Gespräche mit dem Henker. Ein Buch nach Tatsachen über den SS-General Jürgen Stroop, den Henker des Warschauer Ghettos. Kazimierz Moczarski

Gespräche mit dem Henker. Ein Buch nach Tatsachen über den SS-General Jürgen Stroop, den Henker des Warschauer Ghettos - Kazimierz Moczarski


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(Oberstleutnant) befördert. Anschließend schickt man ihn zu einem vierwöchigen Reitlehrgang in die SS-Reitschule in Forst an der Lausitzer Neiße.

      Ich sprach schon davon, dass Stroop ein Pferdenarr und ein leidenschaftlicher Reiter war. Der Aufenthalt in Forst bedeutet für ihn Erholung, es ist eine Zeit der Entspannung, auf die er immer wieder zu sprechen kam. In der Zelle zeigte er uns, wie man einen Sechsspänner lenkt, wie man Achten und Schnörkel fährt, mit der Peitsche umgeht. Und alles in wettkampfmäßigem Tempo. Seine Augen strahlten, die Wangen röteten sich, seine Bewegungen wurden elegant und präzise.

      Manchmal, als meine er den Schimmel ganz links außen, stieß er einen so lauten Schrei aus, dass der Wärter an die eiserne Zellentür klopfte und wir notgedrungen in tiefem Schweigen die Fahrkünste Stroops verfolgen mussten.

      Von Hamburg aus wurde Stroop zum Erlernen der russischen Sprache in die SS-Zentrale nach Berlin geschickt. Schon damals begann man ihn für seine künftige Tätigkeit im Osten zu schulen. Stroop War jedoch sprachlich so unbegabt, dass er bis auf einige primitive Redewendungen kein Wort Russisch lernte. Aber man hatte ihm befohlen, Russisch zu lernen, also paukte er.

      Im Herbst 1937 betritt Stroop den exklusiven Elitekreis der SS. Er wird zum SS-Standartenführer (Oberst) befördert. Endlich gehört er zu den »Eichenlaubträgern«. (Alle SS-Offiziere vom Standartenführer aufwärts trugen auf beiden Kragenspiegeln der Uniform Rangabzeichen, die sich aus verschiedenen Kombinationen von Eichenblättern zusammensetzten und manchmal mit einem viereckigen Stern ergänzt wurden. Nur Himmler war ein mit einem Lorbeerkranz eingefasstes Eichenlaub vorbehalten.)

      Er gehört also jetzt zu den Eichenlaubträgern. Der Sprung in den Ring der Partei-Aristokratie ist vollzogen. Er führt weiterhin die 28. SS-Standarte in Hamburg-Altona. Das Söhnchen gedeiht prächtig. Renate wächst und versucht, Olaf zu bemuttern. Die Wohnung ist wunderbar. Die Einrichtung wurde ausgewechselt.

      »Die neuen Möbel hatte ich von einem deutschen Kaufmann erworben, der wahrscheinlich jüdischer Abstammung war«, berichtete Stroop. »Er hatte einen ausländischen, ich glaube südamerikanischen Pass und wickelte in Hamburg verschiedene Geschäfte ab, eigene und die von Emigranten. Meine Leute hatten ihm bei irgendetwas geholfen. Er bat, ich möchte ihm die Möbel abkaufen, weil er es eilig hatte. Ich habe sie ziemlich billig gekriegt, und schon am nächsten Tag hatte sich der große Unternehmer in Hamburg eingeschifft.«

      Stolz und selbstzufrieden erzählte Stroop von Hamburg, von Empfängen, Bällen und Abendgesellschaften. Von den Museumsbauten der Partei. Von der Hamburger Gesellschaft, das heißt von den Werftkönigen, den Übersee-Transportmagnaten, den Großkaufleuten der Hansestadt, den Bankiers, Ingenieuren, Ärzten, Gelehrten und Schriftstellern. Vor allem aber schilderte er uns den Reichtum und die Pracht der Stadt. Ich nehme an, dass dies ihm an Hamburg am meisten gefiel und sich deshalb tief in sein Gedächtnis eingegraben hatte. Dieser Luxus während der Empfänge im Stadtrat, in den Chefetagen der Konzerne und Aktiengesellschaften! Die Herolde in hanseatischen Trachten, die mit Fanfaren die Ankunft der Würdenträger in den Sälen des Rathauses ankündigten! All die Getränke, das Obst, das Fleisch, die Frauen, die Roben, der Schmuck und die Autos! Er war hingerissen von diesen Äußerlichkeiten des Lebens; und je kostbarer und üppiger, umso »schöner« schien ihm alles.

      Seine finanziellen Probleme sind bestens geregelt. Seine Frau ist stets elegant gekleidet und lässt sich für die Geburt des Sohnes mit Glitzerkram verwöhnen. Man reist in Kurorte. Die Stroops führen ein sorgloses Leben, obwohl – wie aus den Erzählungen Stroops im Gefängnis hervorging – beide fühlen, dass sie sich trotz allem nur am Rand der Hamburger Gesellschaft bewegen, auch wenn die Mächtigen und Tonangebenden der Stadt das Ehepaar Stroop höflich anlächeln. Höflich, aber reserviert.

      Und Stroops Beziehungen zum Hamburger Proletariat? Er sprach selten davon. Vielleicht hatte er nur wenig unmittelbaren Kontakt zu Arbeiterkreisen. Auf meine diesbezügliche Frage murmelte er, die SS hätte mit den Arbeitern in Hamburg keine Schwierigkeiten gehabt, der Prozess der Eingliederung in den Nationalsozialismus sei glatt verlaufen, die Dock- und Werftarbeiter und die Matrosen hätten Hitler »voller Freude« empfangen usw.

      Als ich Stroop eines Tages fragte, ob er gegen die Nazis gerichtete Zeitungen und Broschüren gekannt hat, die unter den Hamburger Arbeitern verteilt wurden, entgegnete er:

      »Ja, aber die waren aus dem Ausland eingeschmuggelt.« Über Streiks wollte er nicht reden. Und als ich ihn fragte, ob die SS-Führer vom Oberabschnitt Nordwest in Hamburg, vom Abschnitt Altona und von den einzelnen Standarten einen besonderen Begleitschutz hatten, meinte er:

      »Jawohl. Es gab SS-Einheiten, die für unsere Sicherheit verantwortlich waren.«

      »Ständig?«

      »Ja.«

      »Und wenn Hitler nach Hamburg kam, hattet ihr viel mit seinem Schutz zu tun?«

      »Es ging. Diese Arbeiter empfingen Adolf Hitler mit großer Herzlichkeit. Sogar mit Enthusiasmus.«

      »Ich finde, Sie übertreiben«, meinte ich. »Aber sagen Sie mir doch, wussten die Arbeiter in den einzelnen Betrieben, dass Hitler tatsächlich zu ihnen kommen würde, wenn seine Besuche in den Fabriken und Werften angekündigt wurden?«

      »Manchmal schon. Meistens aber wussten sie nicht Bescheid. Schließlich wurden auch wir häufig vor vollendete Tatsachen gestellt. Da wir den vorgesehenen Besuchsweg Hitlers kannten, besetzten wir diejenigen Hallen, die der Führer aufsuchen wollte. Aber der persönliche Begleitschutz änderte meist den Weg und wir hatten dann Probleme.«

      »Sehen Sie, daraus geht doch hervor, dass Hitler euch auch nicht traute ... euch, seiner Leibgarde.«

      »Uns traute er bestimmt, aber konnte er zu Hamburg Vertrauen haben?«, platzte Stroop heraus.

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