Dunkles Spiel im Elderreich. Meghan Maslow

Dunkles Spiel im Elderreich - Meghan Maslow


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klar sein müssen, dass er nur auf das Wohl seines Meisters bedacht ist. Dass alle seine Diener das sein würden.

      Er streckte tatsächlich die Hand aus und tätschelte Bills Arm. Ich lachte einmal laut auf, ehe Quinn mir auf die Zehen trat.

      Bill verschluckte sich fast. „Meister? Ich sage Ihnen mal …“

      „Ja, er ist immer nur auf das Wohl anderer bedacht. Das ist eben unser Red Fury.“ Quinn packte Bill am Ellbogen und drehte ihn zum Eingang.

      „Die Türen sind offen. Lasst uns gehen. War nett, Sie zu treffen, Ratsmitglied Flintheart.“

      Quinn zog Bill und mich in Richtung Eingang und Dickmore eilte uns hinterher.

      „Danke für die Karamellen“, rief ich über die Schulter. Als ob ich die je essen würde.

      „Bill“, zischte Quinn.

      Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinen Begleitern zu. Bill hatte die gesamte Schachtel Karamellen samt Schleife und allem in seinen Rachen geschoben und kaute hingebungsvoll.

      „Ich dachte, du würdest dir Sorgen machen, dass sie vergiftet sein könnten“, sagte ich.

      „Mmm, oh Boss, die sind köstlich. Dekadent, geradezu sündhaft“, sagte er mampfend. „Es ist gut, dass du nicht davon gekostet hast. Sie sind vermutlich tödlich.“

      „Wow, du opferst dich wirklich für das Team“, sagte ich. Ich rollte nicht mit den Augen, aber ich war nahe dran.

      „Tut mir leid“, murmelte er, immer noch kauend. „Ich habe eine Schwäche für Karamellen.“

      Dickmore streichelte seinen Arm und sein Lächeln war beinahe süß, als er zu Bill aufsah.

      Wir betraten den Ratssaal und gingen den Hauptgang entlang. Reihen abgenutzter hölzerner Bänke säumten den Gang zu beiden Seiten und vorne stellte ein Podium mit einem schlichten Holztisch sicher, dass die Ratsmitglieder auf das gemeine Volk herabsehen konnten. Aus unerklärlichen Gründen waren die Wände in einem düsteren Grau gehalten, ohne jede Verzierung. Keine Farbe, keine Kunst, steril.

      Schließlich belegten wir wieder die vorderste Reihe und rutschen auf die lange Bank. Flinthearts Gefolge besetzte die Bänke auf der anderen Seite des Ganges, während er seinen Platz am Tisch des Rates einnahm.

      „Soll ich mal fauchen oder so?“, fragte Bill und bewegte dabei kaum den Mund. „Sie ein bisschen für dich wachrütteln?“

      Quinn, der zwischen uns saß, stieß Bill mit dem Ellbogen an, richtete seine spitzen Knochen dann auf mich und versetzte mir einen Stoß, der eines weit größeren Geschöpfs würdig gewesen wäre. Dickmore, der an Bills anderer Seite saß, betrachtet Quinn mit einem Glänzen in den Augen, das meinen Drachen in meinem Kopf rumoren ließ. Ich solle den Dunkelelfen zermalmen, ehe er versuchte, meinem Gefährten zu schaden.

      Scheinbar war mein Knurren nach außen gedrungen, denn der gute Dykkie riss die Augen auf und drückte sich enger an Bill.

      „Es … es tut mir leid. Das … das ist meine Natur.“

      Bill legte schützend den Arm um seinen Dunkelelfen.

      „Mach dir keine Sorgen, er wird dir nichts tun“, flüsterte Bill.

      Ich beugte mich zu Quinn und flüsterte: „Doch. Doch, das werde ich.“

      Das brachte mir einen weiteren Rippenstoß von Quinn ein, aber das war es wert. Verdammte, bösartige Dunkelelfen. Vielleicht mussten wir Bill überzeugen, einen Feerapeuten aufzusuchen, der ihn dazu brachte, bessere Entscheidungen zu treffen.

      Ehe ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, schnappten einige der Anwesenden hörbar nach Luft und im Saal brach ein ehrfürchtiges Flüstern aus. Ich drehte mich um, um zu sehen, wer oder was die Unruhe verursacht hatte und stöhnte.

      Ach du Scheiße. Mein Vater.

      KAPITEL 6

      Mein Vater war so ziemlich die letzte Person im Elderreich, mit der ich mich an diesem Tag auseinandersetzen wollte. Ich hätte es so ziemlich mit jedem aufgenommen. Einer Horde Zombies, einer Herde Hydras oder einem mörderischen Minotaurus. Mit irgendwem. Ich hörte Quinn stöhnen und Bill wimmern.

      Ja, mein Dad war tatsächlich so angsteinflößend, wenn er es sein wollte. Jeden seiner 20 Zentimeter Körpergröße umgab die Aura des majestätischen, überheblichen, harten Politikers, in eine purpurfarbene Toga gehüllt, die von seinem Abzeichen als Mitglied des hohen Rates zusammengehalten wurde. In Anbetracht des eingeschüchterten Ausdrucks auf den Gesichtern der Zuhörer und der Ratsmitglieder, die aufsprangen wie Marionetten, hatte ich mit meiner Behauptung, Bill sei die furchtsamste Kreatur des Elderreiches, vielleicht danebengelegen.

      Mein Vater schwebte in gemäßigtem Tempo herbei und zeigte sein charakteristisches Stirnrunzeln, ohne auf die Unruhe einzugehen, die er verursachte. Stattdessen war sein Blick starr auf unsere bunt zusammengewürfelte Gruppe gerichtet und ich konnte ihm ansehen, dass er nicht begeistert war. Ganz und gar nicht.

      Also ein typischer Tag mit meinem Vater.

      „Du hättest dich zumindest dem Anlass entsprechend kleiden können“, sagte er, als er auf der Bank Platz nahm. Er wandte sich um und sagte beinahe im Plauderton zu den Reihen direkt hinter uns: „Verschwindet. Ich möchte mit meinem Sohn unter vier Augen sprechen.“

      Es waren von Haus aus nur wenige so tapfer gewesen, in unserer Nähe zu sitzen, und sein Missmut reichte, um die übrigen in die Flucht zu schlagen.

      „Dad, das ist ein öffentlicher Ort. Verdammt, wir sind nicht bei dir zu Hause. Du kannst hier nicht alle herumkommandieren, als wären sie deine Bediensteten.“

      Er ignorierte mich und wandte sich Bill und Dickmore zu. „Verzieht euch, ihr üblen Kreaturen, ehe ihr wünscht, ihr wärt nie geboren worden.“

      Dickmore quiekte und flüchtete den Gang hinauf, stieß Leute zur Seite, als er zum Ausgang hastete. Bill wurde blass, aber er wich nicht zurück. Übertriebene Loyalität. Er war gekommen, um meine Bewerbung zu unterstützen, und er würde mich auch unter dem drohenden Blick meines Vaters nicht im Stich lassen. Seine Krallen gruben sich in das Holz der Bank und er warf mir einen flehenden Blick zu. Obwohl ich immer noch sauer war, weil er mir kürzlich mein Schäferstündchen ruiniert hatte, verspürte ich Mitleid und nickte ihm zu.

      Bill sprang auf und folgte Dickmore. Ich stellte anerkennend fest, dass er es langsamen, gemessenen Schrittes tat, als würde er nicht in Panik vor der Drohung meines Vaters flüchten.

      Wir wussten es beide besser.

      „Musst du Bill gegenüber so ein Mistkerl sein?“, fragte ich.

      „Er hat deinen Bruder gefressen.“

      „Halbbruder. Und wenn er es nicht getan hätte, hätte Nyx mich umgebracht. Er hat mir das Leben gerettet. Ist dir das klar?“

      Mein Vater schnaubte und zog seine Toga zurecht. Ach ja. Richtig. Warum hatte ich erwartet, dass ihn das kümmern würde?

      Also tat ich das, worin ich am besten war. Ich ging in die Offensive.

      „Schön, dich zu sehen, Dad. Ich bin sicher, es hat nichts damit zu tun, dass du besorgt warst, ich könnte nicht erscheinen, um meine Kandidatur bekanntzugeben.“

      Er winkte gelangweilt ab. „Kann ein Vater nicht mal nach seinem Sohn sehen?“

      „Nein.“

      Er lächelte. „Schön, dass du nicht mehr so naiv bist. Du hast die Papiere doch mitgebracht, oder?“

      „Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht. Ich schätze, du hast deine eigenen mitgebracht.“

      „Natürlich. Es kann nie schaden, vorbereitet zu sein.“

      „Dir ist schon klar, dass ich einen Fragebogen ausfüllen muss, oder?“

      Mein Dad griff in seine


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