Kittys Salon: Legenden, Fakten, Fiktion. Urs Brunner
href="#ulink_1b4897c9-05ce-5192-b75d-12f3de44443e">6Das Buch „Salon Kitty“ wurde erstmals 1970 im Südwest Verlag (München) sowie der Deutschen Buch-Gemeinschaft (Berlin/Darmstadt/Wien) publiziert. Danach folgten im deutschsprachigen Raum weitere Neuauflagen wie etwa der Verlage Limes (1976, Wiesbaden/München), Naumann & Göbel (1976, Berlin), Xenos (1979, Hamburg), Bastei-Lübbe (1976 u. 1978, Bergisch Gladbach) und Engel (1986, München).
7Rebhandl, Bert: Von Barbaren und Barbieren. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Februar 2008, S. 38
8„Unsere Mütter, unsere Väter“ ist ein dreiteiliger (3 x 90 Minuten) deutscher Fernsehfilm, der im März 2013 in Deutschland im ZDF und in Österreich im ORF eins ausgestrahlt wurde. Produziert wurde die Serie von Benjamin Benedict, Nico Hofmann und Jürgen Schuster. Regie führte Philipp Kadelbach. In den USA kam sie unter dem Titel Generation War im Januar 2014 in die Kinos.
9„Babylon Berlin“ ist eine deutsche Kriminal-Fernsehserie. Die ersten 16 Folgen von jeweils 45 Minuten in zwei Staffeln wurden nach der Erstausstrahlung 2017 beim Bezahlsender Sky 1, im deutschen Sender ARD, in Österreich auf ORF eins und in der Schweiz auf SRF zwei gezeigt. Die Erstausstrahlung der dritten Staffel auf Sky erfolgte am 24. Januar 2020. Produziert wurde die Serie von Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten.
10„Valkyrie“ ist ein Kinofilm (120 Minuten) mit Tom Cruise als Oberst Graf von Stauffenberg. Der Filmstart in den amerikanischen Kinos erfolgte im Dezember 2008. Die europäische Kinopremiere unter dem Titel „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ fand im Januar 2009 in Berlin statt. Produziert wurde der Film von Bryan Singer, Christopher McQuarrie und Gilbert Adler. Regie führte Bryan Singer.
11„Inglourious Basterds“ ist ein deutsch-amerikanischer Kinofilm (154 Minuten) des Regisseurs und Produzenten Quentin Tarantino mit Brad Pitt in der Hauptrolle des Leutnant Aldo Raine und Christoph Waltz als SS-Oberst Hans Landa.
12Die Welt vom 26. März 2004: Der Autor Thor Kunkel wühlt mit seinem umstrittenen Roman „Endstufe“ in einem äußerst attraktiven Sündenpfuhl. Der schmutzige Sex der Nazis, S. 28
13Walter Schellenberg (1910-1952) war ein deutscher SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei. Er war ab 1944 Leiter der vereinigten Geheimdienste von Sicherheitsdienst (SD) und Abwehr im Reichssicherheitshauptamt (RSHA); siehe Personenbeschreibung im Anhang
14vgl. Antwort-Mail von Serge Toubiana vom 23. Juni 2018
15vgl. Dokumentarfilm „Meine Oma hatte einen Nazipuff“ von Rosa von Praunheim, 1994
16vgl. Dokumentarfilm „Salon Kitty“ von Claus Räfle, 2004
17Berno von Cramm ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er stand uns dankenswerterweise am 25. November 2018 in München für ein Interview zur Verfügung.
18Es ist uns gelungen, in Berlin einen Grundrissplan vom Erdgeschoss des Hauses in der Giesebrechtstraße 11 zu erhalten, der aus dem Jahre 1954 stammt. Er zeigt die Räumlichkeiten, in denen nach dem Bombeneinschlag 1943 der „Salon Kitty“ bzw. nach dem Tod ihrer Mutter die von Kathleen Matei geführte „Pension Florian“ untergebracht war.
19Felicitas Schirow stand uns am 22. Juli 2019 für ein Telefoninterview zur Verfügung.
20Manuel Stahl im Gespräch mit Jochem und Irena Matei in privaten Videoaufnahmen vom 9. Dezember 1995
21Der Spiegel vom 15. Dezember 1949: Das Spiel ist aus – Arthur Nebe. Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei, S. 24f
22SD-Auslandschef Walter Schellenberg schreibt in seinen 1959 veröffentlichten Memoiren, dass die Idee, ein Bordell für Spionagezwecke zu eröffnen, von seinem damaligen Vorgesetzten, dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich, gekommen sei. Es ist das erste schriftliche Dokument, das den „Salon Kitty“ erwähnt und damit das Haus in der Giesebrechtstraße 11 in Berlin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machte.
23Von mehreren Autoren ist bekannt, dass Graf Ciano ein guter Kunde im „Salon Kitty“ gewesen sein soll. Auch die ehemalige Prostituierte Liesel Ackermann bestätigt dies in einem Interview aus dem Jahr 1976. In Cianos 1946 veröffentlichten Tagebüchern konnten wir allerdings keinen einzigen Eintrag zum „Salon Kitty“ finden.
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PROSTITUTION UND SEX IM DRITTEN REICH
Adolf Hitlers24 Rassenideologie machte auch vor den privaten Schlafzimmern nicht halt: „Die Lebensbeziehungen der Geschlechter bestimmen wir“25, formulierte es Hitler unverblümt in seiner Geheimrede über die Organisation der Volksführung vor den Gau-, Gauamts- und Kreisleitern der NSDAP am 23. November 1937.
In seinem Werk „Mein Kampf“26 bezeichnete Hitler die Prostitution als „eine Schmach der Menschheit“27, die alleine durch Moral nicht mehr beseitigt werden könne. Propagandaminister Joseph Goebbels28 sprach sich hingegen – zumindest soweit es aus schriftlichen Aufzeichnungen hervorgeht − für eine strategisch opportune Duldung von Erotik aus. In einer Tagebuchnotiz vom Mai 1935 vermerkte er beispielsweise: „Erotik nicht ganz abdrehen. Deutschland kein Nonnenkloster.“29
1.1 Vorgeschichte: Käufliche Liebe in den 1920er-Jahren
Das Ausmaß sexueller Möglichkeiten sowie das Angebot erotischer und sexuell abartiger Dienstleistungen war wohl in keiner anderen europäischen Stadt so groß wie in Berlin während der „goldenen Zwanzigerjahre“. Etwa 120.000 weibliche Prostituierte sollen ihren Körper an Freier verkauft haben, dazu kamen noch 35.000 männliche Prostituierte. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher.30
Bis Anfang der 1920er-Jahre herrschte indes noch die vom Kaiserreich übernommene „Kasernierung“