Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin

Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin


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eindringlichen Augen studierten mich und waren zum ersten Mal am Tag nur auf mich fokussiert. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich sein Verlangen erkannte. Ich nickte. “Es ist ziemlich eintönig. Du könntest etwas Tapete anbringen.”

      Maddox schmunzelte und beugte sich vor, um mich zu küssen. “Was hältst du von einem Bad?”

      9

       Maddox

      Ich trug meine Partnerin durch das Schiff und war so aufgeregt wie seit Jahren nicht mehr. Und ich war erleichtert. Die Erde war ein raues Pflaster und auch wenn mir nicht viel gefährlich werden konnte—abgesehen von einem scheuenden Pferd—, so hatte ich mich in der fremden Umgebung doch unwohl gefühlt. Hier auf dem Schiff fühlte ich mich sicher. Besonders jetzt, als Cassie bei mir war. Endlich hatte ich sie hier, in Sicherheit. Endlich konnte ich sie erobern.

      Das Schiff war in vier Abschnitte unterteilt. Die beiden äußersten Ebenen oben und unten waren mit Sensoren, Waffen und Abschirmungen versehen, die die Passagiere vor der Strahlung und den Eruptionen im Weltraum schützten. Die inneren beiden Etagen beherbergten Privatquartiere, Navigation, Cockpit und Steuerzentrale. Der Hals des Schiffs blieb dem Captain und seiner Crew vorbehalten. Da das Schiff für zwanzig Besatzungsmitglieder ausgelegt war, hatten wir es uns gemütlich gemacht und Thorn hatte das Quartier beim Cockpit genommen, Jace und Flynn die vorderen Suiten und ich den hinteren Teil, der den Motoren am nächsten war und deren leises, stetiges Wummern mir nachts beim Schlafen half.

      Ich lief durch den Hals des Schiffes. Thorn und die anderen mussten erfahren, dass wir hier waren.

      Ich setzte Cassie auf den Copilotensitz und nahm selber auf dem Pilotensitz Platz. Ich sah zu, wie Cassie durchs Cockpitfenster hinaus auf unsere grasenden Pferde spähte. Sie waren sich des fremdartigen Objekts, neben dem sie standen, nicht im Geringsten bewusst. Sie runzelte die Stirn. “Wir haben die Pferde vergessen. Sie sind immer noch gesattelt. Gibt es Wasser in der Nähe, damit sie trinken können?”

      “Ja. Ich werde mich später um die Pferde kümmern.” Dann gab ich meinen Code ein und eröffnete das Gespräch mit den anderen drei aus meiner Gruppe. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie sich meldeten.

      “Thorn.”

      “Flynn hier. Jace ist gerade beschäftigt.” Ich konnte mir schon denken, womit die wüsten Brüder aus der Provinz beschäftigt waren. Entweder mit einer Prügelei oder mit Ficken.

      “Hier spricht Maddox. Ich bin zurück in der Aurora.”

      Flynn fluchte.

      “Wo liegt das Problem?” fragte Thorn.

      “Thorn, ich habe mit Jace gewettet, dass du deinen Mann zuerst schnappst. Jetzt schuldest du mir einen vollen Kasten Nerellianischen Wein.”

      Thorn pfiff, dann lachte er. “Der wird mich fast so viel kosten wie mein Schiff, du Knallkopf.”

      Flynn schmunzelte. “Ja, offensichtlich habe ich mich in dir getäuscht, Kommandant.”

      Cassie beugte sich vor und lauschte unserer Unterhaltung, aber sie war völlig perplex. Ich hatte nicht daran gedacht, dass wir uns in unserer Muttersprache unterhielten. Cassie hatte kein einziges Wort verstanden.

      “Wir sollten Englisch sprechen, damit Cassie uns auch versteht.”

      “Gerne.” Thorn wechselte sofort in die Erdensprache. “Ich grüße dich, Cassie. Ich bin Kommandant Thorn.”

      “Hallo. Schön, dich kennenzulernen.” Cassie beugte sich vor, als ob sie direkt mit der Steuerkonsole sprechen würde. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, denn die Rezeptoren, die ihre Stimme übertrugen, befanden sich tatsächlich über ihrem Kopf in der Decke des Cockpits.

      “Meine Güte, du hast aber eine hübsche Stimme, Cassie. Ich bin Flynn. Ich grüße dich von mir und von meinem Bruder Jace aus. Er ist gerade beschäftigt und konnte nicht antworten.”

      “Ähm, hallöchen.” Cassie wurde ganz rot, ihre Wangen nahmen auf Flynns Kompliment hin eine betörend rosa Farbe an.

      “Also hast du es sicher bis auf unser Schiff geschafft,” sprach Thorn. “Hast du eine Idee, wo Neron steckt?”

      “Nein. Ich werde die Nacht hier verbringen, mit meiner Partnerin—”

      Flynn fing zu pfeifen an und Thorn sagte ihm, er solle still sein. Cassies Gesicht lief noch weiter an, als ich weitersprach: “Ich werde Cassie an Bord der Aurora lassen und morgen die Jagd wieder aufnehmen. Wie läuft es bei euch?”

      Flynn schmunzelte. “Er ist uns zweimal entwischt. Jace hat er mit einer dieser Metallkugeln im Hintern erwischt. Er liegt gerade kopfüber auf einem Billardtisch und der Stadtdoktor pult ihm das Blei aus dem Arsch.”

      Cassie schreckte auf, ich aber zog die Augenbrauen hoch, schüttelte den Kopf und grinste sie an, damit sie verstand, dass Jace nicht ernsthaft verletzt war. Sobald das Metallobjekt aus seinem Fleisch entfernt worden war, würde der ReGen-Stab ihn binnen Minuten wieder heilen. “Und du, Thorn?”

      Mein Kommandant seufzte frustriert. “Zweimal habe ich seine Fährte gerochen, aber er ist verschwunden, ehe ich zugreifen konnte. Als ob er weiß, dass ich da bin. Entweder das oder er ist ein Phantom.”

      Cassie schreckte erneut auf. Jetzt, als sie uns schließlich verstand, lauschte sie aufmerksam unseren Worten und bot eine Antwort an: “Vielleicht hat er einen von diesen Anzügen. Wie Neron.”

      “Wovon redet sie da?” wollte Thorn wissen.

      Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar, dann ergriff ich Cassies Hand. Das hier dauerte viel zu lange und ich musste sie einfach berühren. “Neron hat Cassie heute Morgen aufgelauert. Ich konnte ihn nicht sehen und keiner meiner Scanner hat irgendetwas aufgeschnappt. Ich gehe davon aus, dass er sich einen Tarnanzug besorgt hat. Und wenn er einen hat—”

      “Dann haben die anderen wahrscheinlich auch einen.” Flynn beendete den Satz für mich.

      “Jetzt wissen wir also, womit wir es zu tun haben,” fügte Thorn hinzu.

      Ich entspannte mich leicht und war zuversichtlich, dass die anderen Kopfgeldjäger Cassie überzeugt hatten, dass ich glaubwürdig war. Wir waren die Guten.

      Ich wandte mich ihr zu und erwartete ein Lächeln, sie aber zog ihre Hand weg. “Du wirst mich hier zurücklassen?” Mit großen Augen blickte sie sich im Cockpit um, sie war voller Sorge und verunsichert. Vor dem Fenster lag ihre Welt. Innerhalb des Schiffs hätte sie sich genauso gut bereits im Weltall befinden können, schließlich war alles neu und befremdlich. Es war seltsam, fremdartig. Überwältigend.

      “Allein?” Sie drehte den Kopf in jede erdenkliche Richtung und nahm alles in sich auf. “Auf diesem Schiff?”

      Ich konnte ihre Panik spüren, sie in ihren Augen und an ihrer angespannten Haltung erkennen, aber ich hatte keine Alternative. Außerhalb des Schiffs konnte Neron ihr wehtun. Die anderen Kriminellen, mit denen er entkommen war, könnten sie finden. Keiner davon war besonders nett. Sie waren grausam und ich würde nicht zulassen, dass sie das gleiche Schicksal ereilte wie ihr Schwiegervater.

      “Ja. Hier bist du in Sicherheit. Ich werde mit dir in Kontakt bleiben und du mit mir.”

      “Kann ich … kann ich es mir ansehen? Ich weiß nicht, wo was auf dem Schiff ist. Wie es funktioniert.”

      Ich nickte, warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu. “Aber ja. Ich werde dir alles zeigen, Cassie. Vertrau mir.”

      Egal wie sehr ich es auch wollte, sie hatte es nicht nötig von mir verhätschelt zu werden. Ihr den nötigen Raum zu geben, um das Schiff auf eigene Faust zu erkunden und sich mit ihrem neuen Leben anzufreunden, könnte das Ganze erleichtern. Sie ging aus dem Cockpit und durch den Gang zum Mittelbereich des Schiffs. Ich ließ sie gehen.

      Als


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