Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin

Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin


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runter bekommen.” Durchs Fenster hindurch blickte ich auf die felsigen Klippen der Berge.

      Flynn grunzte. “Nur um es nochmal zu bestätigen, du hast Nerons Kopf noch nicht eingesammelt?”

      “Nein.” Ich wünschte, ich hätte es. Dann könnte ich mich ganz meiner Partnerin widmen und unsere neu entdeckte Verbindung auskosten, ohne von diesem Arschloch gestört zu werden.

      “Dann ist meine Wette also noch nicht verloren.”

      Ich musste lachen und war dankbar, dass ich einen Moment nicht an Neron denken musste.

      “Scheiße, Flynn. Ist das alles, woran du denken kannst? Deine Wette?” kläffte Thorn.

      Ich konnte Flynns Lächeln heraushören, als er antwortete: “Nein. Ficken und Jagen sind meine Lieblingsbeschäftigungen, Thorn. Aber meinen Bruder bei einer Wette zu schlagen kommt gleich auf Platz drei.”

      Ich musste grinsen und rollte den Kopf im Nacken, um die Spannung dort ein bisschen zu lindern. Jace und Flynn standen sich unheimlich nahe und ich hatte gehört, dass sie alles miteinander teilten, einschließlich ihrer Frauen. Sie waren das krasse Gegenteil zu Thorn, der ein wahrhaftiges Raubtier war, ein einzelgängerischer Jäger, dem für ihre Art von Spielchen die Geduld fehlte.

      Ich seufzte. “Im Moment ist meine Partnerin sicher.”

      “Hast du sie erobert?” wollte Thorn wissen.

      “Nein.” Das würde sich ändern. Bald schon.

      Flynns Stimme klang ungläubig. “Du hast echt eine Partnerin gefunden? Hier? Thorn hat es uns erzählt, aber ich dachte, das sollte eine Art Witz sein.”

      “Du hast sie selber gehört,” rief ich ihm in Erinnerung.

      “Das ist so gut wie unmöglich, statistisch betrachtet,” beharrte Flynn. “Wie kann es sein, dass du hier eine markierte Partnerin gefunden hast?”

      Thorn antwortete: “Unsere Ahnen haben viele Welten kolonisiert. Die Erde muss eine davon gewesen sein.”

      “Meine Mission war es, Neron zurückzuholen. Jetzt muss ich ihn ausschalten, damit ich mit Cassie zusammen sein kann. Er ist das einzige, was mir im Wege steht.”

      “Dann werden wir ihn für dich schnappen,” bot Flynn an.

      “Er hat meine Schwester umgebracht. Er hat Cassies Vater umgebracht, ihre einzige Familie. Er hat ihm die Kehle aufgeschlitzt und ausbluten lassen, damit sie seine Leiche findet.”

      Ich konnte hören, wie Thorn fluchte.

      “Ich muss sie eigenhändig rächen.” Für das, was er Maddie und Cassies Vater angetan hatte, musste ich Neron ausschalten. Für all die Unschuldigen, die er getötet hatte.

      “Du sagst Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.” Thorns Worte waren ein Befehl, keine Frage.

      “Auf jeden Fall.”

      Flynn gab sich noch nicht zufrieden: “Und deine Markierung, Maddox?”

      Darauf lächelte ich und mir war klar, dass sie die Genugtuung in meiner Stimme heraushören würden. “Sie brennt wie Feuer.”

      “Dann brauchst du keine Hilfe bei der Eroberung?”

      Ich sah rot, genau wie Flynn es beabsichtigte, auch wenn ich Flynns Gelächter deutlich hören konnte.

      “Lass ihn in Ruhe,” warnte Thorn. “Deine Partnerin könnte auch auf der Erde sein und du würdest genauso sauer sein wie er.”

      Flynn lachte erneut, diesmal aber schwangen Zweifel mit. “Statistisch gesehen—”

      “Ja ja,” brummte Thorn. “Statistisch betrachtet müsstest du cleverer sein, als du es eigentlich bist.”

      Sie unterhielten sich weiter über ihre Einsätze und über Jaces Zustand, den Flynn äußerst belustigend fand und den Thorn als ein Ergebnis von Nachlässigkeit einstufte. Worauf Flynn ihm entgegnete: “Du weißt doch, dass wir gerne mit unserer Beute spielen. Sie schnell zu töten macht keinen Spaß.”

      Als ich mich keinen Moment länger gedulden konnte, wünschte ich ihnen eine erfolgreiche Jagd und ging nach draußen, um mich um die Pferde zu kümmern. Schnell nahm ich ihnen ihre Lasten ab und band sie in Reichweite von Wasser und Futter fest. Ich konnte es kaum erwarten meine Partnerin endlich zu erobern und brachte die Satteltaschen und Cassies Gewehr ins Innere, versiegelte die Tür und machte mich auf die Suche nach ihr.

      Sie wanderte weiter im Schiff umher, ihre Hände waren ausgestreckt und ihre Finger strichen über die Wände, Knöpfe und Lichter.

      “Das ist alles neu für dich, sogar die Lichter.”

      Sie blickte zur Decke auf und betrachtete den leuchtenden Streifen, der sich über die gesamte Länge des Korridors erstreckte.

      “So heißen diese seltsamen Lampen? Lichter?”

      “Ja. Sie leuchten durch elektromagnetische Energie, etwas, das auf der Erde noch nicht erfunden wurde. Du kannst den Knopf drücken und er wird es ein- und ausschalten.”

      Sie schloss die Augen, lächelte. “Das hier ist ein Knopf.” Sie blickte auf ihr Kleid runter und zupfte an einem ihrer eigenen Knöpfe. Ein Erdenknopf, der ihr Gewand geschlossen hielt. Sie glaubte mir jetzt, alles davon, aber sie war trotzdem nicht zufrieden.

      “Hunger?” fragte ich in der Hoffnung einen gemeinsamen Nenner zu finden. Egal von welchem Planeten wir stammten, wir beide mussten essen.

      Sie nickte und ich führte sie zur Verpflegungsstation und bereitete ein mildes Gericht aus Everianischen Nudeln und Tee für sie zu, das sie hoffentlich mögen würde. Sie aß ohne Anstalten, ja ohne Elan. Sie so zu sehen gefiel mir überhaupt nicht und mein Herz schmerzte, als ich sie beim Essen beobachtete. Sie hatte einen langen Tag hinter sich. Einen grässlichen Tag. Sie hatte den Mann getroffen, der ihr einzig verbleibendes Familienmitglied umgebracht hatte, dann hatte sie alles, was sie kannte, hinter sich gelassen und war mit mir gekommen; einem Mann, der behauptete ihr Partner zu ein, ein außerirdischer Kopfgeldjäger von einem fremden Planeten. Sie hatte mir nicht geglaubt, dann aber hatte sie mitangesehen, wie ich verletzt wurde und mich selbst mit einem ReGen-Stab behandelt hatte. Und letztendlich hatte sie ein Raumschiff entdeckt, das über den normalen Transport mit Pferd und Kutsche so weit hinausging, dass ich mir nicht einmal denken konnte, was für einen gedanklichen Quantensprung sie vollführen musste, um es zu verarbeiten.

      Auch ich wäre an ihrer Stelle überwältigt und durcheinander gewesen. Ihr Mut war wirklich bemerkenswert, ebenso ihre Intelligenz und ihre Anpassungsfähigkeit. Sie war stark, so stark und mir fiel auf, dass ich nicht nur ihren schönen Körper bewunderte, sondern ebenso ihre Herzens- und Verstandeskraft.

      Als sie fertig war, stellte ich unser schmutziges Geschirr weg und hob sie in meine Arme. Da sie keinen Widerstand leistete, wusste ich, dass es für heute erstmal genug für sie war. Mühelos beförderte ich sie in mein Quartier, unser Quartier, und genoss ihren rosigen Duft.

      Der Raum war voluminös für ein Schiff dieser Größe, es war ein Offizierszimmer mit einem Bett, das gerade so uns beiden Platz bot, aber mir gefiel der Gedanke, dass sie so eng an mich geschmiegt schlafen würde. Das hellgrüne Bettzeug war weich und das Bett selber war so programmiert, damit es sich automatisch aufheizte und abkühlte und so eine optimale Schlaftemperatur aufrechterhielt.

      Bis auf einen Schreibtisch und einen Stuhl war der Raum spärlich ausgestattet. Das Schiff war zum Reisen und zum Jagen gedacht, nicht zum dauerhaften Aufenthalt und ich hatte nicht viel mitgebracht. Die Stauräume in den Wänden waren weitgehend leer, denn ich hatte nur meine Panzerung und Waffen mitgebracht und beides hatte ich auf dem Schiff zurückgelassen, um mich unters Volk dieses einfachen Planeten zu mischen.

      Ich fragte mich, was Cassie wohl von mir denken würde, wenn sie mich in voller Jagdmontur sehen würde. Mit Klingen am Körper festgeschnallt und der veränderlichen Oberfläche meiner Uniform, die sich an die Umgebung anpasste und mich so gut wie unsichtbar


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