Doctor Who Monster-Edition 3: Rückkehr der Sontaraner. Terrance Dicks

Doctor Who Monster-Edition 3: Rückkehr der Sontaraner - Terrance  Dicks


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schaute auf, als ein gut aussehender blonder, blauäugiger Riese auf ihren Tisch zukam: Chris Cwej, ihr ehemaliger Kollege bei der Gilde der Schiedsrichter und gegenwärtiger Partner – rein professionell, unabhängig davon, was er sich vielleicht erhoffte. Normalerweise sah er immer unverschämt zufrieden und gesund aus, insbesondere früh am Morgen. Heute jedoch, stellte Roz schadenfroh fest, hatte er dunkle Ringe unter den Augen und seine helle Haut wies zweifellos einen Stich ins Grüne auf.

      Chris nickte vorsichtig und setzte sich zu ihr. Der Stuhl war, wie die meisten, ein gutes Stück zu klein für ihn.

      Roz hatte zehn Minuten damit verbracht, mit böser Miene und ungehaltenem Knurren auf den Tisch zu hämmern, um die Bedienung mit den langen Beinen, dem kurzen Rock, den voluminösen Haaren und den großen Brüsten auf sich aufmerksam zu machen; nun stand sie plötzlich neben Chris und hielt ihm ihr Dekolleté ins bleiche Gesicht.

      »Großes Frühstück mit allem?«, schnurrte sie. »Ein so großer Mann wie Sie muss ja bei Kräften bleiben.«

      »Probier doch die gemischten Meeresfrüchte«, schlug Roz mit unschuldiger Miene vor. »Baby-Sandechsen, Tintenfisch, Meeresschnecken mit Honig und frittierter Aal.«

      Chris schauderte und schüttelte den Kopf. Er schaute auf, ließ den Blick hastig weiter nach oben wandern, bis er ihre Augen gefunden hatte, und sagte verzweifelt: »Nur Tee. Haben Sie irgendeinen Kräutertee?«

      »Ich bringe Ihnen eine Tasse Materra«, gurrte die Bedienung verführerisch. »Extra von Rigel IV importiert. Soll eine aphrodisierende Wirkung haben.«

      »Du verschwendest deine Zeit, Schwester«, sagte Roz. »Damit es ihm, oder dir, was bringt, müsste der Tee schon eher Tote wieder zum Leben erwecken können.« Die Bedienung bedachte sie mit einem mordlüsternen Lächeln, dann stolzierte sie davon. Roz lehnte sich zurück und musterte ihren unglücklichen Begleiter.

      »Und was machen wir noch gleich, wenn wir auf einem fremden Planeten sind?«, fragte sie in belehrendem Ton. »Die ersten paar Tage lassen wir uns unsere Spritzen verpassen, schlucken brav unsere Pillen und essen fade Nahrung, bis sich unser System beruhigt und angepasst hat.«

      »Lass mich in Ruhe«, sagte Chris schwach.

      Roz fuhr gnadenlos fort: »Wir gehen nicht ins einzige Restaurant der Stadt, das ureigene, traditionelle Küche bietet, und verderben uns mit Fugorafischeintopf den Magen.«

      »Das ist aber die Spezialität dieses Planeten«, wandte Chris ein. »Man kriegt sie nur hier auf Megerra. Seit die Ureinwohner ausgestorben sind, weiß kaum noch jemand, wie man das Zeug macht.«

      »Fugorafischeintopf ist wahrscheinlich der Grund, dass sie ausgestorben sind. Du siehst selbst wie ein Toter aus.«

      »Mir geht’s gut«, beharrte Chris. »Die Pillen wirken schon.«

      Die Bedienung brachte ihm ein großes Glas Kräutertee und lächelte ihn strahlend an. Vorsichtig nippte Chris an dem strohfarbenen Getränk.

      »Ich weiß nicht, was dir zuerst den Garaus machen wird«, sagte Roz müde. »Die außerirdische Küche oder die verrückten Pläne des Doktors.« Sie seufzte. »Wir sollten uns wieder unter die Leute mischen. Auch wenn ich keine Ahnung hab, was uns das hier bringen soll …«

      Sie hatten schon einige Tage damit verbracht, auf den Straßen von Megacity nach einer Spur zu suchen. Das Ganze kam Roz wie eine schier unlösbare Aufgabe vor. Gute Polizeiarbeit wurde eigentlich immer von Ortsansässigen geleistet: Sie kannten das Revier, die Plaudertaschen, die Drahtzieher und die Verbrechensmuster. Es war schlimm genug, in einer unbekannten Stadt zu sein, doch in einer unbekannten Stadt, die den größten Teil eines unbekannten Planeten bedeckte, hatten sie so gut wie keine Chance.

      »Nicht verzagen«, meinte Chris. »Ich glaub, ich habe einen neuen Hinweis aufgeschnappt. Kam heute Morgen in den Nachrichten.«

      »So schnell? Der verschwendet keine Zeit, wenn’s ans Morden geht, oder?«

      Chris zuckte mit den Schultern. »Wie’s aussieht, braucht er jetzt Bargeld, eine neue Identität und eine Bleibe. Und er hat nur eine Methode, sich das alles zu verschaffen. Darum will der Doktor wohl auch, dass wir ihn uns schnappen.«

      »Der Doktor möchte, dass wir ihn finden«, korrigierte ihn Roz. »Wir sollen ihn aufspüren und ihm folgen, ohne ihm dabei auf die Füße zu treten. Klappt nicht allzu gut, oder?«

      »Auf Formalhaute 4 hätten wir ihn fast gehabt.«

      »Wir hätten ihn auf vielen Planeten fast gehabt. Aber am Ende folgen wir immer wieder einer Spur aus Leichen.«

      »Diesmal kriegen wir ihn«, sagte Chris zuversichtlich.

      Hach, die Jugend, dachte Roz. Sie warf ein halbes Vermögen auf den Tisch und stand auf. »Na, dann lass uns mal loslegen.«

      In Megacity herrschte fortwährend Nacht – oder vielmehr wurde auf künstliche Weise dafür gesorgt, dass eigentlich immer Tag war. Die Sonne des Systems war für sich genommen schon schwach genug, doch wegen des Smogs bekam man sie ohnehin nie zu sehen. In der ganzen Stadt waren die Schaufenster stets hell erleuchtet, die sich ständig verändernden Werbetafeln und die Schilder der Bars und Kasinos strahlten rund um die Uhr. Die Minenarbeiter arbeiteten in Schichten und mussten zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit haben, zu essen, zu trinken und sich zu vergnügen.

      Roz und Chris blickten sich auf der geschäftigen Straße um. Fußgänger bewegten sich in Scharen auf den unebenen Gehwegen entlang. Die Straße selbst war zerfurcht und voller Schlaglöcher – offenbar hatte städtische Instandhaltung in Megacity keine hohe Priorität. Die meisten Minenarbeiter waren humanoid und vom Körperbau her meist klein und kräftig. Mit ihren breiten Schultern, den gekrümmten Beinen und den narbigen Gesichtern wirkten sie auf Roz wie Zwerge oder Trolle.

      Eine beträchtliche Anzahl von ihnen gehörte nicht zu den Menschen. Roz sah Arcturaner, Alphacentaurianer, Falardi und Foamasi. Auch die Ursinen mit den breiten Brustkörben waren überraschend stark vertreten. Sie erinnerten an riesige Teddybären mit miserabler Laune.

      Sie stieß Chris in die Rippen, als einer von ihnen sich durch die Menge kämpfte und dabei direkt auf sie zukam. »Und du hast mal ein Vermögen ausgegeben, um so auszusehen!«

      Chris nickte traurig und bedauerte, dass er sein Fell nicht mehr hatte. Nach seinem teuren Body-bepple war es wortwörtlich in Rauch aufgegangen.

      Dem Ursinen schien ihr Interesse zu missfallen. Ruckartig blieb er vor ihnen stehen. »Hab ich was an der Nase oder warum glotzt ihr so?«

      »Keinesfalls, Sir«, sagte Chris höflich. »Wir haben nur gerade Ihre prachtvolle Erscheinung bewundert.«

      Mit neidischer Miene streichelte er den felligen Arm des Ursinen.

      Der riss sich sofort los und fuchtelte mit einer beeindruckenden Kralle vor Chris’ Nase herum. »Komm mir nicht komisch«, knurrte er.

      Plötzlich tauchte ein weiterer Ursine auf. Die beiden drängten Roz und Chris in eine Nische neben dem Hoteleingang. Es war offensichtlich, dass sie diese Nummer schon öfters abgezogen hatten.

      »Was ist hier los?«, knurrte der Zweite. Sein Fell war schwarz und er sah noch größer und gemeiner aus als der Erste.

      »Diese blöden Touristen haben mich beleidigt«, knurrte der Erste. Dann zeigte er mit der Pfote auf Chris. »Der da hat mich sogar angebaggert.«

      »Bitte, Sir«, sagte Chris, »ich versichere Ihnen, dass ich keine derartigen Absichten hatte. Sie haben meine freundliche Geste nur falsch gedeutet.«

      Der Ursine ignorierte ihn. »Verdammte Perverslinge, kommen von irgendwelchen Planeten hierher und beleidigen anständige Bürger. Wir sollten sie in Stücke reißen.«

      »Oder wir verpassen ihnen einfach ein Bußgeld«, schlug der Zweite vor. Er starrte Roz und Chris bedrohlich an, die sich die einstudierte Routine mit gelassenem beruflichem Interesse ansahen.

      Der Ursine wedelte mit seiner klobigen Pfote vor ihrer Nase herum. »Wie


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