Du Unbekannte. Der Roman einer Jugend. Rudolf Stratz

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„Pscht! pscht!“ Da kauerte hinter einem Birnbaum lauernd die Leut. Er frug düster:

      „Was machst du denn da?“

      „Quetschedieb’ erwische!“ wisperte sie leidenschaftlich.

      „Du stiehist ja selber wie ein Rabe!“

      Die Teuthild lachte ohne falsche Empfindlichkeit.

      „Dem Winzingen hat’s arg gut geschmeckt!“

      „Immer dieser Winzingen!“ schrie der Primaner erbittert und die Teut ebenso heftig, so dass jeder Obstdieb weit im Umkreis gewarnt war:

      ,,Ei — und du — der ihm ein schiefes Maul gezogen hat von einem Ohr bis zum andern! Wer hat denn dir was getan, dass du so giftgrün weggelaufen bist, mit Augen wie bei ’r Katz’?“

      „Jeder! Jeder duckt mich!“

      „Ach — geh’ her!“

      „In Frankfurt protzen sie mit ihrem Geld! Und Ihr hier probt mit eurem Adel!“ Wenn ich aber aus meinen Anlagen was machen will, dann jagen sie mich in München weg! Ist das gerecht?“

      „Armes Vetterle!“

      „ . . . und wenn ich jetzt Medizin studiere, dann drückt mich zeitlebens mein berühmter Herr Vater! Ich soll nun ’mal nicht hoch kommen! Aber wozu davon reden? Ich hab’ ja doch keine Menschenseele, die mich versteht!“

      „Ei — da bin ich ja!“ sprach das Bäschen.

      „Als ob du dir ’ne Bohne was aus mir machtest!“

      „. . . wo ich dich doch so gern hab’, Ernstle!“

      „Teut . . .!“

      „Ha — wenn’s doch wahr ist . . .“

      „Hast du mich wirklich ein bisschen lieb?“

      Ein sanfter Augenaufschlag von unten:

      „Ich hab’ dich schon arg lieb, Ernst! Das muss ich kecklich sage!“

      Das schmale hochmütige Gesichtchen der Teut war jetzt im Vollmondschein seltsam weiss und bleich — geisterhaft schön — geheimnisvoll gereift und veredelt — so als spuke da in der hellen Nacht eine junge Ahnfrau an ihrer Stelle. Aber in dem blassen Oval glänzten die helbraunen Augen sehr irdisch und waren die roten Lippen ganz von dieser Welt. Auf denen brannte stürmisch der Flaum des Vetters. Und nochmals und wieder.

      Die Teut war atemlos.

      „’S ist genug, Ernstle!“

      „Noch lange nicht!“

      „Ach — ich kann ja nit ,nein’ sage!“

      Es stand eine Bank unter dem grossen Nussbaum. Auf der sass der Ernst und auf seinen Knien die Teut. Sie weinte, die dünnen Arme um den Hals des Vetters geschlungen.

      „Ach — du . . .“

      „Teut . . . geliebte Teut . . .“

      „Du bist doch mei Büble!“

      „. . . und du mein goldigs Mädle!“

      „Jetzt haben wir noch vierzehn Täg’ vor uns, um uns lieb zu haben!“

      „Das ist ’ne lange Zeit!“

      . . . Und doch kam schliesslich der letzte Tag . . . Die Teut : und der Ernst gingen Hand in Hand noch einmal alle die schönen Erinnerungsplätzchen ab: die Wiese am Forellenbach, und der Brombeerstrauch am Waldsaum und die Bank unter dem Nussbaum, auf der sie seither jeden Abend gesessen. Alle die Nächte waren warm und sternenklar gewesen. Jeden Tag hatte, in diesen goldenen Spätsommerwochen, die Sonne vom blauen Himmel gelacht. Sie schien auch heute und doch war heute Herbst. Sommerfäden in der Luft. Herbstzeitlosen am Boden. Starenschwärme schwirrten auf und flogen gen Süden. Scheiden und Meiden . . . Ernst Bachsmuth und die Teut wandelten schwermütig dahin. Sie hielten sich stil umschlungen. Er blieb stehen. Er nickte ihr innig zu. Er nahm ihre Rechte in seine beiden Hände.“

      Ich dank’ dir, Teut! Als ich herkam, war ich ein kaputter Mensch! Du hast mich aufgerichtet!“

      „. . . ’s ist herzlich gern geschehen, Ernstle!“

      „Du sollst auch künftig mein guter Geist im Leben sein!“

      „Alleweil, Ernstle!“

      „Nichts soll uns trennen!“

      „Nix! Nix!“

      „Darum hör’ mal, Teut! Ehe ich dich heute verlasse, will ich vor deine Mutter treten . . .“

      „Aber Ernstle!“

      „. . . . und ihr sagen . . .“

      „Tu mir die Lieb, Ernstle, und lass das sein!“

      „. . . dass wir uns lieben . . .“

      „. . . und was schwätzt die Mama darauf: dass ich kaum siebzehn bin und du noch nicht mal Student! und wir wären beide Kinder! Ich kenn’ sie! Ach — Ernstle — dafür ist die Zeit noch z’ früh!“

      ,,So soll es vorläufig unser Geheimnis bleiben, Teut?“

      „Freile! Fürcht nix! Ich bleib’ dir treu! An mir ist kein falsch’ Äderle . . .“

      „Ich glaub’ an dich, mein Mädchen!“

      „. . . und ich halt’ mich tapfer! Ich mach’ dir den Abschied nit schwer. So a Heulere bin ich nit! Schreib’ mir nur fleissig an die Adress’ vom Näh-Bäwele unten!“

      „… Und du mir nach Strassburg!“

      „. . . so oft ich nur kann!“

      „Sicher, Teut?“

      „Ich versprech’ es dir hoch und heilig. Auf mich derfst du dich verlasse!“

      „Häuser bau’ ich auf unsere Liebe! Lebwohl, meine Teut! Sei treu und deutsch wie dein Name! Lebwohl!“

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