Seewölfe Paket 35. Fred McMason

Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


Скачать книгу
kam also doch die Geneverbuddel an die Reihe, die bei den Holländern so unvermeidlich wie bei den Arwenacks der Rum war.

      „Gut, dann ist das klar“, sagte auch Hasard. Es war zwecklos, van der Koop etwas ausreden zu wollen, was der sich in den Schädel gesetzt hatte. Da war er genauso stur wie Old O’Flynn, der auch immer mit dem Kopf durch die Wand mußte.

      „Wann schlagen wir los?“ fragte der Mijnheer begierig. „Ich meine, wir sollten nicht so lange warten, sonst segelt der Don auf und davon, und ihr seid euer Gold los.“

      Hasard lachte leise.

      Er kannte den ungebremsten Eifer der Wassergeusen, die es immer furchtbar eilig hatten, den Dons an den Kragen zu gehen, wo immer sie den Gegner auch erwischten. Spanien – das war ein Fanal für sie, eine brennende Fackel, die sie nicht schnell genug löschen konnten.

      „Wir werden nicht mehr lange warten, mein Freund. Aber erst mal muß unser Schiff hier sein, damit wir es mit den anderen besprechen können.“

      „Ist dieser Kerl mit dem Rammkinn noch an Bord, der Profos?“ erkundigte sich Frans Kuiper.

      „Ja, der ist so gut wie unverwüstlich.“

      „Und der Alte mit dem Holzbein – lebt der auch noch?“

      „Der ist noch unverwüstlicher. Wir haben sogar einen echten Spanier an Bord.“

      Van der Koop verschluckte sich prompt an seinem Genever und blies eine feine Dunstwolke aus.

      „Das kann nicht dein Ernst sein, Seewolf“, prustete er. „Oder habt ihr ihn in Ketten gelegt?“

      „Nein, er darf sich frei an Deck bewegen“, sagte Hasard mit einem kleinen Grinsen.

      „Na, ich weiß nicht“, mokierte sich der Geuse. „Ich hätte den Kerl längst über Bord geworfen, gerade weil er ein Don ist. Nimm dich in acht vor ihm, Seewolf.“

      „Er war mal mein Todfeind“, erklärte Hasard, „ein Mann der Krone im Rang eines Generalkapitäns, der mich erbarmungslos jagte. Wir haben ja noch etwas Zeit, bis die anderen hier sind. Ich werde euch inzwischen die Geschichte des Spaniers Don Juan de Alcazar erzählen.“

      Die Geusen lauschten gespannt der Erzählung.

       3.

      Etwa eine halbe Stunde später tauchte die Schebecke in der Bucht auf und ging bei der „Eendragt“ längsseits.

      Die Überraschung hatte auch bei den anderen Arwenacks voll eingeschlagen, als sie von den Wassergeusen hörten.

      Von Bord zu Bord gab es gleich darauf eine überschwengliche und stürmische Begrüßung.

      Willem van der Koop reichte schließlich auch Don Juan die Hand, aber er musterte ihn so, als wolle der Spanier gleich von hinten mit einem Dolch über ihn herfallen. Zudem gab sich der Spanier auch ein wenig zurückhaltend und reserviert. Die Geusen zählten nicht gerade zu seinen ausgesprochenen Freunden. Er hatte schon manchen Ärger mit ihnen hinter sich. Aber das lag etliche Jahre zurück, seit ihm die Geusen einmal übel mitgespielt hatten.

      „Wir haben einen Überfall auf Ihre Landsleute vor“, sagte van der Koop. „Haben Sie keine Gewissensbisse, gegen die eigenen Landsleute zu kämpfen?“

      Der Holländer sah in ein scharfgeschnittenes, kantiges Gesicht mit schiefergrauen Augen, die ehrlich und offen blickten.

      „Nein, ich habe keine Gewissensbisse und erst recht keine Skrupel, wenn Sie das meinen, Mijnheer. Meine Landsleute haben die halbe Welt erobert, Menschen versklavt und überall Unheil angerichtet, und sie maßen sich an, sogenannte Wilde und Heiden zu bekehren. Aus diesen und etlichen anderen Gründen habe ich mich von ihnen abgewandt, weil ich ihre Machenschaften nicht gutheiße.“

      „Dann sind Sie für die spanische Krone ein Hochverräter.“

      „Man hat sogar eine Belohnung auf meinen Kopf ausgesetzt, Mijnheer.“

      „Ich habe noch keinen Spanier wie Sie erlebt, Don Juan. Seien Sie an Bord herzlich willkommen.“

      Damit war der Bann gebrochen. Dem Seewolf fiel lediglich auf, daß der Geuse den hochgewachsenen Spanier immer wieder verstohlen von der Seite musterte, als könne er es nicht glauben.

      Der Profos Edwin Carberry verschwand unter Deck der Schebecke und kehrte kurz darauf mit einem kleinen Rumfaß zurück.

      „Begrüßungsschluck muß sein“, sagte er entschuldigend. „Auch wenn die Hitze noch so groß ist. Rum ist gut gegen große Hitze, da bleibt man von Mückenstichen und der Pest verschont.“

      Er hatte immer eine Ausrede, der Profos, wenn es darum ging, einen Kleinen zu lenzen, und so verteilten er und der grämlich dreinblickende Mac Pellew auch gleich ein paar Mucks.

      Der neue Moses Clinton Wingfield stand mit offenem Mund da und genoß es in diesem Augenblick wieder mal sehr, auf die Arwenacks gestoßen zu sein und dazuzugehören. Von den kriegerischen Wasser- oder See-Geusen hatte er schon gehört, die einen erbarmungslosen Kampf gegen die spanische Übermacht führten, aber er hatte noch nie einen dieser Männer gesehen.

      Auch ihm wurde eine Muck gereicht, die er mit knallrotem Kopf und Dankesgestammel entgegennahm.

      Dann tranken sie auf ihr unverhofftes Wiedersehen. Anschließend wurde der Schlachtplan besprochen, bei dem die Geusen ganz Feuer und Flamme waren und es kaum erwarten konnten.

      „Die Schiffe dürfen nicht versenkt werden“, sagte Hasard, „sonst bleibt unser Gold und Silber auf ewig im Hafenbecken verschwunden. Wir müssen den Don und den Portu so erwischen, daß ihre beiden Schiffe unbrauchbar sind. Das heißt, wir müssen versuchen, sie regelrecht abzutakeln.“

      „Ganz meine Meinung“, sagte van der Koop eifrig. „Daher habe ich auch einen Vorschlag zu unterbreiten.“

      „Laß hören, ich bin ganz Ohr, Geuse.“

      Die Anrede „Geuse“ gefiel den Holländern noch besser als ihre eigenen Namen, und van der Koop redete Philip Hasard Killigrew ebenfalls meist mit seinem Kampfnamen an.

      „Euch kennen sie ja“, sagte der Kapitän mit einem breiten Lachen. „Wenn ihr auftaucht, werden sie euch von zwei Seiten erbarmungslos in die Zange nehmen. Oder glaubst du, Seewolf, die Kerle lassen sich aus dem Hafen locken?“

      „Vorerst ganz sicher nicht. Vermutlich warten sie noch ein paar Tage, bis die Karavelle wieder aufgeriggt ist, und laufen dann aus.“

      „Nun gut, das ist doch bestens. Dann schlage ich vor, daß ich mit der Fleute zuerst in den Hafen einlaufe. Wir haben nichts zu befürchten. Ich glaube jedenfalls nicht, daß sie sofort das Feuer auf uns eröffnen, ahnungslos wie sie sind, wenn ein Holländer aufkreuzt.“

      „Dann solltet ihr aber nicht die Flagge zeigen“, warnte Hasard und deutete mit der Hand nach oben, wo der weiße Stander mit dem roten Kreuz träge herabhing. „Das könnte zumindest bei den Dons unangenehme Erinnerungen wecken.“

      „Die lassen wir gleich verschwinden“, versprach van der Koop. Er schickte einen Mann los, der die Flagge niederholte.

      „Wie ich heute nacht gesehen habe“, sagte van der Koop weiter, „liegen sich die beiden Schiffe etwas versetzt gegenüber. Sie schießen sich also gegenseitig keine Löcher in die Rümpfe, wenn sie gleichzeitig feuern.“

      „Sie haben sich extra so gelegt, damit das nicht passieren kann“, sagte Hasard. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme, um gegen Überfälle gewappnet zu sein. Nur mit unserem Angriff haben sie nicht gerechnet.“

      „Wie habt ihr eure Schebecke aus dem Hafen gebracht?“ wollte der Geuse wissen. „Strömung ging so gut wie keine, Segel habt ihr auch nicht gesetzt, und dennoch bewegte sie sich wie von Geisterhänden gesteuert durchs Wasser.“

      „Man kann sie stehend und so gut wie lautlos pullen. Wir zeigen


Скачать книгу