Sing-Sang der Liebe. Robert Heymann
Wird nie ein Lob des Herrn.
Piano, ihr Käsepartikel,
Mit eurem Trärä und Tschintschin!
Gebären kann jedes Karnickel,
Auch ohne höheren Sinn.
Und flötet mir nicht von Ästhetik,
Von Liebe und göttlicher Gunst!
Ihr seid mir physisch zu tätig,
Und für einen Gott zu verhunzt.
Mein Fräulein, ich bin despektabel,
Den Engel leget ins Spind —
Die Spur am irdischen Nabel
Verrät Sie, mein schönes Kind!
Letztes Lied
Weiß keiner, was ich litt,
Weiß keiner, wie ich stritt
Um meines Lebens Ziel.
Weiß keiner, wie ich fiel
Auf Schritt und Tritt.
Ich stand in keinem Sold,
Ich achtete kein Gold,
Ich wollte sein kein Knecht,
Und focht für Ehr’ und Recht,
Bis mich der Teufel holt.
Mir jagt kein Büttel ab,
Was ich nicht willig gab.
Ich stand in Schild und Wehr
Für aller Frauen Ehr’
Und hielt es bis ans Grab.
Das Gold stand feindlich auf,
Mit ihm der Narren Hauf’,
Das war kein ehrlich Spiel,
Ich gab mein Blut und fiel.
So ist der Dinge Lauf.
Nun steh’ ich müd und wund,
Ich armer Schweinehund.
All meine Lust und Not
Liegt in dem Straßenkot
Als eitel Schund.
Es ist kein’ gute Sach’,
Gibt man vom Recht nicht nach,
Der liebe Gott heißt Geld,
Der Lumpe lenkt die Welt,
Die Dummheit baut das Dach.
Weiß keiner, was ich litt,
Weiß keiner, wie ich stritt,
Nun bin ich bald zu Haus.
Will ruhen lang mich aus
Und seh’ die Krämer nit.
Will liegen alle Zeit
An meiner Fraue Seit’ —
Und kommt der Jüngste Tag,
Ich nimmer aufstehn mag,
Mir ist der Schwindel leid.
* * *
I
Als wir uns zuerst begegnet,
Erkannten wir uns kaum;
Nun hab’ ich die Stunde gesegnet
Wie einen heiligen Traum.
Sie gleitet auf silbernen Sohlen
Vor meinen Gedanken einher —
Und würden sie mich jetzt holen,
Mir würde das Sterben nicht schwer.
Du aber sollst Narrenherden
Nicht laden zum Zeitvertreib,
Nicht schmücken mit Sklavengebärden
Den königlichen Leib.
Laß deine Augensterne
Leuchten in Tag und Nacht,
Wo weit in flammender Ferne
Ein blindes Schicksal wacht.
Gib mir mit zuckendem Munde
In aller Sterne Schein
Die ewig heilige Kunde:
Ich will dein Eigen sein.
II
Du hast mir deine Lippen gegeben,
Weich wie Samt.
Ich trank aus ihnen lockendes Leben.
Und wär’ ich verdammt
Zu wandern durch hundert Ewigkeiten,
Ich wollte wie Ahasverus leiden —
Doch wollte ich neigen den Becher zum Grund
Und küssen die Seele von deinem Mund,
Und deiner Liebe Herrlichkeit
Leuchtete mir durch Raum und Zeit
Über die Sehnsucht des Ahasver —
Ich litte nicht mehr.
III
Tänzelnd gleitet vorbei die Stunde,
Haftet lächelnd auf deinem Munde:
Was ist die Zeit? Was ist das Glück?
Schicksal? Zukunft und Augenblick?
Dies:
Deine Mädchenlippen küssen.
Und wissen:
Die purpurnen Hügel öffnen sich
Nur für mich,
Mit einem Hauch zu umfangen
Wunsch und Verlangen.
Ja, dein Mund ist ein goldener Riegel
Zu deines Leibes köstlichem Schrein.
Deine Lippen sind leuchtende Siegel
Auf deinem Sein.
Deiner Liebe Geschmeide
Glänzt auf dem Grund.
Ich leide —
Und bete zu deinem Mund.
Ein Brief
Er lief die feuchten Straßen hindurch und dachte nur immer: Es muß sein. Es kann unmöglich so weiter gehen. Soll ich mich selbst morden, obwohl ich das Recht und die Kraft habe zu leben?
Dann trat er in ein Restaurant, verlangte Briefpapier und Tinte und begann zu schreiben:
„Liebe Ilse!“
Dann machte er wieder eine Pause.
Wie beginnen? sann er. Wie es ihr beibringen, schonend und doch energisch, unwiderruflich zugleich? Er biß an dem Federhalter und sah sich in dem Lokale um. Einige Tische entfernt von ihm ließ sich eine große, gut konservierte Dame in Begleitung eines auffallend schönen, vielleicht sechzehn Jahre alten Mädchens nieder.
Etwas mißfiel ihm an den Beiden, allein er wußte nicht, was es war —
Und er schrieb weiter:
„Fasse Dich, Ilse. Wir müssen scheiden! Wie soll ich Dir alles sagen, wo sich mein Herz zusammenkrampft bei dem Gedanken an Dein unverdientes Leid? Wirst Du mich auch verstehen?
Du