Dunkles Spiel im Elderreich. Meghan Maslow
Zähne war kaum zu sehen. Er war in seinem Element.
„Ich werde deine Antworten nicht verwenden.“
„Er hat eine Menge Zeit dafür aufgewendet“, fügte Quinn hinzu und rutsche auf der Bank näher zu mir.
Ich zuckte zusammen. Ich wusste Quinns Versuch, den Blick meines Vaters auf sich zu ziehen, zu schätzen. Aber gewöhnlich endete das damit, dass mein Vater Quinn beleidigte, ich zornig wurde und meinen Vater aufforderte zu verschwinden, gefolgt von einer Woche der Funkstille, ehe sich der ganze Vorgang wiederholte.
„Ich glaube wohl kaum, dass du ein Experte in diesen Dingen bist“, schnaubte mein Vater. „Ich denke, deine Fähigkeiten liegen in anderen Bereichen.“
Quinn wurde rot. Mein Vater erinnerte ihn nur zu gerne an seinen früheren Status als Sexsklave. Ich öffnete den Mund, um meinen Vater wegzuschicken, als von Quinns Schulter ein leises Knurren erklang. Cookie missfiel offenbar der Ton, den mein Vater Quinn gegenüber anschlug. Ich mochte die kleine Fellkugel von Tag zu Tag lieber.
„Was zur Hölle ist das? Und was immer es ist, ich hoffe sehr, dass es keine Aufenthaltsgenehmigung braucht. Ich habe dir schon zu oft einen Gefallen getan.“
„Woran du mich mit Vorliebe erinnerst.“
Natürlich ignorierte er mich. Stattdessen begutachtete er Cookie und verzog ein wenig den Mund. Oh oh.
„Weißt du, was das ist? Wir haben versucht, es herauszufinden.“
Mein Vater hielt für etwa eine halbe Sekunde inne. Jemand, der mit seiner undurchsichtigen Art weniger vertraut war als ich, hätte dem keine Bedeutung beigemessen. Er wusste etwas.
„Möchtest du dazu etwas sagen?“
Er seufzte und machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Cookie. „Du und deine Haustiere.“
Ich zählte bis zehn, um mich davon abzuhalten, vor dem versammelten Stadtrat eine Szene zu machen. Ich wollte nicht gewählt werden, ich hoffte sogar, dass ich verlieren würde. Aber ich würde meine Chancen nicht absichtlich untergraben. Wenigstens das schuldete ich meinem Vater. Selbst wenn er … nun ja, er selbst war.
Bevor ich mir noch eine passende Antwort ausdenken oder einen Versuch starten konnte, mehr Informationen aus ihm herauszuholen, brach in der Menge neuerlich Gemurmel aus. Was war denn nun schon wieder?
Eine männliche Fee in einer verzierten Lederuniform, deren Haar, Augen und Flügel in hellem Blaugrün leuchteten, betrat den Ratssaal. Zwei große, muskulös aussehende Gargoyles folgten ihm, aber alle Augen waren auf das Feenwesen gerichtet.
Wer war der Typ? Und warum versteifte sich mein Vater neben mir?
Die Fee kam auf uns zu, den stählernen Blick der ungewöhnlich gefärbten Augen auf meinen Vater fixiert. Mein Vater verschränkte die Arme, was seine Unruhe verriet, wenn man die Zeichen deuten konnte.
Quinn stieß mich in die Seite. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, was da vorging.
Als das Feenwesen uns erreichte, sagte er: „Wir hatten das doch besprochen, Auric. Jetzt musste ich den ganzen Weg bis hierher zurücklegen, um dich zu einzusammeln.“
Hatte er meinen Dad wirklich gerade mit seinem Vornamen angesprochen? Niemand, und ich meine wirklich NIEMAND, benutzte den Vornamen meines Vaters.
Mein Vater atmete scharf ein. Oh Mann, wurde er tatsächlich gerade rot? Dann straffte er seinen ohnehin schon steifen Rücken. Seine Lippen kräuselten sich.
„Greyclover, zu was für einem berechenbaren Ärgernis du dich doch entwickelt hast.“
Stille senkte sich auf die Menge. Wahrscheinlich wollten alle hören, was gesprochen wurde. Selbst Quinn und ich machten große Augen. Greyclover. Mein Vater hatte ihn gelegentlich erwähnt. Auch ein Mitglied des hohen Rates. Ein Kollege, auf den mein Vater herabsah. Ich meine, mehr als auf die meisten anderen. Greyclover konnte kaum älter als dreihundert Jahre sein. Für ein Ratsmitglied war er also ziemlich jung. Während die tausend plus Jahre meines Vaters eher das typische Alter für die Mitglieder des Hohen Rates darstellten.
Greyclover lächelte. Sein Gesicht wirkte jungenhaft und hübsch.
„Komm schon, Auric. ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du mich Novus nennen sollst. Zumindest in der Öffentlichkeit. Die Kosenamen können der Zeit hinter verschlossenen Türen vorbehalten bleiben.“
Quinn schnappte angesichts der naheliegenden Schlussfolgerung nach Luft. Moment, nein, das war ja ich gewesen. Hatte er gerade gesagt … Ich meine, ich wusste um die unersättlichen Gelüste meines Vaters, aber Greyclover deutete ein Maß an Vertrautheit an, das mein Vater seinen Sexpartnern gewöhnlich nicht zugestand.
Ich glaube nicht, dass mein alter Herr je mordlustiger ausgesehen hatte. All die Jahre des Trainings, in denen er mich darauf gedrillt hatte, Emotionen zu verbergen, seinen Feinden keinen Hinweis darauf zu geben, was man dachte, lösten sich in Luft auf.
„Was willst du, Greyclover? Ich bin ein viel beschäftigter Mann.“
„Du weißt, was ich will, Auric.“ Er wackelte mit den Augenbrauen.
Was für ein frecher Welpe! Ich mochte ihn jetzt schon. Was er dagegen an meinem Vater fand … Nun, über Geschmack ließ sich eben nicht streiten.
„Da das aber im Augenblick nicht machbar ist, bestehe ich darauf, dass du nicht wieder ohne deine Wächter verschwindest“, fuhr er fort. „Wir können keinen weiteren Anschlag auf dich erlauben. Der letzte war ein wenig zu knapp, um ihn auf die leichte Schulter zu nehmen, meinst du nicht auch?“
Moment, was? Quinn kniff mich in den Arm, während mein Gehirn versuchte, diese neue Wendung in der Konversation zu verarbeiten.
„Jemand hat versucht dich umzubringen, Dad?“
Mein Vater hatte offenbar vergessen, dass ich auch noch da war, denn sein Blick war voll und ganz darauf konzentriert, Greyclover in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Er grunzte, wandte sich aber nicht von seiner türkishaarigen Nemesis ab.
„Oh pardon. Verzeih meine Unhöflichkeit. Er streckte seine winzige Hand aus und ich hielt ihm einen Finger zum Schütteln hin. „Ich bin ein Freund deines Vaters …“
„Ein Kollege. Kein Freund“, schnaubte mein Dad.
„Wie ich schon sagte, Ich bin ein enger Freund deines Vaters. Nach dem letzten Anschlag wollte der Rat …“
„Moment. Nach dem letzten? Plural?“
Mein Vater machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Nun, ich bin nicht überrascht, dass er dir nichts davon erzählt hat“, fuhr Greyclover fort.
„Er möchte nicht, dass seine Lieben sich Sorgen machen.“
Mein Dad und ich schnaubten gleichzeitig. Ja, sicher.
Greyclover sah zwischen uns hin und her. „Wie auch immer, der Rat ist der Meinung, dass es im besten Interesse deines Vaters ist, Leibwächter bei sich zu haben, wann immer er sich außerhalb seines Wohnsitzes aufhält. Schließlich wollen wir ihn ja nicht verlieren.“
„Ich brauche keine …“
„Ich bin Twig“, sagte ich und nahm meinem Vater den Wind aus den Segeln, bevor er noch richtig in Fahrt kam. Ich deutete auf Quinn. „Das ist mein Zauberer und Gefährte, Quinn Broomsparkle.“
Quinn streckte zögernd seinen Finger aus und erwartete, dass Greyclover sich so ablehnend verhalten würde, wie mein Vater und die Mehrheit der Alphae Gilde es taten. Immerhin war Quinn ein Mitglied der niedrigen Lovely Creatures Gilde. Oder der Gilde des letzten Auswegs, wie die überheblichen Alphae sie mitunter zu nennen pflegten.
Greyclover schenkte Quinn aber ein strahlendes Lächeln und ergriff eifrig seinen Finger.
„Es freut mich so, dich endlich kennenzulernen, Quinn. Der erste Zauberer in tausend Jahren! Twig muss extrem stolz