Im Schatten einer Frau. Liane Sanden
er. Wieder stand er mit seiner Hilfsbereitschaft da und war auf Stella angewiesen. Er selbst, ohne Stella, hätte nicht die kleinste Hilfe gewusst. Ja, sein Gehalt als Schauspieler hätte wohl kaum für ihn selbst gereicht. Wieder war es Stella. Immer Stella. Nicht einmal in solchem Falle war er Manns genug.
Die glückliche Vorfreude auf die Hilfe für die Familie Heuschner wurde schon wieder getrübt! Als Michael jetzt in die grosse Diele der eleganten Wohnung kam, sah er in der Garderobe zwei fremde Mäntel hängen. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er Stella jetzt nicht von seinem Schützling sprechen können.
In dem grossen Salon mit den kostbaren Chippendale-Möbeln sass Stella Hollmers auf einem niedrigen Sofa. Vor ihr ein grosser breitschultriger Mann mit einem mächtigen dunklen Kopf und der ausgearbeiteten Kieferpartie der Angelsachsen. In einem zerkauten nachlässigen Englisch sprach er auf Stella Hollmers ein. Neben ihm sass ein fixer, schmaler Mensch, der ein Notizbuch gezückt hielt. Sein Bleistift schwebte erwartungsvoll in der Luft. Er schien jeden Moment bereit, auf das Papier niederzustossen.
„Tag, Micha“, sagte Stella Hollmers. Sie unterbrach sich mitten im Gespräch mit dem grossen, dunklen Mann, stand auf und ging ihrem Mann entgegen.
„Gut, dass du kommst“, sagte sie, „erlauben Sie, Mr. Dadson, dass ich Ihnen meinen Mann, Michael Heinsigk, vorstelle, Micha, das ist Mr. George Dadson, Direktor der North-South-Film-Korporation. — Dies sein Sekretär, Mr. Edgers.“
„Aha, der Mann der berühmten Frau“, sagte der amerikanische Filmgewaltige mit einem etwas herablassenden Lächeln. In dem Blick, mit dem er und auch sein fixer Sekretär Michael mass, lag etwas überlegenes.
Michael fühlte es sofort. Er erbleichte. Diese Worte von Mr. Dadson mochten vielleicht harmlos gemeint sein. Aber bei ihm trafen sie auf die immer brennende Wunde seines Selbstgefühls.
So fiel seine Begrüssung steifer aus, als er vielleicht gewollt. Er spürte ganz genau, dass er in diesem Augenblick wieder eine hilflose Figur machte, und das erhöhte seine Unsicherheit.
Stella tat, als bemerkte sie dies nicht. Aber die Bewegung, mit der sie Michael neben sich auf das Sofa zog, schien um eine Nuance zu betont.
„Gut, dass du kommst, Liebling“, wiederholte sie. „Mr. Dadson macht mir ein Angebot für drüben. Er will in Holywood eine Stella-Hollmers-Produktion machen. Wie denkst du darüber?“
„Aber ich bitte Sie, darüber ist doch gar nichts weiter zu denken“, sagte Dadson entschieden und schnitt Michael das Wort einfach ab, als wäre dessen Ansicht vollkommen unwichtig.
„Ich mache Ihnen mein Angebot zum letzten Male, Mrs. Hollmers. Die amerikanischen Stars, die ich bis jetzt hatte, haben ein bisschen abgewirtschaftet. Gerade Ihre Stimme ist für die Tonfilme ausserordentlich gut. Ich kann mich aber nicht auf allzu lange Verhandlungen einlassen. Ich will in wenigen Wochen mit der Produktion beginnen. Wollen Sie nicht, nun, dann muss ich eben mit jemand anders abschliessen.“
„Aber, das solltest du doch annehmen, Stella“, sagte Michael.
Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er wollte nur an Stella denken, an ihr Fortkommen, an ihren Ruhm. Solange sie noch nicht in Holywood gefilmt hatte, fehlte das letzte zu ihrer Weltgeltung.
„Warum willst du es nicht annehmen, Stella, wenn die Bedingungen von Mr. Dadson so sind, dass sie dir annehmbar erscheinen?“
Stella schwieg. Und Michael fühlte aus diesem Schweigen ganz genau, es ging Stella um ihn. Er wusste, dass Stella bisher nur Kontrakte abgeschlossen hatte unter der Bedingung, dass auch er beschäftigt würde. Wie, wenn der amerikanische Filmmann nicht darein einwilligte?
„Handel es sich etwa da um meine Person?“ fragte er plötzlich entschlossen, „darauf solltest du keine Rücksicht nehmen, Stella. Es geht hier um dich.“
„Das ist ein vernünftiges Wort, Mr. Heinsigk.“
Der amerikanische Filmmagnat sah Michael zum ersten Male mit einer gewissen Achtung an.
„Tatsächlich sind Sie, wenn ich offen sein darf, der Haken. Etwas komischer Vergleich“, lachte er kurz auf, „aber es ist so. Mrs. Hollmers besteht darauf. Sie mit engagiert zu wissen. Aber sehen Sie, das ist ganz unmöglich.“
„Warum unmöglich?“ fragte Stella, ihr schönes zartes Gesicht wurde unmutig, „was in Deutschland möglich ist, Mr. Dadson, müsste in Amerika auch möglich sein.“
Dadson schüttelte energisch den Kopf. Das wäre es eben nicht. Mrs. Hollmers wüsste zu wenig von der seelischen Mentalität der Amerikaner. Wenn Mr. Heinsigk ein Star wäre, so wie sie selbst, ausgezeichnet! Aber dass der Mann der Stella Hollmers nur kleine Rollen zu spielen bekäme, und bei aller Wertschätzung für Mr. Heinsigk wüsste er doch, dass das nicht anders sein könnte, das würde auch Mrs. Stella Hollmers im Kurs drücken. Auf keinen Fall könnte er es geschäftlich verantworten, sie beide zusammen herauszustellen.
Stella war sehr blass geworden. Sie legte schnell ihre Hand auf Michaels Arm. Sie sah ja das Zerquälte in seinem Gesicht. Die ganze Unterhaltung war ihr unendlich peinlich. Sie hätte gewünscht, es wäre nicht dazu gekommen. Schon sagte Michael aber gepresst:
„Stella, du musst nicht uneinsichtig sein. Ich verstehe die Beweggründe Mr. Dadsons vollkommen. Schliesslich kann ja kein Mensch dafür, wie gross oder wie klein sein Talent ist. Nun, mein Talent ist eben klein. Ich muss mich damit abfinden. Aber du machst es mir nur schwerer, wenn du meinetwegen auf ein solches Angebot verzichtest.“
Er stand auf:
„Erlaube, Stella, dass ich mich zurückziehe. Bei dem weiteren Verlauf eurer geschäftlichen Besprechungen bin ich ja wohl nicht mehr nötig.“
Er küsste Stella die Hand und verabschiedete sich von den beiden Amerikanern.
„Famoser Boy“, sagte Mr. Dadson als sich die Tür hinter Michael geschlossen hatte, es wär schade, dass er nichts weiter war als der Mann der Stella Hollmers.
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