Seewölfe Paket 35. Fred McMason
erzählt.“
„Aha, ich verstehe. Daher also. Scheinen harte Burschen zu sein, diese Wassergeusen.“
„Das sind sie“, versicherte Hasard lächelnd. „Hart wie Eisen mit einem unbeugsamen Willen, aber auch einem starken Haß auf alles, was spanisch ist. Alba hat sie ja auch ausbluten lassen.“
Der Spanier nickte. Er mochte nicht gern daran erinnert werden, denn es war kein schönes Kapitel in der spanischen Chronik.
Jedenfalls waren sie froh, durch einen Zufall auf die Geusen gestoßen zu sein. Jetzt bestand auch die Aussicht, daß sie ihr Gold und Silber wieder zusammenkriegten.
„Wir warten noch eine Weile“, sagte Hasard. „Wenn Stenmark sie nicht mehr sieht, segeln wir weiter. Ist bei uns alles klar an Bord?“
Der Stückmeister, der auf so treffliche Weise der portugiesischen Karavelle den Großmast zerschossen hatte, bestätigte noch einmal, daß sie gefechtsklar wären.
Etwas später meldete der Schwede, daß die Fleute außer Sicht sei.
Hasard ließ die Segel setzen und folgte der Fleute.
4.
Willem van der Koop stand auf dem Achterdeck und rieb sich die Hände. In seinen hellen Augen blitzte es immer wieder auf.
„Die werden gleich ihr blaues Wunder erleben“, versprach er. „Godverdomme, auf eine solche Gelegenheit habe ich schon lange gewartet.“
Die anderen Geusen brannten ebenfalls darauf, es dem Spanier und dem Portugiesen zu zeigen und so ganz nebenbei auch den Seewölfen einen Gefallen erweisen zu können.
Die Arwenacks hatten damals nicht gezögert und sogar ihr Leben eingesetzt, um die Geusen zu retten. Willem van der Koop hatte schon fast unter dem Galgen des verrückten El Corsario gestanden, und so etwas vergaß er nie. Es war für ihn nur selbstverständlich, daß er sich jetzt revanchierte.
Sie liefen den Hafen von westlicher Richtung her an und loteten immer wieder Tiefe, wie der Seewolf ihnen geraten hatte. Hier gab es tückische Untiefen, Sand- und Schlammbänke, die sich öfter verlagerten und dadurch noch gefährlicher wurden.
„Da sind schon die Mastspitzen“, sagte van der Koop. „Die Kerle scheinen alle beschäftigt zu sein.“
Durch das Spektiv waren die beiden Schiffe klar zu erkennen. Offenbar hatte der Spanier ein paar Leute zur Karavelle hinübergeschickt, die bei der Reparatur halfen.
Ein Teil der Trümmer war bereits beseitigt worden. Auch das Deck war wieder aufgeklart. Doch die Karavelle sah mit dem zersplitterten Großmast wie ein gerupftes Huhn aus.
Als sie näher heransegelten, wurden Dons und Portus aufmerksam und blickten ihnen entgegen. An den ausgerannten Rohren waren etliche Soldaten zu erkennen, die trotz der brüllenden Hitze Helme und Brustpanzer trugen.
„Die müssen doch in ihren Eisendingern ersticken“, sagte Kuiper mit einem Kopf schütteln. „Ich würde das keine halbe Stunde lang ertragen. Aber Vorschrift ist bei denen eben Vorschrift.“
„Gleich wird es noch heißer für sie werden“, versprach de Haas.
Die anfängliche Hektik auf den beiden Schiffen legte sich rasch. Sie erkannten jetzt, daß sie es nicht mit der Schebecke zu tun hatten, sondern offenbar mit einem Handelsfahrer, der der Bauart nach ein Holländer sein konnte.
Daß er mit ausgerannten Rohren in den Hafen segelte, weckte zwar noch das Mißtrauen, doch man nahm an, daß die Fleute bereits unliebsame Überraschungen hinter sich hatte und die Männer jetzt entsprechend vorsichtig waren.
Ein paar blieben daher neben den Kanonen stehen.
Van der Koop registrierte das mit einem harten Lächeln.
„Wir feuern erst, wenn wir genau auf gleicher Höhe sind“, sagte er. „Eine Breitseite zuerst auf den Don, dann auf die Karavelle drüben. Anschließend nehmen wir sofort die Segel weg und legen Ruder nach Backbord, bis wir auf die Pier da drüben zutreiben. Inzwischen dürfte der Seewolf herangesegelt sein und den Burschen den Rest geben.“
Die Rohre waren so ausgerichtet, daß sie nicht auf die Wasserlinie zielten. Wie Hasard gesagt hatte, sollten die Schiffe nicht versenkt, sondern nur abgetakelt werden. Alles andere hätte nur zur Folge gehabt, daß Gold und Silber dann unerreichbar wurden.
Van der Koop prägte sich noch einmal alles genau ein. Er sah am Hafen ein paar Hütten, kleinere Boote und etliche Inder, die hinter einer völlig verkohlten und verbrannten Pier standen und neugierig zu der einsegelnden Fleute blickten.
Er sah auch weiter oben an den Hängen ein Haus, das aus Steinen erbaut war und sich deutlich von den armseligen Hütten abhob. Wahrscheinlich wohnte dort ein reicher Kaufmann.
Jetzt war die Hafeneinfahrt erreicht. Dons und Portus ließen die begonnene Arbeit ruhen und starrten zu der Fleute.
Die Geusen standen scheinbar herum und schauten ebenfalls hinüber. Der Wind wurde schwächer, kaum daß sie den Hafen passiert hatten.
Van der Koop blickte aus schmalen Augen zuerst zu der Karavelle, dann drehte er den Kopf und sah zur Galeone hinüber. Er wartete buchstäblich bis zum allerletzten Augenblick, so daß Jan van Fleet ihn schon besorgt anblinzelte.
„Hast du dir es anders überlegt, Willem?“ fragte er.
Ein knappes Grinsen, hart und unerbittlich, war die Antwort.
Van der Koop wartete noch ein paar Augenblicke, ehe er die Hölle im Hafen entfesselte.
„Feuer“, sagte er dann ruhig.
Durch die Männer ging ein Aufatmen. Gleich darauf brach unvermittelt das Inferno los.
Sieben Siebzehnpfünder zielten auf die spanische Galeone.
Sieben schwarze Schlünde spuckten gleichzeitig Feuer und rumpelten brüllend auf ihren Lafetten zurück.
Heiße Feuerzungen leckten mit urweltlichem Gebrüll über die Bordwand der Steuerbordseite.
Die Schüsse im Hafen hörten sich wie überlaute Detonationen an.
Den Spaniern stand noch die Verblüffung in den Gesichtern, die sich allerdings schnell in Entsetzen verwandelte, als es auch schon mit bestialisch lautem Dröhnen einschlug.
Die Überraschung war perfekt.
Die Geusen verwendeten Vollkugeln und auch Kettenkugeln, die sich wie scharfe Zähne in stehendes und laufendes Gut fraßen.
Auf dem Achterdeck der Galeone zersplitterte der Besan und stürzte in einem Gewirr aus Tauwerk und aufgetuchten Segeln an Deck.
Eine Kugel takelte die Großrah ab, die mit donnerndem Getöse an Deck fiel und die Planken kurz und klein schlug.
Das Schanzkleid auf der Kuhl zerfetzte in einem nach allen Seiten davonwirbelnden Regen aus Holzsplittern. Unterhalb der Kuhl wurde ein großes, gezacktes Loch sichtbar.
Van der Koop registrierte kühl und nüchtern, daß auf der Galeone noch keine Panik ausbrach.
Der Überfall war zu schnell erfolgt. Die Dons reagierten noch nicht, weil sie wie gelähmt waren.
„Da brauchen wir nicht mehr zu entern“, sagte er wie im Selbstgespräch. „Da wird es nicht mehr viel zu entern geben, wenn wir ihnen noch mal die Feuerharke zeigen.“
Der Fockmast erhielt einen Treffer und neigte sich zur Seite. Die Vollkugel hatte das Schanzkleid zerschlagen und den Mast buchstäblich wie mit einem Riesenbiß angefressen. Er neigte sich noch weiter und kippte erst dann krachend über Bord, als stehendes und laufendes Gut zerfetzt wurden.
Ein paar Spanier reagierten jetzt. Aber sie rannten nicht zu den Kanonen. Sie ließen alles stehen und liegen und sprangen auf der der Fleute abgewandten Seite schreiend über Bord.
Van der