Seewölfe Paket 35. Fred McMason

Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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könnt ihr besser“, sagte er lachend. „Ich begleite euch, ja?“

      „Ich glaube, da ist Sunder besser“, sagte Clint vorwitzig. „Gehen wir? Es wird immer später.“

      „Im Hafen ist alles ruhig – und unverändert“, sagte Ginjal.

      „Das wird nicht so bleiben“, meinte Hasard. Mittlerweile hatten sie die Kisten sauber verzurrt. Sie hängten sich die schwere Last über die Schulten und packten die Augen der Enden.

      Sunder fragte leise: „Soll ich gehen, Herr?“

      „Ja. Hilf ihnen, bis sie zum Schiff schwimmen können.“

      Wieder verbeugte sich der Ceylonese. Er deutete auf die Tür. Arun öffnete sie, und die Männer trotteten hintereinander hinaus. Jeder packte die Hand des Kaufmanns und schüttelte sie. Zuerst war Ginjal verblüfft, dann erwiderte er den fremdartigen Gruß.

      Sunder drehte sich auf der Treppe, die neben der Terrasse in die Richtung auf die Straßengabelung führte, plötzlich um.

      „Nicht Fackel“, sagte er. „Sonst sie sehen.“

      „Du hast recht“, erwiderte Hasard in Hindi. „Weißt du etwa auch, wo wir die anderen Kisten versteckt haben?“

      Der Ceylonese nickte schweigend und grinste. Sie tappten die letzten Stufen hinunter, und auf einem kürzeren Weg als der, den sie zum Dorf zurückgelegt hatten, führte sie der Diener bis zum Palmenwald und an den Strand. Die Flut war gestiegen, und sie brauchten einige Minuten, um den richtigen Baum wiederzufinden.

      „Ich hab’ immer geglaubt, wir seien besonders klug“, sagte Hasard und fing zu graben an.

      „Aber so klug sind wir nun auch wieder nicht“, gab sein Bruder zu. Er schaufelte Sand nach der anderen Seite.

      „Sunder hat uns die ganze Zeit über beobachtet“, sagte Clint. „Und wir haben nichts gemerkt. Stellt euch vor, er wäre einer von den anderen gewesen, von den Räubern.“

      „Ich schäme mich in den Boden hinein“, brummte Hasard, all seine Fingerspitzen den Deckel der ersten Kiste berührten.

      Sie gruben weiter, hoben die Kisten aus dem Loch und belegten die Leinen, nachdem sie Augen eingeknotet und ein loses Ende wieder aufgeschossen hatten.

      „Ich warte“, sagte Sunder und deutete nach Süden. Vor den niedrigen Wellen, im Licht von Mond und Sternen, zeichneten sich schwach der Bug der Schebecke und das Ende des Steges ab.

      „Wenn wir erwischt werden“, sagte Hasard drängend und zeigte auf die fünf Kisten, „dann bringst du das Gold in Sicherheit, ja?“

      Er mußte seine Bitte noch einmal, langsamer und in einfacheren Worten, wiederholen. Dann nickte Sunder und packte mit an. Sie schleppten die Kisten oberhalb des niedrigen Walles aus Schwemmgut und zwischen flüchtenden Krabben hindurch bis an eine Stelle, an der sie ins Wasser waten konnten.

      „Ihr nehmt eine Kiste und schwimmt los“, ordnete Hasard an. „Ich bleibe hier und komme nach. Hoffentlich haben sie die Leiter über die Bordwand gehängt.“

      „Aye, aye, Sir“, erwiderte Clint.

      Dreißig Schritte weiter vorn würden sie vom Steg aus gesehen werden können. Clint und Philip griffen in die Augen der Verschnürung und gingen nebeneinander zur niedrigen Brandung, wateten im sandigen Schlick weiter und drehten sich erst um, als sie bis zu den Schultern im Wasser standen, vom Gewicht des Metalls halb eingetaucht.

      Dann schwammen sie los und bemühten sich, kein lautes Geräusch zu verursachen.

      Hasard wandte sich an Sunder.

      „Wir haben noch vier Kisten“, sagte er betont. „Noch viermal hin- und herschwimmen.“

      „Lohnt sich. Viel Gold. Lohnt viel Arbeit.“ Der Ceylonese grinste breit.

      Hasard legte ihm den Arm um die Schultern und sagte: „Wir feiern ein Fest. Viel Reiswein und Rum. Ihr seid alle eingeladen – wenn wir klargekommen sind.“

      Sunder grinste noch breiter und antwortete undeutlich: „Aye, aye, Sir!“

      Jetzt tauchten die Köpfe der beiden Seewölfe unter. Hasard tröstete sich selbst: wenn er im Dunkel seinen Bruder und den Moses nicht mehr sah, dann bemerkten auch die Wachen niemanden.

       7.

      Es schien, daß an Bord der Schebecke bis auf die wenigen Wachen völlige Ruhe herrschte. Sämtliche Crewmitglieder befanden sich unter Deck in ihren Kojen, der Chor der Schnarchenden schien das zu beweisen. Die Wachen gingen langsam zwischen Back und Grätingsdeck hin und her. Mac O’Higgins enterte verschlagen den Niedergang auf und hielt eine Pütz an Steuerbord zu Wasser.

      Der Seewolf, Don Juan und Batuti waren aufgestanden und stellten sich, ihre Becher in den Händen, vor dem Luk auf. Hinter ihnen schlüpften Bill und Blacky auf das schlecht beleuchtete Deck, über dem die großen Schatten lagen. Sie huschten zur Steuerbordseite hinüber und kletterten über das Schanzkleid.

      Fast lautlos verschwanden sie im stinkenden Gewirr der Pfähle unter den Bohlen. Al Conroy kroch als nächster auf die Decksplanken. Ihm wurden unterarmlange Gegenstände hinterhergereicht, von jedem hingen Enden dünnen Kabelgarns herunter.

      „Habt ihr die Waffen bereit, Ben?“ fragte Hasard unruhig. „Und wer geht an die Belegleinen?“

      Der Erste winkte ab. Er hatte mit verschiedenen Gruppen der Crew jede Einzelheit immer wieder durchgesprochen.

      „Keine Sorge, Sir“, erwiderte Ben. „Carberry und Tucker werden gleich ihre Köpfe herausstrecken.“

      Im Schutz der drei Seewölfe krochen der Profos und der Schiffszimmermann auf die nachtfeuchten Planken. Sie robbten zwischen den Culverinen zur Bordwand und lagen einige Atemzüge später bewegungslos an der Klampe neben der Klüse, durch die sich das Tau spannte.

      Higgy schleppte seine halbvolle Pütz über Deck und hinterließ eine lange Tropfenspur. Vor Hasard angelangt, flüsterte er: „Die Jungens sind da. Sie haben schwere Kisten dabei. Wir müssen ihnen helfen, Sir.“

      „Klar“, stieß Hasard erleichtert hervor. „Batuti, Juan! Verholt auf die Back. Leise. Langsam!“

      „Aye, aye, Sir.“

      Sie warteten ungeduldig, weil Bob Grey und Luke Morgan aus dem Luk krochen und ebenfalls mit seltsam aussehenden Bündeln aus faustdicken Teilen im Schatten verschwanden. Dann schoben sie sich in Richtung der Back. Higgy stolperte, ließ die Pütz fallen und fluchte leise. Er bewegte sich wieder bugwärts und ließ die Pütz achtlos ins aufklatschende Wasser fallen.

      Clint tauchte auf und kletterte triefend naß die Sprossen der Jakobsleiter hinauf. Er flüsterte Batuti zu: „Hier! Nimm das Ende.“

      Der Gambiamann packte die Leine, zog daran und fragte: „Was soll das?“

      „Im Wasser ist eine Kiste. Wir haben fünf Goldkisten erbeutet. Schnell, hiev die Kiste auf.“

      „Und du?“ fragte Batuti.

      „Muß zurück. Das andere Zeug holen.“

      „Gut.“

      Clint verschwand wieder. Neben ihm winkte einer der Zwillinge. Batuti vermied es, sich schnell und auffällig zu bewegen. Direkt neben Higgy, der seine Pütz wieder aufholte, zog der Gambiamann die schwere Kiste aus dem Wasser, hievte sie über das Schanzkleid und stellte sie in den Winkel zwischen Decksplanken und Schanzkleid.

      Er flüsterte: „Das sind Teufelskerle, diese Burschen. Fünf Goldkisten! Das wird ihren Dad nicht ärgern.“

      Unter dem Steg knarrte es verdächtig. Batuti und Higgy zuckten zusammen. Der Ire schob sich von der Back hinunter auf die Kuhl und tat so, als ginge er irgendwelchen Tätigkeiten nach. Aus der Gruppe der bewaffneten Portugiesen löste sich ein Mann und ging mit schleppenden Schritten


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