Der nackte Idiot. Stefan Bouxsein

Der nackte Idiot - Stefan Bouxsein


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Punkt vielleicht etwas risikofreudiger ausgefallen. Aber in diesem Fragebogen gab es kein Zurück, wie ich feststellen musste. Daher wohl auch die eindringliche Mahnung, ehrlich mit sich selbst zu sein. Nun durfte ich dem Veranstalter nämlich mitteilen, auf was für einen Typ Frau ich stehen würde. Zuerst konnte ich das Objekt der Begierde in eine mir angenehme Altersklasse einschränken. Ich konnte mich frei entscheiden, ob ich mich mit Frauen zwischen 18 und 25, 26 und 32, 33 und 38, 39 und 45, 46 und 54 oder mit Damen ab 54 Lenzen vergnügen wollte. Da ich selbst vor wenigen Wochen meinen 36. Geburtstag gefeiert hatte, entschied ich mich für die nächst jüngere Generation. 26 bis 32-jährige Mädels hielt ich mit Abstand für die attraktivste Altersklasse, jedenfalls in einem Luxusurlaub mit erotischen Aussichten auf prickelnde Abenteuer. Nachdem das geklärt war, durfte ich auch die Haarfarbe und das Gewicht meiner Urlaubsmätressen bestimmen. Bei der Haarfarbe wollte ich nicht wählerisch sein, großzügig erlaubte ich alle Schattierungen von hell- bis dunkelblond sowie braun, rot und schwarz. Die Gewichtsklasse zu bestimmen, benötigte wieder etwas mehr Fingerspitzengefühl. Allzu kleinlich wollte ich aber auch nicht sein, zwischen 50 und 70 Kilogramm stand ich den Damen zu. Immerhin gab es beim nächsten Kriterium noch die Möglichkeit, die weiblichen Formen durch die Wahl der Körpergröße zu idealisieren. Ohne lange darüber nachzudenken, gab ich grünes Licht für alle Frauen über 1,55 Meter, solange sie nicht die 1,78 überschritten. Zu meinem Bedauern gab es hier keine Möglichkeit, auch noch die Körbchengröße festzulegen. Ich überlegte, ob ich den Veranstalter auf diesen Missstand hinweisen sollte, dann wurde mir aber klar, dass die vorhandenen Auswahlkriterien der körperlichen Attribute in Verbindung mit den Themenschwerpunkten schon ein enormes Reservoir an weiblichen Angestellten erforderte. So langsam dämmerte es mir, warum diese Woche einen Wert von 16.500 Euro haben sollte. Allein, um für die Variante der Erotik die Träume der nach Abwechslung hechelnden Touristen erfüllen zu können, musste ja schon ein gigantischer Puff im Indischen Ozean unterhalten werden. Der Disney-Park der Zukunft, mutmaßte ich und beendete die Seite des Fragebogens mit einem Klick auf den Weiter-Button. Zu guter Letzt blieb mir noch die Terminwahl für meinen Traumurlaub. Zur Entscheidungsfindung unterstützte mich eine Tabelle, die über die Temperaturen, Niederschläge und die Luftfeuchtigkeit während der verschiedenen Jahreszeiten informierte. Viel half das allerdings nicht, die Temperaturen auf den Seychellen bewegten sich das ganze Jahr über zwischen 25 und 30°C und die Luftfeuchtigkeit hielt sich auch relativ konstant bei circa 75 %. Aussagefähiger waren aber die Balken, die die Wassermenge an Regen für die verschiedenen Monate anzeigten. Zwischen November und Februar stiegen die Balken stetig an, Schuld daran war der Monsunregen. Monsunregen hörte sich aber weder erotisch noch prickelnd an. Der August bestach durch den niedrigsten Balken, ich entschied mich also für die Abreise am 7. August und bestätigte mit einem weiteren Klick mein Abreisedatum. Endlich war die Prozedur vorüber, ein verlockendes Foto von den Seychellen wurde hochgeladen. Eine schlanke Blondine räkelte sich auf einem Badehandtuch und Traumurlaub-Reisen meldete sich noch einmal zu Wort:

       Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer ausgezeichneten Wahl, Herr Bremer!

       Traumurlaub-Reisen hat Ihre Daten empfangen, freuen Sie sich auf eine Woche Traumurlaub im Indischen Ozean. Wir lassen Ihre Träume in dieser paradiesischen Umgebung wahr werden. Erleben Sie erotische Abenteuer, lassen Sie sich verwöhnen und genießen Sie die prickelnde Atmosphäre der strahlenden Sonne, dem türkis schimmerndem Meer und unseren sinnlichen Meerjungfrauen. Soft und prickelnd, unter diesem Motto werden Sie von traumhaft schönen Amazonen durch Ihren Urlaub geführt - genießen Sie es!

       In den nächsten Tagen erhalten Sie auf dem Postweg Ihre Flugtickets und alle weiteren Informationen und Unterlagen zu Ihrem Traumurlaub. Bitte bestätigen Sie noch Ihre untenstehenden Daten oder verbessern Sie diese, falls erforderlich.

       Wir freuen uns, Sie am 7. August als Gast bei Traumurlaub-Reisen begrüßen zu dürfen.

       Ihr Team von Traumurlaub-Reisen

      Tatsächlich fand ich eine Woche später einen dicken Umschlag von Traumurlaub-Reisen in meinem Briefkasten. Neben den Flugtickets enthielt er noch einen bunten Prospekt von meinem Reiseziel. Herrliche Landschaftsbilder ließen meine Vorfreude merklich ansteigen, passend zu den wunderschönen Landschaftsaufnahmen posierten formvollendete Rassefrauen auf den einzelnen Prospektseiten. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an diesen Grazien, eine war schöner als die andere. Endlos lange Beine, pralle Brüste, volle Lippen, blonde Mähnen, schwarze Locken, ein ganzes Heer von Models schien dort für mich abgestellt zu sein. Hätte mir einer erzählt, dass Traumurlaub-Reisen eine Klon-Fabrik besitzt und Heidi Klum, Claudia Schiffer und Naomi als Massenware für erlebnishungrige Touristen produziert, es hätte mich nicht gewundert. Trotzdem riss ich mich von dem Anblick dieser verführerisch lächelnden Topfrauen los und beschäftigte mich ein wenig mit der Landschaft. Auch dazu gab der Prospekt Auskunft. Der Seychellen-Archipel umfasste 400.000 Quadratkilometer des Indischen Ozeans nordöstlich von Madagaskar. Insgesamt bestanden die Seychellen aus 115 Inseln, diese unterteilten sich nach unterschiedlichen geologischen Kategorien in die Granitinseln und die Koralleninseln. Traumurlaub-Reisen beherbergte seine Gäste ausschließlich auf den Granitinseln, einer dichten Gruppe aus 42 Inseln. Die üppige tropische Vegetation brachte Kokosnüsse, Bananen, Mangos, Yamswurzeln und Brotfrucht hervor. Auf den Bildern im Prospekt schleckte eine nette Blondine mit Schmollmund an einer dieser Bananen und eine schwarze Perle reichte dem Bildbetrachter eine Kokosnuss entgegen. Noch vier Wochen, dann war ich mittendrin in dieser exotisch erotischen Landschaft. Ich las auch noch den Rest der Informationen zum Paradies. Auf höher gelegenen Hängen befanden sich Wälder, in denen Tee und Zimt angebaut wurde. Auf den abgelegenen Inseln konzentrierte sich ein einzigartiger Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt, geschützt durch Nationalparks und Naturschutzgebiete. Unwillkürlich musste ich feist grinsen, diesen geschützten Artenreichtum hatte man um einige wunderbare Geschöpfe erweitert. Flotte Hasen, süße Mäuse, scharfe Bienen, wilde Stuten und kleine Schnecken bevölkerten dieses Fleckchen Erde und sorgten dort für einen angenehmen Aufenthalt für die Gäste von Traumurlaub-Reisen. Eine Safari der anderen Art wartete da auf mich, ich musste mir unbedingt noch einen gescheiten Fotoapparat besorgen.

      Die Zeit verging wie im Flug, am Morgen des 7. August nahm ich mir ein Taxi zum Frankfurter Flughafen. Als ich die Abflughalle betrat, staunte ich nicht schlecht. Der ganze Flieger war für Gäste von Traumurlaub-Reisen reserviert. Eine freundliche Dame empfing mich mit einem aufgesetzten Lächeln, warf einen Blick in meine Unterlagen und versorgte mich mit einem Namensschildchen. Hans, stand dort für alle gut lesbar geschrieben. In roter Schrift. Die freundliche Dame erklärte mir, dass die rote Schrift für meinen Urlaubsschwerpunkt stehen würde, nämlich für die Erotik. Na wunderbar, dachte ich mir, damit auch jeder sofort sehen kann, was für ein geiler Sack ich bin. Die freundliche Dame achtete gar nicht auf meinen verlegenen Gesichtsausdruck und fuhr munter fort. Blaue Schrift stünde für die Rubrik Abenteuer, gelb für Erholung und Entspannung, grün für Sport und Bewegung, schwarz für Horror und Nervenkitzel, braun für Spiel und Spaß, violett für Kultur und die bunte Schrift trugen Gäste, die sich für einen Überraschungsurlaub entschieden hätten. Nach dieser Ansprache durfte ich mich unter das Volk mischen. Es kam mir so vor, als würden sich alle Augen auf meine rote Schrift richten. Ich spürte Panik in mir aufsteigen. Aber dann erkannte ich, dass fast alle Gäste ihren Namenszug in roter Schrift auf der Brust trugen. Etwas entspannter betrachtete ich mir meine Mitreisenden mit wachsender Neugier. Ein bunt gemischtes Völkchen hatte sich da versammelt. Irritiert nahm ich zur Kenntnis, dass sich darunter eine stattliche Anzahl von Frauen versammelt hatte, die alle mit einem roten Namensschild ausgestattet waren. Die Frauen schienen mit ihren zur Schau getragenen Urlaubsvorstellungen auch viel lockerer umzugehen als die Männer. Sie plauderten fröhlich miteinander, lachten und musterten neugierig die Neuankömmlinge, die noch mit dem Namensschildchen ausgestattet werden mussten. Die Männer dagegen standen größtenteils hilflos und verlassen in der Gegend rum. Ich richtete mein Augenmerk wieder auf den weiblichen Teil der Urlauberschaft. Zwei hübsche junge Dinger in engen, sehr figurbetonten Jeans unterhielten sich mit einer Mittvierzigerin, die in ihrem Kostüm eine gewisse Reife ausstrahlte. Alle drei trugen sie einen roten Namenszug. Plötzlich klopfte mir jemand kräftig auf die Schulter. Bevor ich mich umdrehen konnte, stand er auch schon vor mir und


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