Seewölfe Paket 35. Fred McMason

Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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wo sich immer noch ein paar andere Kerle tummelten. Der Don schlug dort wie eine Granate ein.

      Damit war der Kampf beendet.

      Carberry sah die Kerle finster an und pustete über seine rechte Faust. Die Knöchel brannten noch ein wenig, aber der wieder auftauchende Don schien wesentlich mehr Schmerzen zu verspüren.

      „Sehr vernünftig“, sagte Hasard höhnisch zu dem spanischen Kapitän. „Ihr habt uns unsere Ladung gestohlen oder zumindest einen Teil davon, und ihr habt es erbarmungslos betrieben, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir haben es euch nur zurückgezahlt, ebenso erbarmungslos.“

      „Ihr habt mein Schiff zerschossen und meine Leute getötet“, beklagte sich der Spanier.

      „Genau das hattet ihr mit uns auch vor, wenn wir nicht die Waffen gestreckt hätten. Viele meiner Leute wären jetzt ebenfalls tot.“

      „Wer ersetzt mir mein Schiff?“ fragte der Don weinerlich.

      „Keine Ahnung. Du kannst das ja mit dem portugiesischen Hundesohn aushandeln. Außerdem ist das nicht meine Sache. Ihr könnt euch zum Teufel scheren oder nach Spanien zurückschwimmen. Ich will nur die Kisten mit dem Gold und Silber, nur das, was ihr gestohlen habt.“

      Hasard lockerte die Degenspitze etwas, damit der Don wieder tiefer Luft holen konnte.

      Der Don sah alt und krank aus, und er hustete erstickt.

      „Ihr werdet es euch ja doch nehmen“, sagte er.

      „Irrtum, mein Freund. Ihr werdet es uns an Bord bringen, und zwar Kiste für Kiste. Und für jede fehlende Kiste lasse ich einen deiner Kerle an die Rah hängen. Wir mußten auch mitanpacken und die Kisten transportieren. Ich fand das sehr entwürdigend. Und nun los, du Bastard“, sagte der Seewolf schneidend. „Wir wollen keine Zeit mehr verlieren, sonst säuft die Galeone ab.“

      Er stieß den Kapitän vorwärts und blickte zu der Fleute und dem Portugiesen hinüber.

      Die Geusen hatten den portugiesischen Kapitän und den Ersten Offizier kurzerhand an die Maststümpfe gebunden.

      Inzwischen wurde auch dort nicht mehr gekämpft. Es waren ohnehin nicht mehr viel Männer an Bord. Etliche waren landeinwärts geflüchtet, andere ins Wasser gesprungen, was blieb, war schließlich nur noch ein kleines Häuflein Kerle.

      Sie kämpften auch nicht lange und waren froh, noch am Leben zu sein.

      Willem van der Koop zeigte dem Seewolf mit der rechten Hand klar.

      „Alles in Ordnung, Seewolf!“ rief er. „Der ehrenwerte Kapitän hat aufgegeben. Aber es besteht die Gefahr, daß dieser Kahn bald auf Tiefe geht. Er wird sich nicht mehr lange halten. Bist du damit einverstanden, wenn wir die Kisten zu uns an Bord nehmen?“

      „Einverstanden!“ rief Hasard zurück. „Wir räumen hier nur noch auf, dann legen wir bei euch an.“

      Der Geuse lachte unbekümmert und warf dem portugiesischen Kapitän einen Blick unter halbgeschlossenen Lidern zu.

      „Wenn du mithilfst, die Kisten an Bord zu bringen, lasse ich dich frei. Wenn nicht, holen wir sie selbst, und du bleibst solange am Maststumpf stehen, bis dir das Wasser in die Augen tritt. Ich meine jetzt allerdings das Seewasser.“

      „Es gluckert nämlich schon gefährlich“, sagte der Bootsmann de Haas. „Und das Gluckern hört sich so an, als hätte das Schiff keine Lust mehr, noch länger auf dem Wasser zu schwimmen. Eines Tages sind solche alten Gammelkähne einfach müde, und dann legen sie sich zur letzten Ruhe auf den Meeresgrund. Meist nehmen sie dann noch ihren Kapitän mit, insbesondere dann, wenn er am Mast steht und festgebunden ist.“

      Der Haß in den Augen des Portugiesen verschwand nicht. Er hatte den Geusen schon sämtliche Knochen abgeflucht, aber immer nur Gelächter geerntet.

      Er lauschte ein paar Augenblicke voller Entsetzen.

      Tatsächlich. Das Geräusch war nicht zu überhören. Die Karavelle soff sich langsam, aber sicher voll, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie genug gesoffen hatte.

      Irgendwo knackten auch Planken, und einmal gab es einen harten und unüberhörbaren Schlag unter der Wasserlinie.

      „Ich helfe mit“, sagte er leise und widerstrebend. „Aber trotzdem wünsche ich euch die Pest an den Hals.“

      „Dafür wirst du aber eine Weile schwimmen müssen“, entgegnete van der Koop trocken. „Oder ihr könnt euch aus den Resten ein Floß bauen. Bis nach Portugal ist es noch ein weiter Weg.“

      Sie banden den fluchenden Mann los. Die anderen standen teilnahmslos daneben und erwarteten Befehle. Die letzten wahrscheinlich, die es an Bord der Karavelle noch geben würde. Später mußten sie sehen, wie sie klarkamen.

      Frans Kuiper und Arie Diep dirigierten die gebrochen wirkenden Kerle zu den Laderäumen. Leitern wurden angestellt, und dann mußten sie Kiste um Kiste nach oben an Deck schaffen.

      „Die haben aber ganz schön abgeräumt“, sagte der Bootsmann. „Und in den Kisten und Fässer ist überall Gold und Silber drin?“

      „So ist es.“

      Willem van der Koop nickte und sagte dann: „Ich sehe mich mal ein wenig auf dem Kahn um. Vielleicht hat der Portugiese ja noch für sich persönlich ein paar Kisten beiseite geschafft.“

      „Was du dem ehrenwerten Mann nicht alles unterstellst, Willem!“

      Der Geuse grinste nur. Er kannte die Kerle zur Genüge.

      Sein Weg führte ihn nach achtern, wo er die Kapitänskammer einer kleinen, aber gründlichen Inspektion unterzog. Es dauerte auch nicht lange, dann fand er, was er gesucht hatte.

      Im Schapp gab es eine Leiste, die hinter einer Wand eine kleine Klappe öffnete, wenn man darauf drückte. Es war ein simpler und einfacher Federmechanismus.

      Van der Koop bückte sich und untersuchte den Raum.

      Ganz hinten in der Ecke standen zwei Kisten, die denen aufs Haar glichen, die er eben in den Laderäumen gesehen hatte. Scheinbar wie achtlos war eine Decke darüber geworfen worden.

      Er zerrte die zwei Kisten hervor und entdeckte daneben einen Lederbeutel. Als er die Schnur öffnete, quollen ihm die Augen über.

      Das Säckchen war prallgefüllt mit Perlen verschiedener Größe. Obendrauf lagen zwei mattschimmernde schwarze Perlen.

      „Godverdomme“, sagte er andächtig und steckte das Säckchen ein. Vielleicht gehörte es auch dem Seewolf. Er würde ihn später danach fragen.

      Falls es ihm nicht gehörte, würde er es als Beute betrachten. So einfach war das!

      Er wuchtete die Kisten an Deck und hatte schwer daran zu schleppen.

      Jan van Fleet half ihm dabei.

      „Hätte ich nicht gedacht“, sagte er. „Der Kerl hat wirklich was auf die Seite geschafft.“

      „Dafür habe ich immer einen Riecher. Wie weit seid ihr?“

      „Bis auf elf Kisten fast fertig.“

      „Gute Arbeit.“

      „Die Portus sind sehr anstellig“, sagte van Fleet mit einem breiten Grinsen.

      Der Kapitän enterte gerade mit einer Kiste die Leiter hoch und übergab die Kiste an einen anderen.

      „Ist das alles?“ fragte van der Koop. „Oder befinden sich noch mehr Kisten an Bord?“

      „Das ist alles“, erklärte der Mann mürrisch. „Und es soll euch im Hals steckenbleiben.“

      „Ehrenwort, daß das alles ist?“ fragte van der Koop. Der Kapitän hatte von den beiden anderen Kisten nichts mitgekriegt, weil er gerade im Laderaum gewesen war.

      „Mein Ehrenwort, verdammt noch mal. Ich habe alles in den Raum stauen lassen, restlos alles.“

      „In


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