Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi. Kjersti Scheen

Die siebte Sünde - Norwegen-Krimi - Kjersti Scheen


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sagte Tom. »Mama, sie will uns nur helfen. Setz dich doch auch hin!«

      Nein, Arna Vågevik wollte sich nicht setzen. Sie wanderte rastlos von Fenster zu Fenster, drehte eine Runde in der Küche, aschte in der Spüle ab, kam wieder zurück.

      »Darf ich mich wenigstens ein bißchen umschauen?« fragte Moss schließlich, nachdem Arna auf ihre Fragen mit Schulterzucken oder Kopfschütteln reagiert hatte. »Wo hat er zum Beispiel seine Unterlagen aufbewahrt?«

      »Unterlagen?« Arna sah aus, als sei das ein Fremdwort.

      »Ja, Versicherungspolicen, Rechnungen, Steuersachen und so. Vielleicht finden wir da ja was.«

      »So was bewahre ich auf«, sagte Arna kurz angebunden.

      Sie nickte zur großen Schrankwand, die aus demselben dunklen Holz war wie der Sofatisch. In einigen der Schranktüren steckten Schlüssel. »Und ich hab alles im Griff, da gibt’s nix, was ich nicht wüßte.«

      »Hatte er keine Privatsachen, ich meine irgendwelche persönlichen Dinge? Wo hätte er so was denn aufbewahrt? Notizhefte, Ringbücher, so was in der Art?«

      Arna zuckte wieder mit den Schultern.

      »Glaub ich nicht, daß er so was hatte«, sagte sie kurz.

      »Hat er alle Aufträge mündlich bekommen? Hat er sich irgendwo mit den Leuten getroffen, oder wurde er angerufen? Hier, zum Beispiel?«

      Arna schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«

      »Und wenn er irgendwo hingefahren ist, nach Kiel oder nach Kopenhagen zum Beispiel, um Waren zu holen – ich meine legale Waren –, von wem hat er denn da die Aufträge bekommen?«

      Arna drückte ihre Zigarette aus, die vierte, seit Moss da war. »Olav Næsvik«, sagte sie. »Der sitzt in einem Büro unten am Strandkai.«

      »Was für Waren vertreibt Næsvik denn? Ich meine legal?«

      »Alles Mögliche. Er hat eine Speditionsfirma.«

      »Ach so«, sagte Moss. »Dann war Rune Reiedal also gar nicht der offizielle Auftraggeber?«

      »Nein«, sagte Arna. »Aber Rune und Olav Næsvik sind ja befreundet. Næsvik hat seinerzeit mal bei Runes Vater im Bekleidungsgeschäft gearbeitet.«

      »Wie ist der eigentlich, dieser Rune Reiedal?«

      Arnas Gesicht wurde abweisend. »Weiß nicht, was ich sagen soll. Massenhaft Geld hat er. Zieht sich fein an. Hat eine Frau und ein ziemlich altes Haus mit Garten in Eiganes. Sie ist eine von der Sorte, die Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert und so. Ich kenn sie nicht. Sie ist irgendwo aus Ostlandet. Aber dem Rune seine Schwester, das ist eine nette Frau. Die ist nach England gegangen und Model oder so geworden, aber jetzt ist sie zurückgekommen und wohnt draußen in Bryne. Sie ist kein bißchen hochnäsig, obwohl sie inzwischen ganz schön reich ist, das sagen die Leute jedenfalls.«

      Beim Gedanken an Runes Schwester war Arna aufgetaut.

      »Wie heißt sie?«

      Audhild, erzählte Arna, Audhild Reiedal Danielsen. In ihrer Londoner Zeit hatte sie einen norwegischen Reeder geheiratet, war aber mittlerweile wieder geschieden.

      Moss notierte sich die Namen von Audhild und Næsvik.

      Sie sah sich im Wohnzimmer um.

      Im Bücherregal gab es nur wenige Bände, sie erkannte die Buchrücken des alten Arbeiterlexikons, das sie von irgend jemand geerbt haben mußten. Eine Reihe Videokassetten stand auf dem untersten Regal. Um überhaupt irgendwas auszurichten, ging sie ans Regal und hockte sich davor. Sah sich die Videos etwas genauer an.

      Das Dschungelbuch, die Zeichentrickversion. Western und Actionfilme.

      »Er hat sie gebraucht gekauft«, sagte Arna hinter ihr. »Als er arbeitslos war. Hat den ganzen Tag hier rumgesessen. Da hat er sich eine Menge Videos ausgeliehen, unten in der Videothek.«

      Moss stand auf.

      »Er hat sich auch mal eine Videokamera geliehen«, sagte Tom. »Er hat gesagt, er wollte seine alten Arbeitskollegen filmen. Aber da ist, glaub ich, nix draus geworden.«

      »Wann war das?« fragte Moss.

      Tom sah seine Mutter an. »Letzten Winter?«

      »Nee, das ist länger her«, meinte sie. »Ich hab nicht verstanden, wie er das hinkriegen wollte, er hatte doch noch nie eine Videokamera in der Hand gehalten.«

      »Die Kamera, ist die noch hier?«

      »Nein, die hat er zurückgegeben. Ich weiß nicht, von wem er sie geborgt hatte.«

      Arna erhob sich, schüttelte mechanisch das Sofakissen auf, an das sie sich gelehnt hatte. Packte die Zigarettenschachtel und ging zum Fenster. Sie wollte sich gerade eine Zigarette in den Mund stecken, als sie zusammenzuckte.

      »Herrgott«, sagte sie. »Jetzt kommen sie.«

      Noch bevor Moss reagieren konnte, war Tom aufgesprungen und drüben am Fenster.

      »Das ist Olav Næsvik«, sagte er tonlos. »Und Tonny.«

      Moss fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg, packte ihre Umhängetasche und kam schnell hoch.

      »Wenn die hierherwollen«, sagte sie, »würde ich sehr gern hören, was sie sagen. Kann ich mich irgendwo verstecken?«

      Arna warf ihr einen Blick zu. Ihre Augen waren groß und glänzend, und ihr Puls pochte so stark, daß es außen am Hals zu sehen war.

      »Vielleicht wollen sie ja nur kondolieren«, sagte sie nervös.

      »Trotzdem«, sagte Moss.

      Schlafzimmer und Einbauschränke, Badezimmer und Küche – alles gleichermaßen ungeeignet. Es gab die entfernte, aber nichtsdestoweniger unangenehme Möglichkeit, daß sie sich mal umsahen, wenn sie schon hier waren, die Typen, die gleich klingeln würden.

      Der Balkon.

      Noch während sie das dachte, griff sie nach der Türklinke und ging hinaus. Der Wind zerzauste ihr Haar.

      Gerade als sie sich in die Ecke des Balkons hockte, gellte der Klingelton durch die Wohnung.

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