Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin

Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin


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ich getrunken.

      Auf dem Gras bildete sich ein Schatten, ehe Maddox hinter mir in die Hocke ging und mit den Knien meinen Körper umklammerte.

      Seine Hand landete auf meinem Nacken und er reichte um mich herum und bot mir ein Stofftuch an.

      Ich wischte mir den Mund damit ab und versuchte durchzuatmen. “Hat dieser Mann das getan?” sprach ich und fuhr mit den Fingern über die hohen Grashalme. “Neron? Der Mann, auf den du Jagd machst?”

      “Ja.” Maddox’ Stimme klang tief und verbittert. “Das hier ist eine weitere Nachricht. Eine sehr viel tödlichere, die seinem Wesen sehr viel mehr entspricht.”

      “Warum geschieht das alles?” Ich sog die frische Luft in meine Lungen, aber der Geruch von vergossenem Blut lag mir immer noch in der Nase. “Warum hat er das getan? Meinetwegen? Ich bin eine einfache Frau, die in einer Pension arbeitet. Ich habe keine Familie, keinen Schwarm, keine Perspektiven oder Geld. Ich bin ein Niemand.”

      Maddox legte den Arm um meine Taille, zog mich hoch und drehte mich um, sodass ich ihm gegenüber stand. Seine Finger hielten mein Kinn und ich blickte ihn an.

      “Du bist kein Niemand,” entgegnete er energisch. “Du bist meine Partnerin. Du gehörst zu mir. Du bist nicht allein. Was Neron getan hat, diese Männer abschlachten—” er deutete mit dem Kinn aufs Haus, “—ist genau dasselbe, was er meiner Schwester angetan hat. Was er dir antun will.”

      Mir rutschte das Herz in die Hose und ich verlor das Gleichgewicht, sodass ich mich komplett auf Maddox’ Arm lehnen musste. “Warum? Warum ich? Er kennt mich doch gar nicht. Er weiß überhaupt nichts über mich.”

      “Er weiß, dass du mir gehörst, Cassie. Er weiß, dass er mir wehtun kann, indem er dir wehtut.”

      Ich riss den Kopf von seiner Hand. “Dann verschwinde! Geh und nimm die Gefahr mit dir mit. Du bist schuld an deinem Problem, meinem Problem. Deinetwegen musste Herr Anderson sterben!”

      Er schüttelte langsam den Kopf. “Neron ist ein Psychopath. Er wird alles und jedem auf seinem Weg töten. Was das Verschwinden anbelangt, ja. Wir müssen verschwinden. Aber ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht ohne dich gehen werde. Ich kann nicht.”

      Er biss den Kiefer zusammen und um seinen Mund und seine Augen bildeten sich feine Linien, als er aufblickte und sich umsah. Er tröstete mich, beschützte mich, und zwar während da draußen womöglich ein Killer lauerte, uns beobachtete. Maddox hatte mich nicht zurückgelassen. Selbst jetzt schirmte er mich vom Wind ab und setzte sein Leben aufs Spiel, um an meiner Seite zu bleiben. “Ist er immer noch hier? Beobachtet er uns?”

      “Nein, Cassie.” Der Arm um meinen Rücken gab mir einen ermutigenden Kniff. “Nein. Er ist weg. Er ist bösartig, aber er ist nicht dumm. Wenn er noch hier wäre, dann hätte ich ihn erledigt. Er schlägt zu und macht sich davon, ganz dem Feigling nach, der er nun mal ist.”

      “Dann solltest du einfach verschwinden. Er wird dir folgen. Alles kommt wieder in Ordnung,” erwiderte ich. Auch wenn ich wusste, dass nichts wieder in Ordnung kommen würde. Auch wenn Maddox verschwinden würde, würde ich nicht einfach wieder reingehen und Herrn Anderson dabei antreffen, wie er gerade sein Ei aufschlug. Ich würde seinen leblosen Körper in einer Blutlache vorfinden.

      “Nein, wird er nicht. Nicht jetzt, nachdem er dich gefunden hat. Du kannst nicht hierbleiben, Cassie. Wenn ich gehe, dann wird er nicht mir folgen, sondern dir. Er wird dich töten.”

      Ich schüttelte den Kopf und anstelle von Übelkeit verspürte ich jetzt Todesangst, eine Kälte, die meine Glieder zu Blei werden ließ und meinen Geist seltsam leer machte. “Du bist verrückt. Ihr beide seid verrückt.”

      Hysterie machte sich in mir breit, wie ein Dutzend Babyklapperschlangen, die sich in meinem Bauch eingenistet hatten. Meine Hände wurden klamm und meine Sicht wurde ganz schwammig.

      “Du stehst unter Schock, Cassie.”

      “Schock? Aber ja, ich bin schockiert.”

      Seine Hände umfassten meine Schläfen und ich blickte in seine hellen Augen. Das war alles, was ich sehen konnte, als er sprach.

      “Nein, dein Körper reagiert auf das Trauma, weil du die beiden Toten drinnen gesehen hast. Atme. Ja, so ist gut. Nochmal. Gut, nochmal.”

      Als die Schwärze sich zurückzog, als ich mich wieder beruhigt hatte, seufzte er und zog mich in seine Arme. Mir fehlte die Kraft, um mich zu widersetzen, also sackte ich einfach vorwärts und erlaubte ihm, mein Ohr an sein Herz zu drücken. Sein gleichmäßiger, pochender Herzschlag beruhigte mich für lange Minuten. Als ich schließlich das Gefühl hatte, wieder alleine stehen zu können und dass mein Körper mir eventuell gehorchen würde, stupste ich ihn an. Bereit, in die Gänge zu kommen. Bereit, zu rennen.

      Ich musste den Sheriff holen, aber ich wusste nicht, wie ich ihm die Sache erklären sollte … wer es getan hatte. Irgendjemand würde die Leichen säubern müssen—das Gesudel drinnen. Ich war nicht in der Lage dazu. Vielleicht würde der Sheriff sich bereiterklären oder eine der Damen aus der Kirche?

      Was auch immer geschehen würde, ich musste einen klaren Kopf bewahren. Schluss mit den Gedanken an Küsse und Liebe machen. Schluss mit dem Gerede von Mord und Totschlag. Schluss mit dem Geschwätz über Kopfimplantate, Raumschiffe und andere Planeten. Dummes Geschwätz würde uns nirgendwo hinbringen. Der Sheriff würde mir nicht glauben, sollte ich ihn von Männern erzählen, die … woanders herkamen. Die Pension gehörte jetzt bestimmt mir, aber was, wenn Herr Anderson sie jemand anderem vermacht hatte? Wie würde ich dann überleben? Was, wenn ich obdachlos und allein zurückblieb? Ich weigerte mich auch nur daran zu denken, bei Madame Maryanne in der Stadt anzuheuern.

      Ich zog die Schultern zurück und wägte meine Optionen ab. Also würde ich stattdessen heiraten. Letztes Jahr hatte ich zwei Anträge von zwei älteren Herren aus der Kirche abgelehnt. Beide waren weiterhin Junggesellen. Alles wäre besser, als eine von Maryannes Huren zu werden.

      Gott. Ich musste unter Schock stehen. Meine Gedanken waren dermaßen irrational und pervers.

      “Ich … ich muss den Sheriff holen,” sprach ich leise und stieß mich von ihm weg.

      “Du kommst mit mir.”

      Ich blickte in Maddox’ Augen auf und weigerte mich, die Sehnsucht, die durch mich hindurch strömte anzuerkennen. Maddox war gefährlich und voller abstruser Ideen, die keine vernünftige Frau glauben konnte. “Tut mir leid. Das geht nicht. Ich muss in die Stadt und den Sheriff holen.”

      Er regte sich und wir standen uns gegenüber, aber er hielt weiter den Arm um mich gelegt. “Vergiss den verdammten Sheriff, Cassie. Du musst mit mir mitkommen. Du hast keine andere Wahl.”

      “Doch, das habe ich,” konterte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. “Und ich wähle in die Stadt zu gehen.”

      Er schüttelte den Kopf. “Das ist zu gefährlich.”

      “Warum? Warum? Ich habe es schon tausendmal gesagt. Wenn du verschwindest, dann wird er dir folgen. Das ist die logische Schlussfolgerung.”

      Maddox schüttelte sanft meine Schultern, gerade stark genug, damit ich den Kopf heben und ihm in die Augen blicken musste. “Und auch ich habe es dir schon tausendmal gesagt,” sprach er. “Neron weiß, dass du mir etwas bedeutest. Falls er noch nicht mitbekommen hat, dass wir markierte Partner sind, dann wird es nicht mehr lange dauern.”

      Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. “Ich bin überhaupt nichts. Lass mich los.”

      “Das kann ich nicht. Will ich nicht. Du gehörst mir und ich gehöre dir. Ich bin der Einzige, der dich retten kann. Die einzige Person auf der ganzen Welt, im ganzen Universum, die für dich bestimmt ist.”

      Ich ließ die Arme hängen; die Diskussion war einfach zwecklos. “Niemand ist für eine andere Person bestimmt. Und ich glaube auch nicht, dass du … woanders herkommst.”

      Darauf hob er seine freie Hand und streckte sie


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