In den Sand gesetzt - Skandinavien-Krimi. Kirsten Holst

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Traumgespinsten. Er versuchte, sich aus der Verpuppung zu kämpfen, während seine Frau die Hand ausstreckte und den Hörer abnahm. Er hörte ihre Stimme von weit her. »Ja, danke ... das hatten wir ... Herrlich! ... Ja, er ist hier. Wo sonst? Ich gebe ihn dir jetzt.«

      Sie legte die Hand auf die Muschel und sah zu ihm hin, während er die letzten Reste des Schlafs abschüttelte. »Therkelsen«, flüsterte sie.

      »Oh nein, verdammt noch mal«, knurrte Høyer und nahm den Hörer. »Ja«, sagte er.

      »Hallo und willkommen zu Hause!« Therkelsen klang unverschämt frisch. Høyer schielte zum Wecker. Zwei Minuten vor zwei.

      »Rufst du nur an, um mir das zu sagen.«

      »Nein, es tut mir Leid, dich jetzt schon rausjagen zu müssen, aber ...«

      »Nein«, sagte Høyer. »Nein, nein und nochmals nein. Das geht nicht. Ich habe Urlaub. Ich bin gar nicht da.«

      »Mit wem spreche ich denn dann«, lachte Therkelsen. »Darüber muss ich mich unbedingt mal mit Rigmor unterhalten.«

      »Mit meinem Anrufbeantworter. Verdammt noch mal, Mann, ich bin nicht da, ich habe bis morgen Urlaub.«

      »Es ist morgen«, stellte Therkelsen trocken fest.

      »Bis morgen um halb neun.«

      »Das steht nirgendwo. Høyer, es brennt und es sieht so aus, als ob unser Mann wieder seine Hand im Spiel hat, deshalb hielt ich es für richtig, dich ...«

      »Okay, ich komme. Wo?«

      »Ich hole dich ab. Sagen wir in zehn Minuten?« Er legte den Hörer auf.

      Høyer schwang die Beine aus dem Bett und saß einen Augenblick auf der Bettkante. Er ertappte sich dabei, wie er sich ein ganz kleines bisschen freute, dass es wieder losging.

      Seine Frau hatte sich wieder hingelegt, jetzt hob sie ein wenig den Kopf und warf ihm einen halb verstehenden, halb belustigten Blick zu.

      »Willkommen zu Hause«, sagte sie. »Ist es nicht schön, so unentbehrlich zu sein ... altes Zirkuspferd.«

      »Schlaf!«, sagte Høyer beleidigt.

      Høyer und Therkelsen standen in der Mitte des Hofs und betrachteten die Szenerie. Alle Gebäudeflügel waren fast ganz heruntergebrannt, aber man hatte verhindern können, dass sich das Feuer bis zu dem frei stehenden Wohnhaus ausbreitete. Als es am gefährlichsten ausgesehen hatte, hatten beherzte Nachbarn – eher gut gemeint, als gut durchdacht – einen Großteil der Einrichtung auf den Hof geworfen, wo jetzt Möbel, Teppiche, Federbetten und Hausgeräte aller Art in einem Regen von Wasser, Funken und Rußflocken lagen. Das, was bei der Rettungsaktion nicht kaputtgegangen war, tat es bestimmt jetzt. Ein vom Feuer zerstörter Fernsehapparat war oben an der Treppe in sich zusammengebrochen.

      Die Frau des Hofes stand am Fuß der Treppe. Über ihr langes Nachthemd hatte sie einen dunklen Mantel gezogen. Sie hielt die Hände vor die Brust und presste eine Zuckerschale mit Muschelmuster und Würfelzucker an sich. Das Einzige, was sie in der Panik mit nach draußen genommen hatte. Eine Nachbarin stand neben ihr und berührte immer wieder leicht ihre Schulter, während sie etwas sagte. Vermutlich versuchte sie, sie dazu zu überreden, mit ihr nach Hause zu gehen, aber die andere schüttelte nur den Kopf und blieb mit der Zuckerschale in der Hand, den Blick steif auf die rauchgeschwärzten Ruinen gerichtet, stehen. Ihr Mann ging ein Stück von ihr entfernt gebückt umher. Er schien sich überflüssig zu fühlen. Er wanderte von Gruppe zu Gruppe, fast als würde er sie unbewusst meiden.

      Høyer schüttelte sich. Eine Brandstätte gehörte zum Trostlosesten, das er kannte. Vor allem, wenn es sich wie hier um ein Zuhause handelte, das zerstört worden war. Es war erschreckend zu sehen, wie schnell ein Brand einen ganzen Hof verwüsten konnte.

      Es stank nach Rauch und Ruß und nasser Asche, der übliche Brandgeruch. Høyer schnupperte. Da war auch noch etwas anderes. Der unverwechselbare Geruch von Schweinebraten. Von angebranntem Schweinebraten. Die wenigen Kühe waren glücklicherweise auf der Weide gewesen und die Schweine hatte man alle hinaustreiben können, aber ein paar von den jungen waren laut quiekend weggerannt und hatten sich, bevor man sie wieder einfangen konnte, mit der gleichen kopflosen Entschlossenheit in das brennende Inferno gestürzt, die Politiker an den Tag legten, wenn sie eine Reihe ökonomischer Gesetze verabschiedeten.

      »Man kann nur hoffen, dass sie eine ordentliche Hausratversicherung haben«, sagte Therkelsen und nickte in Richtung der zerstörten Möbel.

      Høyer warf ihm einen schnellen Blick zu. »Ja«, sagte er. »Aber das ändert auch nichts an den Tatsachen, nicht?«

      Therkelsen zuckte mit den Schultern. Aber es war trotz allem eine Hilfe.

      Ein Pressefotograf machte ein paar Aufnahmen von den rauchenden Mauerresten. Ein Blitz leuchtete auf. Er machte auch ein Bild von der Frau mit der Zuckerschale.

      »Geier!«, sagte Høyer, als der Mann auf sie zukam.

      »Ach, hören Sie doch auf«, sagte der gutmütig. »Ihr lebt doch auch davon.«

      »Hm«, brummte Høyer.

      »Brände sind sonst doch Halles Spezialität«, sagte Therkelsen.

      »Er ist hier auch irgendwo. Aber diesmal bin ich ihm um Längen voraus. Er kam erst, als alles fast vorbei war, und ich bedauere das bestimmt nicht. Seine Verbindungen müssen ihn im Stich gelassen haben.«

      »Man kann ja nicht jedes Mal den Jackpot gewinnen«, sagte Halle, der sich unbemerkt zu ihnen gesellt hatte.

      Høyer sah die beiden an. Pressefotografen mussten eine besondere Gabe haben, Gewalttaten und Unglücksfälle zu riechen. Früher waren auch immer ein paar Journalisten da gewesen, aber jetzt waren sie anscheinend alle Redakteure und saßen zu Hause an ihren Schreibtischen. Es gab viel zu viele Häuptlinge und kaum Indianer. Die beiden hier waren bestimmt nirgendwo fest angestellt. Typisch.

      »Trauriger Anblick«, sagte der Pressefotograf.

      »Zum Glück waren die Kühe draußen«, sagte Therkelsen.

      »War das wieder der Pyromane?«, fragte der Fotograf.

      »Dazu können wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nichts sagen«, sagte Høyer schroff mit seiner offiziellsten Stimme und entfernte sich von der Gruppe.

      »Na«, sagte der Fotograf. »Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?«

      »Er ist erst gestern Nachmittag aus dem Urlaub nach Hause gekommen«, erklärte Therkelsen. »Er hat sein eigenes Bett kaum gesehen.«

      »Es muss wohl an eurem hohen Gehalt liegen, dass ihr so schuftet«, sagte Halle und lachte.

      »Ganz genau«, sagte Therkelsen. »Hast du dir nie überlegt, zur Kripo zu gehen?«

      Halle lachte. »Nee, aber jetzt, wo du es sagst. Vielleicht wäre das gar keine schlechte Idee.«

      Er kicherte weiter vor sich hin, während er und der andere Fotograf zu ihren Autos gingen. Therkelsen sah ihnen kopfschüttelnd nach. Nichts konnte ihn in seiner festen Überzeugung erschüttern, dass alle Pressefotografen ein bisschen verrückt waren.

      Høyer kam wieder zu ihm.

      »Auf seine Weise hat er natürlich Recht«, sagte er übergangslos. »Wir leben auch davon. Aber ich möchte doch behaupten, dass da ein Unterschied besteht. Ich glaube fast, die genießen das. Und zumindest besteht kein Zweifel, dass Halle von der Pyromanengeschichte ganz schön profitiert hat. Ich sage nicht, dass er keine guten Bilder gemacht hat, das hat er, fantastisch gute. Aber das ist auch genau die Art, die sich verkauft, und ein bisschen Glück war wohl auch mit im Spiel. Außerdem glaube ich, dass es zu einer Verzerrung der Proportionen kommt. Es wäre nicht so viel über die Pyromanengeschichte geschrieben worden, wenn es keine guten Bilder gegeben hätte, um sie zu illustrieren. Im Übrigen bin ich nicht der Auffassung, dass es notwendig war, die Frau zu fotografieren.« Er nickte in Richtung der Ehefrau.

      »Amen«, psalmodierte Therkelsen.

      »Okay,


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