Greyclovers Vorwürfe keiner Antwort. „Ich würde diesen letzten Angriff wohl kaum als ernsthaftes Attentat bezeichnen“, fügte er hinzu.
KAPITEL 7
„Ich kann nicht glauben, dass jemand versucht, deinen Vater umzubringen“, sagte Quinn, als wir uns spät am Abend in unserem Bett entspannten. „Ich meine, natürlich kann ich es glauben. Er ist ein Arsch. Aber wow. Und er hätte es uns nicht einmal erzählt.“
Ich rutschte ein Stück und zog die dicke Felldecke über uns. Quinn schmiegte sich an meine Seite, als würde er da hingehören. So war es auch.
„Es sollte mich nicht überraschen, aber irgendwie tut es das trotzdem.“
„Und was läuft da zwischen ihm und diesem heißen Typ von Greyclover? Hast du bemerkt, wie dein Dad ihn angesehen hat? Holla, da lag eine Menge sexueller Spannung in der Luft.“
Ich kicherte. „Glaubst du? Ja, vielleicht. Aber ich bin sicher, dass es bei meinem Vater nur Lust ist. Für etwas anderes müsste er ein Herz haben und wir wissen beide, dass er keins hat.“
„Das ist wahr. Aber er hat sich so untypisch verhalten. Ich glaube, er ist sogar rot geworden. Stell dir das vor!“
„Das war eines der Highlights meines Lebens“, scherzte ich. „Vielleicht sollte ich Greyclover Fanpost schicken.
Wir kicherten beide und bauten dabei den Stress des Tages ab. Ich hatte meine Bewerbung um einen Sitz im Stadtrat erfolgreich abgegeben. Zu meiner Überraschung war die Tinte auf der Schriftrolle noch lesbar gewesen, obwohl meine Hände so geschwitzt hatten, als ich sie überreicht hatte.
„Wirst du enttäuscht sein, wenn du gewinnst?“ Quinn folgte meinen Gedanken nahtlos. Einer der Vorteile davon, sein Vertrauter zu sein.
„Ich weiß nicht. Ich hasse die Vorstellung, mit diesen Alphae-Schwätzern im Rat zu sitzen, und dass mein Dad mich ständig für seine Zwecke einspannen würde. Aber ich mag die zwei Mitglieder aus der Neptun und der Ikarus Gilde. Die sehen wie anständige Ladies aus und scharfzüngig sind sie auch. Und ich höre, dass auch ein Mitglied der Hufträger Gilde gegen einen der regierenden Alphae in diesem Sektor der Stadt antritt. Vielleicht könnten wir zu viert ein paar Veränderungen bewirken, von denen Lighthelm profitieren würde. Oder zumindest Veränderungen, von denen nicht nur die Alphae profitieren.“
„Dann wären aber immer noch fünf Alphae im Rat, die euch bei jedem Vorschlag überstimmen würden.“
„Es gibt vielleicht Hoffnung bei Nebula Candelbloom. Sie scheint nicht ganz so hochnäsig zu sein wie der Rest von ihnen.“
Quinn strich abwesend mit einer Hand über meine Brust und fuhr meine Zeichnung nach. Er lächelte an meiner Haut und der schwache Schein einer Wandleuchte aus buntem Glas tauchte seine Gesichtszüge in ein beinahe ätherisches Licht. „So ungern du das auch zugibst, du hast etwas von der politischen Klugheit deines Vaters.“
Ich stöhnte. „Sag das nicht. Ich möchte in keinster Weise wie er sein.“
Quinn seufzte. „Ach Twig, wie können dem Einfluss unserer Eltern nie ganz entkommen. Selbst dann nicht, wenn wir uns darum bemühen.“
Ich verspannte mich. „Hast du von deinen wieder etwas gehört?“
Seit Quinn mich zu seinem Vertrauten gemacht und entdeckt hatte, dass er als Zauberer doch kein Versager war, erhielt er immer wieder Briefe und Grüße aus dem Hominusreich, vom Hexenrat für heilige Magie und von seinen Eltern, die ihn seinem Schicksal überlassen hatten, als er sie gebraucht hätte. Wir waren beide nicht bereit, uns versöhnlich zu zeigen.
„Nein.“ Seine Hand hörte auf über meine Brust zu streicheln. „Ich frage mich nur …“
„Quinn?“
Er sah zu mir auf und lächelte. „Nichts. Es ist nichts. Lass uns nicht über sie reden. Lass uns besser überhaupt nicht über Eltern reden.“
Seine Hand nahm ihre gleichmäßige Bewegung wieder auf, nur dass sie von meiner Brust zu meinem Bauch wanderte.
Ich schauderte und er fühlte es. Quinns Berührung war magisch, sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn. Nichts sonst konnte ein solches Gefühl auslösen und wenn seine