Immer im Rampenlicht. Bernd R. Hock
so geschickt, dass mir neben dem lästigen Unterricht genügend Zeit für freudige Aktivitäten blieb.
Zum Beispiel übernahm ich die Betreuung des Schul-Aquariums, war ein aktives Mitglied der Schach-AG und gründete und leitete später die Bio-AG. Hier erkundeten wir gemeinsam die Natur, setzten uns mit Themen wie Tierschutz auseinander und beim Schulfest veranstalteten wir Rennen mit Weinbergschnecken, bei denen die Eltern jeweils eine D-Mark auf den Sieg einer Schnecke setzten. Diese Schneckenrennen schafften es in einen Bericht der regionalen Presse und durch diesen Artikel wiederum wurde der Südwestfunk auf die Kriechtiere aufmerksam. So besuchte mich eines Tages die SWF-Redakteurin Judith Kaufmann und ich veranstaltete exklusiv für sie ein Schneckenrennen auf dem Küchentisch, über welches im Hörfunk berichtet wurde.
Zu diesem Zeitpunkt hielt ich zu Hause über vierzig Weinbergschnecken. »Guck bloß, dass die Deckel uff denne Aquarie richdich druff sinn. Wann dir die Viecher abhauen un an mein Salat drogehn, dann rabbelt’s!«, kommentierte mein Opa regelmäßig mein Hobby. (»Pass bloß auf, dass die Deckel der Aquarien immer fest aufsitzen. Wenn die Schnecken abhauen und an meinen Salat gehen, dann kannst du etwas erleben!«)
Häufig schauten wir in meiner Bio-AG eine Folge der Nachmittagsserie »Ein Heim für Tiere«. Wir liebten diese ZDF-Fernsehproduktion mit dem Charakter-Schauspieler Siegfried Wischnewski, der den Tierarzt Dr. Willi Beyer spielte.
Als ich während eines privaten Berlinbesuches einmal aus einer Toilettenbox bei Burger King auf dem Ku’damm herauskam, stand genau dieser Siegfried Wischnewski an der Pinkelrinne. Ich war so fasziniert, dass ich ihn direkt ansprach und ihm von der Bio-AG erzählte. Ich fragte ihn frei heraus, ob wir denn nicht einmal Dreharbeiten der beliebten Serie in Berlin besuchen könnten. Tatsächlich fand der Schauspieler diese Idee interessant und schrieb mir wenig später einen handschriftlichen Brief, in dem er uns in die damals noch geteilte Stadt einlud.
Eine total verrückte Idee war geboren und das Unterfangen hatte im Leitungsgremium des Gymnasiums einige Gegner. Der Direktor allerdings war fasziniert und ich kümmerte mich um alles. Mein Bio-Leistungskurs-Lehrer ließ sich ebenfalls von der Idee anstecken und war bereit, die Exkursion als Lehrkraft zu begleiten. So flogen wir für drei Tage nach Berlin und hatten dort eine wunderbare Zeit mit dem Filmteam von »Ein Heim für Tiere«. Meine wirklich umfangreiche und professionelle Organisation und Durchführung dieses Ausflugs wurde mir später im Grundstudium Pädagogik an der Universität sogar als Facharbeit anerkannt!
Mit besagtem Biologielehrer verstand ich mich überhaupt sehr gut. Er war ein großer Pädagoge, der es schaffte, mich durchgehend für die Themen im Bio-Leistungskurs zu interessieren. Okay, außer vielleicht für den Zitronensäurezyklus. Bei der Abifeier führten wir zusammen einen Sketch auf, in dem ich ihn und er mich parodierte. Ganz großes Kino!
Biologie war mir überhaupt wichtig, besonders der Natur- und Artenschutz der regionalen Flora und Fauna. Ich engagierte mich aktiv im »Vogel- und Naturschutzverband Südpfalz e. V.«, war dort Schriftführer und leitete sogenannte Vogelstimmenwanderungen oder Exkursionen zu Feuchtgebieten, bei denen wir Amphibien und Insekten beobachtete. Ich beriet Privatpersonen in der Region, wenn sie sich einen Gartenteich anlegen wollten, und sammelte unermüdlich Spenden für den Naturschutzverband. 1987 erhielt ich dafür den Umweltpreis der Stadt Landau.
Gerade im Bereich Naturschutz hatte ich sehr gute Lehrmeister, die mich mochten, mir unheimlich viel beibrachten und mir immer wieder die Bühne bereiteten, auf der ich mich austoben konnte. Ich glaube, ich habe meinen damaligen Lehrerinnen und Lehrern viel mehr zu verdanken, als mir heute bewusst ist. DANKESCHÖN!
Anstatt einhundert Prozent in die Abi-Vorbereitung zu investieren, nutzte ich mindestens zwei Drittel der Zeit dafür, ein Kabarettprogramm zu schreiben.
Im »Traumschiff« gingen die Lehrkräfte unseres Gymnasiums zusammen mit Politikern und anderen Prominenten, die alle von mir und einem Mitschüler parodiert wurden, auf die Reise, um viel Skurriles zu erleben.
Am Ende hatte ich in meinem Abitur gerade noch eine Zwei vorm Komma, hatte aber gelernt, Konventionen nicht ganz so ernst zu nehmen, und mich ein ganzes Stück weiter befreit aus Schubladen, in die ich schon lange nicht mehr hineinpasste.
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