Betrayal - Stirb für mich. Fenja Wächter

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      Betrayal – Stirb für mich

      Ein Roman von Fenja Wächter

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      © dead soft verlag, Mettingen 2020

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      Cover: Irene Repp

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      Bildrechte:

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      1. Auflage

      ISBN 978-3-96089414-8

      ISBN 978-3-96089-415-5 (epub)

      Inhalt:

      Es kann nur einen Sieger geben!

      In einem Spiel auf Leben und Tod sollten Chase und Joshua erbitterte Gegner sein: Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Chase schon sein halbes Leben für den Gangster Butcher arbeitet, folgt Polizist Joshua beruflich seinen Idealen, wagt es privat jedoch nicht, zu seiner Homosexualität zu stehen.

      Verbrecher und Gesetzeshüter – und doch fühlen sie sich wider Willen zueinander hingezogen. Denn ausgerechnet bei Chase findet Joshua den Halt, den er sein ganzes Leben schmerzlich vermisst hat und den Chase ihm gerne bereit ist, zu geben. Was sie nicht wissen: Joshua ist nur eine Figur für Chases Gegner in einem Spiel, das nur einer von ihnen überleben kann.

      1998

      New York City

      Reeds Gang war schrecklich staksig auf dem Weg durch die Lagerhalle an den Docks und nicht zum ersten Mal wischte er sich die Hände an seiner Jeans ab. Diese Halle schlief nie. Tag und Nacht schwirrten Arbeiter in dem Labyrinth aus Gängen und Regalen umher, lagerten Fracht ein oder verluden sie. Laut Lance, handelte Butcher mit allem Möglichen: Genussmittel und Kunstgegenstände, die er angeblich sogar rechtmäßig erworben hatte, – und eben nicht nur mit Drogen und Waffen. Reed würde sich nie wagen, die Aussage seines Liebhabers zu prüfen.

      Wie du es anstellst, ist Butcher egal, Hauptsache, er bekommt sein Geld, hatte Lance ihm noch vor wenigen Wochen erklärt. Es war eine Vorgabe, die Reed heute nicht erfüllen würde. Der Umschlag in der Innentasche seines Parkas war so dünn, dass er ihn nicht einmal durch den Stoff seines T-Shirts an seinem Oberkörper spürte. Wenn Reed Glück hatte, war es wenigstens die Hälfte von dem Betrag. Wenn … Reed knirschte mit den Zähnen, rief sich einen Idioten und verfluchte seinen Liebhaber für diesen schlichten, aber für Reed nicht umsetzbaren Rat. War Reeds Moral fragwürdig? Sicherlich. War er ein gnadenloser Betrüger, der auf Kosten anderer lebte? Auch das. Ein guter Schuldeneintreiber würde aber nie aus ihm werden. Was sollte er auch machen, wenn die Leute beteuerten, nicht mehr Kohle zu besitzen und Reed die Wahrheit hinter ihren Worten erkannte, weil er einen ausgesprochen guten Riecher dafür hatte? Sollte er nicht vorhandene Scheine aus ihnen rausprügeln?

      Bei dem Gedanken entkam ihm ein zittriges Auflachen, das selbst in seinen Ohren kläglich klang. Nein, das war einfach nicht Reeds Welt. Egal, wie sehr er es versuchte. Wenn eine Alte zeternd auf ihren Mann losging, suchte Reed das Weite, bevor er die Wut abbekam. Er war nicht wie Lance, der eisern stehen blieb, und zugegeben, auf die Idee, Lance anzugehen, kamen nur die ganz Mutigen … Oder die besonders Bescheuerten – wie man es nahm.

      An einer Ecke wartete Reed auf einen mit Kisten beladenen Gabelstapler und bemühte sich um einen stoischen Gesichtsausdruck. Er hob die Hand und der Arbeiter grüßte zurück.

      Letztendlich schindete Reed Zeit, die längst verronnen war.

      Das Ende der Halle schien unendlich weit entfernt und war doch viel zu nahe. Reed griff mit seiner verschwitzten Hand nach dem Geländer, fand daran einen trügerischen Halt. Mit dem Fuß auf der untersten Stufe hielt er inne, schaute durch die eisernen Gitter der Treppe hinauf. An diesem Gespräch führte kein Weg vorbei. Entweder er stellte sich, oder er floh, was das Ausmaß der Strafe immens beeinflussen würde. Es war zwecklos, vor Butcher wegzulaufen, selbst wenn Reed die Mittel dazu gehabt hätte, und bei lebendigem Leib verbrannt oder ertränkt zu werden, war so ziemlich das Letzte, was er erleben wollte. Angeblich sollte Butcher sogar Menschen gehäutet und anderen den Brustkorb aufgerissen haben. Es waren Gerüchte, die Reed lieber nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen wollte, weshalb er gleich auf eine Konfrontation setzte. Trotzdem zog sich seine Kehle zu und als er oben ankam, klebte sein T-Shirt an seinem Rücken. Die Jalousien vom Büro waren offen. Butcher lehnte in seinem Chefsessel, hielt den Hörer in der einen Hand und hob die andere, machte eine weitläufige Geste, die sein Gegenüber natürlich nicht wahrnehmen konnte. An Butcher war augenscheinlich nichts Besonderes. Jeder hätte den schlaksigen Mittdreißiger hinter dem Schreibtisch für einen unermüdlich arbeitenden, aber stets gut gelaunten Geschäftsmann gehalten. Lediglich die ungewöhnlichen Narben auf seinen Händen gaben einen Hinweis darauf, dass mehr hinter der Fassade steckte.

      Kein Laut drang durch die Tür. Kurz zögerte Reed, ob er besser warten sollte, bis das Telefonat beendet war. Seine Hand schwebte vor dem Holz. Er klopfte an und schielte nach drinnen.

      Prompt ging die Tür auf und einer von zwei wandelnden Muskelbergen bedeutete Reed, einzutreten. Sein Kamerad lehnte mit dem Hintern an der Fensterbank, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte Reed genauso durchdringend finster.

      Reed trat ein. Die Tür fiel ins Schloss und er saß in der Falle. Er nickte knapp und wollte sich dabei zu einem Grinsen durchringen. Seine Mundwinkel zuckten kläglich. Das waren genau die Momente, in denen er sich ein wenig von Lances lässiger Art wünschte. Noch nie hatte Reed erlebt, dass Butchers Leibwächter Lance aus der Fassung gebracht hätten. Im Gegenteil, er gehörte zu den Wenigen, die den übellaunigen Kerlen sogar ein Lachen abringen konnten.

      Eine Bewegung hinter dem Tisch lenkte Reeds Aufmerksamkeit auf Butcher, der ihm mit einem Wink zu verstehen gab, dass er den Umschlag wollte. Eine seltsame und vor allem unangebrachte Ruhe überkam Reed. Automatisch schob er die Hand unter die Jacke, zog den Umschlag hervor. Jeder Schritt auf den penibel leeren Schreibtisch zu fühlte sich befremdlich an, als wenn Reed neben sich stehen und sich selbst beobachten würde. Er legte den Umschlag vor die Tastatur und verharrte vor dem Tisch.

      »Von mir aus können wir das gerne so handhaben«, sagte Butcher und legte auf.

      Seine Stimme hatte etwas Warmes an sich, das Reed unwillkürlich beruhigte, obwohl er es mittlerweile besser wissen sollte.

      Butcher nahm den Umschlag, öffnete ihn und holte das Bündel Dollarscheine hervor, roch hörbar daran und seufzte.

      »Weißt du, wonach das riecht?« Er hielt das Geld hoch und der Anflug eines Lächelns verweilte wie üblich um seine Mundwinkel. »Nach Versagen.«

      »Butcher, ich –«

      Einer der Leibwächter trat von hinten an ihn heran. Reed wich zur Seite aus, prallte unversehens gegen den zweiten, der Reeds Arme unterwanderte und ihn packte. Reed stemmte sich dagegen und wurde doch mühelos gehalten.

      Butcher erhob sich, umrundete seinen Tisch. »Ich gebe zu, es ist mein Fehler. Ich hätte einfach Lance schicken sollen.«

      »Die hatten ni–«

      Ein Fausthieb des ersten Leibwächters traf Reed in den Magen. Er keuchte auf, versuchte, sich zu entziehen, aber von dem schmerzenden Schraubgriff des anderen gab es kein Entkommen.

      Butcher lehnte sich mit seinem Hintern an den Schreibtisch, flocht seine schlanken Finger in einer lockeren Geste auf seinen Oberschenkeln ineinander. Und wie jedes Mal sprangen die Furchen der Narben Reed förmlich ins Auge. Sie zogen sich über den Handrücken und Innenseite. Ein tragischer Unfall beim Segeln, wie Butcher betonte, wonach er die Reederei von seinem auf See verschollenen Vormunds übernommen hatte.

      »Es ist nicht so, wie du –«

      Der


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