Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin

Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin


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wieder verschwand.

      “Wie … ich … ich verstehe nicht.”

      Darauf rührte ich mich und verspürte keinen Schmerz, nur ein unangenehmes Zwicken. Während ich weiter sprach, wedelte ich mit dem Stab hin und her und dann weiter oben über meiner Schulter. Sie war zwar nicht ausgekugelt, tat aber trotzdem weh.

      “Auf Everis ist das ein normaler Haushaltsgegenstand, wie auf den meisten Planeten des Universums. Er heilt schnell und unkompliziert alle kleineren Verletzungen. Für größere, schwerwiegendere Wunden benötigt man einen Ganzkörpertank.”

      “Einen Tank? Du hättest Herrn Anderson heilen können!”

      Sie warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu und ich hielt inne. “Oh, Cassie, nein. Auf unserem Schiff haben wir einen ReGen-Tank. Er kann ernste Verletzungen heilen, aber er ist nicht tragbar. Der Stab ist zwar mobil, kann aber nur leichte Wunden behandeln, keine schwersten Verletzungen wie Neron sie deinem Schwiegervater zugefügt hat. Und er war bereits tot. Unsere Technologie kann zwar heilen—” ich hielt den Stab hoch, “—, aber sie kann keine Toten zurückbringen.”

      Sie ließ die Schultern hängen und beäugte meine Verletzung. “Und doch geht es dir besser?” fragte sie zögerlich.

      “Ja, ein Sturz vom Pferd ist einfach zu beheben. Auf Everis gibt es allerdings keine Pferde, also war das eine Premiere.”

      Sie setzte sich und lauschte voller Neugierde.

      “Er ist so klein. Wie kann er das alles machen? Und wenn dein Volk zur Erde gekommen ist, warum haben wir dann nicht auch solche Stäbe?”

      “Ich weiß nicht, was aus den Siedlern geworden ist, aber du bist ihr Nachkomme, also müssen einige von ihnen überlebt haben. Im Moment wird die Erde als eine primitive Zivilisation angesehen. Abgesehen von den Vögeln ahnt euer Volk nicht einmal, dass es Dinge gibt, die durch die Luft fliegen können. Es gibt keine Raumschiffe, nicht einmal einfache Fluggeräte. Eure Technologie ist unserer weit unterlegen, tausende Jahre im Rückstand. Niemand hier würde das verstehen.”

      Darauf lachte sie, aber eher aus fassungslosem Staunen als aus Humor. “Ich verstehe das nicht. Ich verstehe kaum etwas von den Dingen, die du eben erzählt hast.” Ihre Augen blickten auf mich und zum ersten Mal sah ich in ihnen keine Feindseligkeit oder Zweifel, sondern Verwunderung. “Du musst mich für dumm halten.”

      Daraufhin rührte ich mich, ich stützte mich auf den Ellbogen hoch und dann auf die Hand, damit ich ihr in die Augen blicken konnte. “Ich halte dich für alles andere als dumm. Sondern mutig, widerstandsfähig, loyal. Liebenswert.”

      Sie blickte runter auf meine Brust. Es war das erste Mal, dass sie außerhalb eines gemeinsamen Traumes meinen Körper sah. “Dann bist du wieder völlig gesund?”

      Ich drückte mich hoch und setzte mich auf, dann ging ich auf die Knie. Ich zog mein Hemd aus dem Hosenbund und fuhr mit der Hand über die Stelle, an der die Verletzung gewesen war. Keine Blutergüsse waren zu sehen, keine Spuren auf meiner Haut, keine Muskelverletzungen oder Risse in den Rippen darunter.

      “Willst du ihn ausprobieren?” Ich hielt ihr den Stab hin.

      Sie entnahm ihn mir, als wäre er zerbrechlich. “Was soll ich tun?”

      “Du hältst ihn einfach über eine Verletzung.”

      Sie führte ihn an meine Stirn. Ich blickte skeptisch.

      “Du hast da einen kleinen Schnitt.”

      Ich hatte die Wunde nicht gespürt, aber jetzt als meine Rippen geheilt waren, spürte ich ein leichtes Brennen und ein feuchtes Rinnsal dort.

      Ich sah zu, wie sie mit dem Stab über meinem Kopf hin und her fuhr, ihre Augen folgten der Bewegung ihrer Hand. Ihre Haut war so blass und doch waren ihre Wangen vor Hitze und Sorge gerötet. Sie ähnelte einer Everianischen Frau, aber sie war weicher und ihre Augen waren rund vor Neugierde. Sie lehnte sich an mich, näher, als sie es je aus freien Stücken getan hatte und ich versuchte ihre sich hebenden Brüste zu ignorieren, als sie beide Hände an meine Stirn hob, oder den Geruch ihres verschwitzten Halses, als er nur Zentimeter von meinen Lippen entfernt war. Ich verzehrte mich nach ihr, wollte sie sehnlichst noch einmal kosten. Ich wollte, dass sie den Stab fallen ließ und ihre Finger in mein Haar grub und mich an sich heranzog, während ich ihren Körper mit meinen Lippen erkundete.

      “Unglaublich,” flüstere sie. Die Wunde war wieder vollständig geheilt und ich hob meine Fingerspitzen an die Stelle, damit sie nicht an ihre Brüste wanderten. Mein Kopf tat nicht länger weh, aber meine Fingerspitzen waren mit Blut befleckt.

      “Danke, Cassie.” Ich traf ihren Blick und ergriff ihre Handgelenke zwischen uns beiden, denn den Abstand hatte ich bitter nötig. Ich konnte sie noch nicht nehmen, nicht hier, während Neron noch da draußen war. Göttliche Folter, wie sehr ich ihren Mund erobern, ihren Rock hochheben und meinen Schwanz in ihrer feuchten Hitze vergraben wollte.

      Ich begnügte mich mit reden. “Ich weiß, dass das alles ziemlich viel für dich ist. Ich spreche die Wahrheit, Cassie.”

      Sie hielt den Stab auf ihrem Schoß und blickte auf ihn herunter. “Ich habe noch nie ein Objekt gesehen, das von innen heraus leuchtet. Nur eine Lampe, aber die brennt mit Feuer. Dieses blaue Licht ist kalt. Unerklärlich. Dieser Stab ist unerklärlich. Du warst verletzt. Ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie du gelitten hast.” Sie deutete auf meinen Kopf. “Das Blut.”

      Ich ließ sie ausreden.

      “Ich … ich glaube dir, Maddox. Es ist weit hergeholt für mich und ich werde Zeit brauchen, aber ich glaube dir.”

      Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich diese Worte von ihr hören wollte, aber meine Erleichterung war spürbar. Es war, als ob zusammen mit den Rippen auch meine Seele geheilt worden war.

      “Du sprichst davon, auf ein Raumschiff zu gehen und nach Everis zurückzukehren, mich mitzunehmen.”

      Ich ergriff ihre Hand, legte meine Markierung an ihre. Der Ruck der Verbindung fuhr mir bis ins Mark.

      “Ich werde dich nicht zurücklassen.” Ich wiederholte es zwar immer wieder, aber ich würde es mir nicht anders überlegen. Niemals.

      “Das verlange ich nicht von dir und ich möchte auch nicht mehr darüber diskutieren. Ich bin im Nachteil. Ich weiß nichts über deine Welt oder irgendwelche andere Welten. Ich verstehe nichts von diesen heilenden Stäben oder fliegenden Schiffen. Selby ist alles, was ich kenne, alles, an das ich mich wirklich erinnern kann.”

      Plötzlich bekam ich Schuldgefühle und ich legte meine Hand an ihre Wange, musste sie berühren. Sie hatte recht und es fiel mir schwer mich daran zu erinnern, dass ihre eigene kleine Welt nur wenige Meilen groß war, auch wenn sie von der Erde kam. “Ich weiß, Cassie. Auch für mich war es eine Überraschung. Aber ich bereue nichts. Du bist wunderschön, Liebling, und du gehörst mir. Ich werde dich nicht aufgeben. Du kannst unsere Verbindung nicht länger bestreiten. Ich weiß, dass du es auch spürst.”

      “Ich bestreite es nicht, Maddox. Oder uns.” Sie drückte meine Hand und strich mir übers Gesicht. “Aber du musst mir Zeit geben. Vor ein paar Tagen wusste ich nicht einmal, dass es dich gibt. Ich wusste nicht, dass mein Geburtsmal etwas ganz anderes bedeutet. Ich wusste nicht, was Partner sein sollen. Und ich wusste auch nicht, dass etwas so Böses existiert.”

      Sie erschauderte und die Erinnerung an Neron bewirkte, dass ich sie in die Arme nahm und meine Wange an ihre presste. Ich konnte ihre Brüste spüren, ihr seidiges Haar neckte mein Kinn und sie fühlte sich so warm und weich unter meinen Händen an.

      Ihre Lippen streiften mein Ohrläppchen, als sie sich mir anvertraute: “Aber ich habe Angst. Vor Neron. Davor mit dir mitzugehen und …”

      “Und?” Ihre Stimme zitterte und meine Instinkte erwachten zu Leben. Der Rest dieses Gedankens war von entscheidender Bedeutung.

      Sie schwieg, aber ihr Pulsschlag hatte sich beschleunigt; unter meiner Hand an ihrem Hals konnte ich sein hektisches Tempo spüren.


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