Kinderärztin Dr. Martens Box 1 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Box 1 – Arztroman - Britta Frey


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sein?«

      »Erst musst du einmal gesund werden, danach werden wir weitersehen, mein Junge. Hier in der Klinik bin ich ja jeden Tag bei dir. Genau wie dein Vati. Aber jetzt muss ich auch nach den anderen kranken Kindern schauen. Das verstehst du doch sicher, nicht wahr? Es sind einige dabei, die sehr krank sind und mich brauchen. Du bist jetzt brav, bis der Herr Doktor dich holen lässt. Später kommt dann dein Vati zu dir … Einverstanden?«

      »Ja, Tante Hanna. Aber du kommst doch auch ganz bestimmt wieder, nicht wahr?«

      »Aber klar doch, versprochen«, erwiderte Hanna liebevoll lächelnd. »Jetzt muss ich dich aber erst ein Weilchen allein lassen. Schwester Laurie magst du doch sicher auch. Sie kommt gleich zu dir.«

      »Ja, Tante Hanna. Schwester Laurie ist sehr lieb. Sie ist immer lustig.«

      »Na siehst du, Sven. Hier bei uns sind alle lieb.«

      Für sie wurde es wirklich Zeit, sich auch um die anderen kleinen Patienten zu kümmern, bevor ihre Sprechstunde begann. Für Sven konnte sie nur hoffen, dass Dr. Dornbach, dessen Fachgebiet die Kardiologie war, und ihr Bruder Kay nichts Schwerwiegendes bei ihren Untersuchungen feststellten.

      *

      Dr. Malte Dornbach war ein hervorragender Mitarbeiter in der Klinik. Er war siebenunddreißig Jahre alt, hatte weißblondes Haar und lustige Sommersprossen. Selbst Vater von zwei Buben, verstand er es, mit den kleinen Patienten in der Klinik umzugehen. Kay Martens hatte von Anfang an bei den Einstellungen seiner Mitarbeiter auf diesen Aspekt besonders großen Wert gelegt.

      An diesem Morgen befand sich Dr. Malte Dornbach bei Kay Martens im Sprechzimmer. Sie hatten beide durchgesprochen, wie Malte Dornbach bei dem Patienten Berkel vorgehen würde.

      Kay sagte abschließend: »Da jetzt so weit alles klar ist, werde ich den Jungen holen lassen. Eigentlich wollte ich bei den Untersuchungen zugegen sein, aber ich denke, dass es reicht, wenn Sie mir später Ihre Untersuchungsergebnisse vorlegen. Ich weiß, der kleine Bursche ist bei Ihnen in den besten Händen. Zu wünschen wäre natürlich, dass bei dem Jungen noch kein schwerwiegender Schaden am Herzen besteht und wir mit einer Behandlung ohne Operation der Sache Herr werden. Ich schicke Ihnen den Jungen also gleich mit Schwester Laurie.«

      »In Ordnung, Chef, Sie können sich auf mich verlassen«, gab Malte Dornbach mit ernster Stimme zurück.

      Er ging zur Tür und sagte im Hinausgehen: »Ich warte dann im Untersuchungszimmer auf den kleinen Burschen.«

      Oben auf der Krankenstation betrat Schwester Laurie wenige Minuten später das Zimmer, in dem Sven Berkel untergebracht worden war.

      »So, mein Junge, jetzt werden wir dich mitsamt deinem Bett ein wenig spazieren fahren«, kam es mit fröhlicher Stimme von ihren Lippen. Ihre Augen blinzelten ihn lustig an.

      »Warum denn mit dem Bett, Schwester Laurie, ich kann doch auch laufen.«

      »Du wirst heute Morgen gründlich untersucht, Sven, und der Herr Doktor will es so. Wir machen das immer so. Weißt du, wenn du nach der Untersuchung müde bist, dann kannst du sofort schlafen, wenn du willst.«

      »Ehrlich, Schwester Laurie?«

      »Ehrlich, Sven, du kannst mir ruhig glauben«, gab die junge Schwester lächelnd zurück.

      »Na gut, wenn du es sagst. Aber geht das denn überhaupt mit dem Bett?«

      »Natürlich, du wirst es gleich sehen. Dein Bett hat ja vier kleine Räder, die nur festgestellt sind. Wenn ich die Hebel herumschiebe, dann kann ich dich mitsamt dem Bett überallhin fahren. Also, kann es dann losgehen?«

      »Ja, Schwester Laurie, du kannst fahren. Sagst du denn auch meinem Vati, wo ich bin?«

      »Frau Dr. Martens wird es ihm schon sagen, wenn er in die Klinik kommt.«

      Als Schwester Laurie das Bett in den Aufzug bugsierte und der Achtjährige auf einmal ein ängstliches Gesicht machte, sagte sie: »Wir sind gleich unten, Sven, du musst dich nicht fürchten. Es tut nicht weh, wenn du untersucht wirst. Du bist doch schon ein großer Junge.«

      »Hat Tante Hanna auch gesagt, aber ein wenig fürchte ich mich doch. Bleibst du denn bei mir?«

      »Ich nicht, Sven, ich bringe dich nur hinunter und hole dich später wieder ab. Aber du kennst Schwester Elfi ja auch schon. Sie wird bei den Untersuchungen dabei sein und dem Doktor helfen. Alles klar?«

      »Ja, Schwester Laurie.«

      Auch Schwester Elfi hatte ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, als sie wenig später den Jungen von Schwester Laurie übernahm. Mit ängstlichen Blicken sah Sven auf den großen, breitschultrigen Mann, der mit warmer Stimme zu ihm sagte: »Ich bin der Dr. Dornbach, und du bist also der Sven, nicht wahr?« Unsicher nickte der Junge.

      »Du musst nicht so ängstlich schauen, Junge. Weißt du, ich habe daheim, auch zwei Jungen, die sind nicht viel älter als du, Mark und Sebastian heißen sie. Wenn sie mal krank sind, dann helfe ich den beiden so, wie ich dir helfen möchte. Hier auf dem Foto, das sind die zwei.«

      Lächelnd zeigte Malte Dornbach Sven sein Foto, auf dem er mit seinen beiden Söhnen abgebildet war. Dr. Malte Dornbach verstand es, auf diese Art und Weise, die Angst des Jungen abzubauen und sein Vertrauen zu erringen.

      Nacheinander führte er die verschiedensten Untersuchungen durch: EKG, um die Herztätigkeit genau festzustellen, danach die sorgfältig durchgeführten Röntgenaufnahmen. Da das Herz auf der Doralseite, der Rückenseite, schwer erkennbar war, bekam Sven einen Löffel des bariumhaltigen Kontrastbreies zu schlucken, dann war das Bild klarer zu erkennen. Malte Dornbach hatte in Birkenhain Apparate zur Verfügung, die dem neuesten Stand der Medizin entsprachen. Die Durchleuchtung mit der Bildverstärker-Fernseheinheit gestattete nach dem derzeitigen Stand in der Herzmedizin eine genaue Abgrenzung des Herzens von seiner Umgebung und die detaillierte Beobachtung seiner Pulsation. Schäden an den Herzklappen und den Koronararterien konnten so festgestellt werden.

      Dass das Gesicht Malte Dornbachs im Verlauf der Untersuchungen – es wurde noch eine Ultraschallkardiografie durchgeführt – immer ernster wurde, fiel nur Schwester Elfie auf, die dem Arzt mit kleinen Handreichungen zur Seite stand und die auch Sven nach seinen Anweisungen in die jeweils gewünschte Untersuchungsposition brachte.

      Doch auch diese Zeit ging vorüber, und Malte Dornbach war für diesen Tag mit Sven Berkel fertig. Bevor er nach Schwester Laurie schickte, die den Jungen wieder abholen sollte, sagte er mit seiner warmen Stimme zu Sven: »Nun, kleiner Mann, hat es nun wehgetan?«

      »Nein, es hat nicht wehgetan, aber ich bin auf einmal so schrecklich müde.«

      »Dann mach die Augen zu, du liegst ja jetzt wieder in deinem eigenen Bett. Schwester Laurie wird gleich kommen und dich in dein Zimmer zurückbringen.«

      Zu Schwester Elfi sagte er freundlich: »Geben Sie bitte nach oben zur Station hoch, dass der Junge abgeholt werden kann, Schwester Elfi.«

      »Wird sofort erledigt, Herr Dr. Dornbach.«

      Als Schwester Laurie wenige Minuten später kam, um Sven zu holen, war dieser fest eingeschlafen. Es war so, wie sie es ihm schon vorher gesagt hatte. Nun, er würde Augen machen, wenn er erwachte und seinen geliebten Vati an seinem Bett sitzen sah. Der Vater des Jungen wartete nämlich schon seit einer Stunde oben im Krankenzimmer.

      Als sie die Zimmertür öffnete und den Jungen ins Zimmer schob, erhob sich Knut. Er sah erschrocken auf seinen schlafenden Jungen und dann auf die junge Krankenschwester.

      »Was ist mit Sven, Schwester Laurie, warum schläft er? Waren die Untersuchungen so anstrengend für ihn, oder hat sich sein Befinden verschlimmert?«

      »Sie dürfen ganz beruhigt sein, Herr Berkel. Es ist für ein Kind in Svens Alter, dazu noch mit einem schwachen Herzen, eine ganz normale Reaktion. Solche Untersuchungen lassen ein Kind immer leicht ermüden. Sven wird jetzt ein Weilchen schlafen, danach aber wieder munter sein. Gehen Sie doch in der Zwischenzeit hinunter in unsere Kantine und stärken Sie sich mit einem Kaffee oder einer leichten Mahlzeit. Frau Dr. Martens hat


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