Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank


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wie soll es jetzt weitergehen? Ich meine: soll ich jetzt mit Gotthard reden? Und wissen dein Sohn und deine Schwiegertochter schon Bescheid?«

      »Du sollst mit niemandem reden, und meine Kinder wissen auch nicht Bescheid: es geht sie nämlich alle gar nichts an, was wir beide vorhaben!«

      »Eigentlich hast du recht!« stimmte sie nach kurzer Überlegung zu.

      »Aber…«

      »Ich habe mir schon gedacht, daß du wieder eine Menge ›Aber‹ auf Lager hast. Und deshalb wollte ich dir vorschlagen, daß wir eine kleine Spazierfahrt unternehmen. Fern von der lieben Familie kommen wir sicher eher zu einem Entschluß!«

      »Oh, ich bin nicht angezogen…« Sie sah an sich herunter.

      »Du bist sehr elegant angezogen. Aber wenn du denkst, daß du in etwas anderem bessere Ideen hast – ich warte gerne!« lachte er.

      »Du nimmst mich nicht ernst…«

      »Ich nehme dich sehr ernst«, versicherte er. »Deshalb finde ich ja auch, daß du nochmals in einen Spiegel schauen solltest. Ich möchte nicht, daß die Leute denken, ich sei schuld an den Tränenspuren!«

      »Ach, sehe ich so verheult aus?« Auguste sprang auf und lief zu dem schönen venezianischen Spiegel, der über der elegant gefaßten Rokokokommode hing. »Du hast recht! Ich sehe wirklich schlimm aus!«

      »Das ist natürlich übertrieben – aber ich weiß, daß du noch hübscher aussehen kannst!« erwiderte Andreas.

      Auguste warf ihm eine Kußhand zu und eilte aus dem Salon. Er hörte sie nach Emma rufen. Schmunzelnd ging er im Zimmer auf und ab. Donnerwetter! Wie lange brauchte sie noch? Er amüsierte sich über ihre Eitelkeit. Aber das war weit besser, als wenn ältere Damen anfingen, sich gehenzulassen.

      Als Auguste später wieder den Salon betrat, sah sie fabelhaft elegant aus. Sie trug ein klassisches Kostüm mit dem passenden Schmuck, war tadellos frisiert, und ihr dezentes Make-up verbarg alle Spuren des vergangenen Kummers. Wenden sah sie verliebt an.

      »Was habe ich für ein Glück, daß niemand vor mir bemerkte, was alles in dir steckt!« meinte er, nahm ihre Hand und führte sie aus dem Haus zu dem vor dem Eingang geparkten Wagen. Er öffnete für sie die Tür und half ihr, den Gurt anzulegen. Während er zum Fahrersitz auf die andere Seite ging, bemerkte Auguste, daß Emma in der Tür stand und ihr nachwinkte. Mit einem Taschentuch.

      »Was hat Emma? Weint sie?« wunderte sie sich.

      Andreas ließ den Wagen an.

      »Sie ist vermutlich gerührt«, meinte er, ohne sie anzusehen. Eine Weile fuhren sie schweigend. Dann erkundigte sich Auguste:

      »Wohin fahren wir eigentlich?«

      »Auf unsere Hochzeitsreise!« erwiderte er und lachte.

      »Andreas! Laß die Scherze!« erwiderte sie ungeduldig.

      »Es ist kein Scherz! Wir – fahren nach – Venedig!«

      »Nein!« rief Auguste entsetzt.

      »Doch!« gab er zur Antwort. »Oder hast du es dir wieder anders überlegt und willst mich lieber doch nicht heiraten?«

      »Nein! Ja – ach was! Du weißt schon! Aber – ich habe nichts dabei…«

      »Emma hat alles für dich eingepackt. Dein Koffer ist bei meinem im Gepäckraum.«

      »Mein Paß…«, rief Auguste.

      »Alles dabei!« versicherte er und warf ihr einen amüsierten Blick zu.

      Auguste verstummte. Sie schwieg eine Weile, dann breitete sich langsam ein glückliches Lächeln auf ihrem hübschen Altdamengesicht aus.

      »Wunderbar!« seufzte sie. »Wer wird in meinem Alter schon noch entführt? Wenn ich dich nicht schon lange lieben würde, Andreas – jetzt hätte ich mich bestimmt in dich verliebt!«

      *

      Während sich das alte junge Liebespaar auf seiner Fahrt nach Venedig befand, wartete Ekatarina ungeduldig darauf, daß Alexander zurückkam, um ihn für alle Fälle als Verstärkung in der Nähe zu wissen.

      Endlich traf er ein.

      »Und? Was sagten deine Eltern?« überfielen ihn die drei Sturmeck-Kinder mit Fragen. Alexander winkte ab.

      »Sie waren nicht ganz so entrüstet, wie ich es mir gewünscht hätte«, gab er zu. »Am meisten ärgerte meinen Vater, daß man ihn und Mama vorgeschoben hatte.«

      »Aber sie sind doch auf unserer Seite?« fragte Ekatarina besorgt.

      Er grinste.

      »Hast du Angst, sie könnten mich womöglich umstimmen – Richtung eurer Eltern?«

      »Nein!« rief sie empört. Und weil er sie nur anschaute und lachte, fügte sie, verärgert, daß sie sich und ihre plötzlich Unsicherheit verraten hatte: »Und wenn du dich von so etwas würdest abhalten lassen, würde ich dich sowieso nicht mehr haben wollen.«

      »Richtig!« lobte Aribo, während Elena nur lachte. Sie mochte sich lieber nicht vorstellen, was los wäre, wenn Alexander es sich anders überlegte.

      Aber offenbar hatte Ekatarina diesen Wortwechsel gebraucht, um so richtig in ihre große Szene als verschämte Braut einzusteigen.

      »Ihr seid alle so gemein!« rief sie, auch wenn kein wirklicher Grund für diesen Ausbruch vorlag, und verließ das Zimmer.

      »Hinterher!« ordnete Aribo vergnügt an.

      Alexander hielt ihn zurück.

      »Ihr könnt meinetwegen im Nebenzimmer oder an der Tür horchen – aber wenn jemand reingeht, um Ekatarina zu unterstützen, dann bin das nur ich! Klar?«

      »Na, klar!« sagte Elena ungeduldig, und dann liefen sie alle drei hinter der inzwischen laut weinenden Ekatarina her.

      Wie hatte sie das nur geschafft?!

      Graf Gotthard und Gräfin Eliane Sturmeck saßen bei einem ziemlich ungemütlichen Tee im sogenannten Rosenzimmer. Es hieß so, weil die Seidentapete an den Wänden ein Muster aus rosa Rosen trug, das sich im Stoff der Vorhänge wiederholte. Die Sitzgarnitur war mit einer gerippten Seide im Rosaton der Rosen bezogen und auf dem Tisch, zwischen dem Meißner Rosenporzellan, prangte eine große Silberschale, gefüllt mit üppigen, duftenden Rosen in den verschiedensten Rottönen. Der Aubussonteppich, der auf dem kostbar eingelegten Eichenparkett lag, zeigte gleichfalls ein blasses Rosenmuster. An den Wänden hingen schöne, alte Bilder mit Blumenstilleben von holländischen Meistern. Es war ein ausgesprochen heiterer Raum – besonders wenn, so wie jetzt, die Nachmittagssonne ins Zimmer fiel.

      Doch die Stimmung war alles andere als heiter.

      »Deine Mutter ist abgereist«, sagte Eliane gerade zu Gotthard. »Ich wollte sie zum Tee bitten, um ihr zu zeigen, daß wir ihr nichts nachtragen.«

      »Weißt du, wohin?« erkundigte sich ihr Mann überrascht.

      »Emma behauptet, sie wisse es nicht. Wahrscheinlich lügt sie, diese gräßliche Person.« Eliane hatte sie noch nie wirklich leiden können.

      Gotthard seufzte.

      »Besser, sie ist nicht hier. Womöglich würde sie uns Vorwürfe machen. Oder gar weinen!« Die Vorstellung entsetzte ihn.

      »Weinen! Wegen so jemandem!« Das war für Eliane unvorstellbar.

      Gotthard zuckte die Achseln. Dann versuchte er, das Thema zu wechseln.

      »Wo sind eigentlich die Kinder?«

      »Du wolltest dir abgewöhnen, von ihnen immer als ›den Kindern‹ zu sprechen. Sie sind inzwischen wirklich erwachsen«, tadelte ihn Eliane gereizt.

      Er seufzte und wiederholte die Frage:

      »Wo sind – äh – Aribo und die Mädchen?«

      »Auch


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