Kinderärztin Dr. Martens Box 1 – Arztroman. Britta Frey
gut sein?«
Ein niemals zuvor erlebtes, seliges Glücksgefühl durchströmte Hanna. Sie schmiegte sich an ihn und flüsterte mit verhaltener Stimme: »Ich hab dich auch lieb, Knut, dich und deinen Jungen.«
»Du, mein Liebes, ich danke dir für diese Worte. Sie bedeuten mir unendlich viel. Ich habe nicht geglaubt, noch einmal in meinem Leben so zu fühlen. Du machst mich sehr glücklich.«
Wie von selbst fanden ihre Lippen sich zu einem ersten zärtlichen Kuss.
Eine Weile gingen sie Hand in Hand weiter, bis Knut das Schweigen brach und leise sagte: »Ich werde versuchen, so rasch wie möglich meine Freiheit auch auf dem Papier zu bekommen. Willst du meine Frau und Sven eine liebevolle Mutter werden, wenn es so weit sein wird?«
»Ja, ich will, Knut, gerade, weil ich dich und Sven lieb habe. Aber jetzt muss Sven erst einmal gesund werden. So lange wollen wir nicht an uns, sondern nur an ihn denken.«
»Wie du es möchtest, Liebes.« Erneut zog Knut Hanna in seine Arme und küsste zärtlich ihre Lippen.
Hanna war es, die sich sanft befreite und leise mahnend sagte: »Es ist schon spät, Knut. Ich möchte noch gern so weiter mit dir gehen, aber ich glaube, wir müssen langsam zurück.«
»Erst werden wir noch auf unser Glück anstoßen, mein Liebes. So viel Zeit bleibt uns ja sicher noch, nicht wahr? Wir sind doch da vorhin kurz vor dem See an einem hübschen Lokal vorbeigekommen. Wenn es dir recht ist, kehren wir dort noch für ein halbes Stündchen ein. Es soll ein schöner Abschluss dieses Abends sein.«
Knut hatte zärtlich den Arm um Hannas Schulter gelegt, führte sie zu seinem Wagen zurück und half ihr zuvorkommend beim Einsteigen.
In wenigen Minuten erreichten sie das kleine Lokal in der Nähe des Heidesees und verbrachten dort noch eine schöne Stunde.
Bei einem guten Glas Wein sahen sie sich tief in die Augen, und Knut fragte zärtlich: »Bist du glücklich, Liebes?«
Einen Augenblick sah sie stumm in seine Augen, in denen sich seine Liebe, seine Zärtlichkeit spiegelten.
»Ja, ich bin glücklich, Knut. Ich glaube, ich habe dich vom ersten Augenblick an gemocht. Es war ein so neues, fremdes Gefühl für mich. So glücklich wie heute war ich noch nie.«
»Ich werde dafür sorgen, dass du es immer bleibst, Hanna, mein Liebes, das verspreche ich dir.«
Es war fast Mitternacht, als Hanna leise und auf Zehenspitzen, um Kay nicht zu wecken, die kleine Giebelturmwohnung betrat.
Sie konnte lange nicht einschlafen in dieser Nacht. Nur langsam ebbte das selige Glücksgefühl in ihr ab. Sie glaubte noch immer den zärtlichen Druck seiner Lippen auf den ihren zu spüren.
»Oh, Knut, wie sehr liebe ich dich«, flüsterte sie leise, bevor sie einschlief.
*
Aufmerksam sah Kay am kommenden Morgen beim Frühstück in Hannas Gesicht, das förmlich von innen heraus leuchtete.
So hatte er seine Schwester noch nie gesehen. Sie war ja wohl schon immer eine kleine Schönheit gewesen, aber die Liebe machte sie noch hinreißender.
»Wie es dir geht, brauche ich wohl nicht erst zu fragen, nicht wahr, Schwesterherz?«, fragte er lächelnd.
»Nein, Kay, du siehst es ja, es geht mir blendend«, antwortete Hanna mit strahlendem Gesicht und goss den Kaffee in die Tassen.
»Ich habe dich überhaupt nicht kommen gehört. Du hast bestimmt einen schönen Abend verlebt.«
»Der schönste, den man sich wünschen kann, Kay. Ich bin so glücklich! Knut hat mir endlich seine Liebe gestanden. Hast du gehört, er liebt mich.«
»Ich habe es gehört, Hanna. Aber ist er denn überhaupt schon frei? Du hast mir zwar gesagt, dass seine Frau ihn und den Jungen vor einiger Zeit verlassen hat. Aber warum …«
»Ich weiß, was du sagen willst, Kay. Knut hat gesagt, dass er dafür sorgen will, nun auch auf dem Papier möglichst rasch seine Freiheit zurückzubekommen. Wir haben noch so viel Zeit, Kay. Jetzt muss erst der Junge gesund werden, alles andere regelt sich dann ganz von selbst. Und du hast ja gestern gesagt, dass er dir auch gefällt, oder stimmt das heute schon nicht mehr?«
»Natürlich, aber trotzdem kommt für mich alles ein wenig zu schnell. Ich gönne dir dein Glück von ganzem Herzen, Hanna, aber ich bitte dich, überstürzte nichts. Das Glück, das vom Schicksal für dich bestimmt ist, es läuft dir nicht davon.«
»Ich bin schon jetzt ganz sicher. Aber wir wollen nicht länger über dieses Thema reden. Ich räume nur rasch den Tisch ab, dann können wir hinuntergehen.«
»In Ordnung, es ist ja auch deine ureigenste Angelegenheit, und ich werde mich ganz gewiss nicht einmischen. Dass mir dein Glück sehr am Herzen liegt, das weißt du ja.«
»Ja, das weiß ich, Kay. Nun zu etwas anderem. Wann werdet ihr mit den Untersuchungen bei dem Jungen beginnen?«
»Er kommt heute Morgen als Erster an die Reihe. Wenn du möchtest, kannst du gern dabei sein.«
»Ich habe morgens früh meine ambulante Sprechstunde. Du kannst mir ja die Ergebnisse der ersten Untersuchungen später mitteilen. Dass sie mich brennend interessieren, muss ich wohl nicht ausdrücklich betonen, nicht wahr?«
»Alles klar, ich werde dich nicht warten lassen. Aber schau mal auf die Uhr. Wir reden hier, und dabei wird es Zeit, dass wir uns unseren Aufgaben zuwenden.«
So ganz konnte Hanna an diesem Morgen die privaten und beruflichen Gedanken nicht trennen, denn da war Sven, der Sohn des geliebten Mannes. Ihr erster Weg, als sie auf der Krankenstation ankam, war der zu Svens Zimmer.
Der Achtjährige war schon wach, und in seinen dunklen Augen leuchtete es auf, als er seine geliebte Tante Hanna das Zimmer betreten sah.
»Guten Morgen, Sven, wie fühlst du dich heute?«, fragte sie liebevoll.
»Mir tut es hier ein wenig weh, Tante Hanna.« Der Junge legte eine Hand auf sein Herz und sah Hanna an.
»Hat Schwester Laurie dir denn heute Morgen noch keine Medizin gegeben?«
»Nein, sie hat gesagt, dass ich die Medizin heute erst bekomme, wenn der Herr Doktor mich untersucht hat. Ich möchte meinen Vati haben, Tante Hanna. Wann kommt er denn heute zu mir? Ich warte doch schon so auf ihn.«
»Er wird gewiss kommen, wenn du nach der Untersuchung wieder in deinem Zimmer bist.«
»Tut es denn auch nicht weh, wenn der Doktor mich untersucht?« Ein ängstlicher Ausdruck war auf einmal in den Blicken des Achtjährigen zu erkennen.
»Aber Sven, ich habe es dir schon erklärt. Es tut überhaupt nicht weh. Ich weiß ja auch, dass du ein tapferer Junge sein wirst. Die Untersuchungen müssen sein, damit du wieder ganz gesund werden kannst. Dein Vati hat dich lieb, er möchte doch auch, dass du bald wieder mit deinen Spielkameraden herumtollen kannst.«
Sven sagte nichts mehr, und Hanna musste in diesem Moment daran denken, dass Sven noch nicht ein einziges Mal nach seiner Mutter gefragt hatte. Was mochte sie wohl für eine Frau sein? War sie dem Jungen keine gute Mutter gewesen, oder hatte die Liebe des Vaters ihm schon darüber hinweggeholfen? Wenn es in ihrer Macht stand, würde sie einmal alles versuchen, dem Jungen eine gute Mutter zu werden.
Aus diesen Gedanken heraus fuhr sie ihm mit einer liebevollen Geste über den dunklen Schopf und sagte weich: »Sollst sehen, Sven, es wird alles wieder in Ordnung kommen.«
In den Augen des Jungen glänzte es plötzlich verdächtig.
Leise sagte er und griff dabei nach Hannas Hand: »Du bist lieb, Tante Hanna. Du bist lieb wie eine Mutti.«
Wie er es sagte und sie dabei ansah, ließ sie jäh erkennen, dass er seine Mutter nicht vergessen hatte. Es lag in den wenigen Worten so viel Sehnsucht, dass Hanna nicht anders konnte. Sie beugte sich zu ihm hinunter, zog ihn in ihre Arme und sagte zärtlich: »Ich habe dich sehr