Die Jungfrauen Sammelband. Grace Goodwin

Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin


Скачать книгу
Erdensonne glitzerte. Mein Schwanz drückte schmerzhaft gegen meine Hose. Am liebsten wollte ich jeden einzelnen Tropfen Flüssigkeit ablecken, der an ihrem zarten Fleisch herunterrann.

      Sie sah zufrieden aus, denn sie warf den Kopf in den Nacken und schloss ihre Augen. Das zarte rosa Licht der aufgehenden Sonne küsste ihre Haut und es fiel mir schwer stehenzubleiben und sie zu bewundern. Ich wollte ihren Frieden nicht stören, also begnügte ich mich damit, langsam auf sie zuzugehen. Sie zuckte zusammen, als ob sie sich erschreckt hatte. Ich konnte aber nichts sehen. Sie riss den Kopf herum, nach rechts, in Richtung der Bäume.

      Ich war noch ein gutes Stück entfernt, aber meine Jägerohren konnten deutlich ihre Stimme hören. Ich setzte alle meine Jägersinne ein und aktivierte den Wärmescanner und den bioelektrischen Monitor in meinem rechten Auge. Sollte irgendetwas oder irgendjemand in der Nähe sein, dann würde ich es sehen; das Wärmebild oder der bioelektrische Impuls eines Herzschlags würde auf meinem Netzhautmonitor erscheinen.

      Ich sah nichts und doch redete sie mit jemandem.

      “Wer bist du?” Mit einer Hand hielt sie sich das Oberteil zu.

      Die Antwort war männlich, ein tiefes Grollen, das ich aber nicht wirklich verstehen konnte. Das war unmöglich. Meine Scanner fanden nichts und doch konnte ich in meinen Ohren eine Männerstimme hören. Cassie antwortete ihm.

      “Aber ich kenne dich nicht.”

      Ich hörte ein weiteres Grollen, als ihr Besucher antwortete und ich wollte mich zwischen meiner Partnerin und der Stimme positionieren, um sie zu beschützen, die riesigen Bäume aber versperrten mir den Weg.

      Cassie schüttelte den Kopf, zog ihre Füße aus dem Wasser und griff nach ihren Schuhen; ihr Unbehagen war offensichtlich. “Nein. Ich muss zurück.”

      Sie streckte sich nach vorne und versuchte ihre Schuhe zu fassen. Sie zitterte.

      Ohne mich weiter verdeckt zu halten, stürmte mich auf sie zu. “Cassie, komm sofort zu mir.”

      Sie blickte in meine Richtung und stieß einen aufgeschreckten Quietscher aus, dann schnappte sie sich ihre Schuhe und sprang von dem Stein runter. “Einen Moment.”

      “Sofort!”

      Sie verdrehte die Augen, kam aber auf mich zu. Ich eilte ihr entgegen und schob sie hinter meinen Rücken. Mit gezückter Ionenpistole ging ich auf den Felsenbrocken zu, um herauszufinden, wer sie so erschreckt hatte.

      Ich scannte das Gebiet und stellte fest, dass das Waldstück scheinbar leer war, aber im Uferschlamm sah ich den Abdruck eines Stiefels. Es waren sehr große Stiefel.

      Cassie legte die Hände auf meinen Rücken, während ich den Scan abschloss. Nichts, abgesehen von zwei standhaften Fischen, die am Wasserrand mit der Strömung kämpften, einer pelzigen Kreatur, die im nächsten Baum vergraben war und Vögeln, von denen die meisten noch in ihren Nestern schliefen. Wer hatte sie so erschreckt? Und warum hatten meine Scanner ihn nicht aufgespürt?

      “Mit wem hast du da geredet?”

      “Ich weiß nicht, wer das war. Ich habe ihn noch nie gesehen.” Sie klammerte sich an mein Hemd, also drehte ich mich um, zog ihren zitternden Körper an mich und schloss sie sicher an mein Herz, während ich meine Pistole wieder verstaute. Jemand hatte ihr Angst gemacht und das machte mich so langsam wütend.

      “Was hat er gesagt? Was wollte er? Hat er dich bedroht?” Ich würde ihn aufspüren und ihn töten.

      Sie schüttelte den Kopf, ihre langen Strähnen fielen lang über ihren Rücken hinunter und ich entspannte mich leicht. Bis ihre nächsten Worte einschlugen. “Nein. Er hat mir eine Nachricht gegeben.”

      “Eine Nachricht?”

      “Ja. Für dich.”

      Kapitel Sechs

       Maddox

      Mit den Händen rubbelte ich ihren Rücken und gleichzeitig suchte ich die Umgebung nach einer Spur von meiner Beute ab, aber ich wusste bereits, dass es zu spät war. Mir war klar, wer sich an sie herangeschlichen hatte und ballte die Hände zu Fäusten. Neron. Er war längst wieder verschwunden. Er war auf Everis geboren und zum Jäger herangewachsen, genau wie ich. Die Tatsache, dass er meiner Partnerin so nahegekommen war, ließ mein Herz bis in meine Kehle schlagen, und zwar bis ich das Gefühl hatte, an dem verdammten Ding zu ersticken. Dieses Gefühl hatte ich noch nie erlebt und es kam äußerst ungelegen.

      Angst. Seitdem Maddie verschwunden war, hatte ich sie nicht mehr gekostet und ihr bitterer Geschmack gefiel meiner Zunge ganz und gar nicht.

      Was für eine Technologie hatte Neron angeschafft, um meinen Netzhautscanner zu blocken? Hatte er sich nach seiner Flucht aus dem Gefängnis eine Art Tarnanzug besorgt? Diese Anzüge waren sehr kostspielig und extrem selten, denn sie machten jeden, der sie überzog, fürs bloße Auge unsichtbar und auch für die meisten Scanner nicht nachweisbar. Sie waren Elitejägern vorbehalten, die im Auftrag der Sieben arbeiteten. Jeder andere, der mit diesen Dingern erwischt wurde, wurde mit einer Geldstrafe belegt und auf Bewährung verurteilt oder schlimmstenfalls in die Minen geschickt.

      War das der Grund, warum er aus der Gefängnismine auf Incar entkommen konnte? Wie er mir die vergangen Tage über entwischt war? Und wenn er eine solch fortschrittliche Technologie besaß, wo hatte er sie her? Hatten die anderen Verbrecher auch solche Anzüge? Wenn ja, dann schwebten Thorn, Jace und Flynn in größter Gefahr.

      Ganz genau wie meine Partnerin.

      Mein Bestreben es meiner Partnerin recht zu machten, hatte mein Urteil getrübt. Ich hätte sie niemals aus den Augen lassen dürfen. Sie war völlig ohne Schutz gewesen. Verletzlich. Das Schlimmste war eingetreten. Neron war hier und wusste über sie Bescheid. Wut und Panik strömten durch meine Adern. Meine Markierung pulsierte wild, sie brannte mit einem neuen Gefühl.

      Angst. Nicht um mich, sondern um sie. Meine Cassie.

      “Was für eine Nachricht?” Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Zum Glück war sie Neron gegenüber ausreichend misstrauisch, um bei mir Schutz zu suchen. Ich wollte ihr nicht noch mehr Angst machen.

      “Es sagte, ich soll meinem Partner sagen, dass Maddie erst der Anfang war.”

      Glutheißer, fast unkontrollierbarer Zorn überkam mich und schnitt mir den Atem ab und ich legte meine Hände auf Cassies Schultern, damit ich ihr in meiner Wut nicht wehtat. “Hat er sonst noch etwas gesagt?”

      Sie trat unbehaglich hin und her und ich blickte ihr ins Gesicht, umfasste ihren Kiefer und neigte ihren Kopf hoch, damit sie mich anblickte.

      “Sag’s mir.”

      Sie biss ihre Lippe und am liebsten wollte ich sie küssen, tat es aber nicht. Jeder meiner Sinne war aufs umliegende Gehölz gerichtet, um zu lauschen und die Geräusche der wilden Kreaturen hier zu erlernen, damit ich auch das leiseste Knacken eines Astes identifizieren und den abgehakten Atem eines Mannes heraushorchen konnte. Wenn ich mich nicht länger auf meine Scanner verlassen konnte, dann würde ich Neron eben auf die altmodische Art ausfindig machen müssen, mit Köpfchen, Stärke und Geduld.

      “Sag es mir, Cassie. Bitte.”

      Mit einem Seufzer senkte sie ihren Blick auf meine Lippen, dann wanderte er zurück zu meinen Augen. “Er hat—er hat gesagt, dass ich sehr hübsch bin und dass ich nach Rosen dufte. Und—”

      Ich beugte mich vor und atmete ihren süßen Duft ein. Er war nah genug an ihr dran gewesen, um sie riechen zu können. Endlose Stunden der Jagd, des Trainings und der Disziplin ließen mich innehalten, als ich auf den Rest wartete. “Und?”

      “Er hat gefragt, ob ich mit ihm mitkommen will.”

      Die Vorstellung, Neron könnte meine Partnerin anrühren ließ tausend Sicherungen in meinem Kopf durchgehen, aber ich konnte mich nicht davon abhalten ihr die nächste Frage zu stellen, deren Antwort mich vernichten könnte.

      “Und wolltest du das, Cassie? Wolltest du mit ihm mitgehen?”

      Ich


Скачать книгу