Das blaue Märchenbuch. Группа авторов
werde nun den kleinen 'Tag' essen."
Er antwortete nicht darauf, da er entschlossen war, sie wie zuvor zu hintergehen. Er ging, um den kleinen 'Tag' zu finden, und traf ihn, wie er mit einem kleinen Florett in der Hand mit einem großen Affen focht – dabei war das Kind gerade erst drei Jahre alt. Er nahm ihn auf den Arm und trug ihn zu seiner Frau, damit sie ihn zusammen mit seiner Schwester verstecken konnte, und kochte anstatt des kleinen 'Tags' ein kleines, sehr zartes Zicklein, das der Ogerin wunderbar schmeckte.
Soweit, so gut; aber eines Abends sagte die böse Königinmutter zu ihrem Koch:
"Ich will die Königin mit der gleichen Soße essen, die ich bei ihren Kindern hatte."
Nun wusste der arme Koch nicht mehr, wie er das verhindern sollte. Die junge Königin war zwanzig Jahre alt, wenn man die hundert Jahre, die sie geschlafen hatte, nicht mitrechnete; und wie er im Stall ein entsprechendes Tier finden sollte, machte ihn ratlos. Er entschloss sich dazu, sein Leben zu retten, indem er der Königin die Kehle durchschnitt. Dann ging er mit einem Dolch in ihre Kammer, konnte sie jedoch nicht überraschen, sondern erzählte ihr von den Befehlen, die er von der Königinmutter erhalten hatte.
"Tu es; tu es", sagte sie und streckte ihm ihren Hals entgegen. "Führe deine Befehle aus, dann bin ich endlich bei meinen Kindern, meinen armen Kindern, die ich so sehr geliebt habe."
Die Königin war immer noch in dem Glauben, dass ihre verschwundenen Kinder tot waren.
"Nein, nein, Euer Gnaden", rief der arme Koch unter Tränen. "Ihr müsst nicht sterben, aber doch werdet Ihr Eure Kinder wiedersehen; aber dazu müsst Ihr mit mir nach Hause gehen, wo ich sie versteckt habe; ich werde die Königinmutter erneut täuschen, indem ich ihr an Eurer Stelle eine junge Hirschkuh serviere."
Daraufhin führte er sie geradewegs in seine Kammer, wo sie ihre Kinder umarmte und mit ihnen weinte; dann ging er los und erlegte eine junge Hirschkuh, die er der Königin zum Abendessen auftischte, und die sie mit dem gleichen Appetit verschlang, als wäre die junge Königin auf ihrem Teller gelegen. Sie war äußerst angetan von ihrer Grausamkeit und hatte bereits eine Geschichte erfunden, um dem König bei seiner Rückkehr zu erzählen, wie die wilden Wölfe seine Frau, die Königin, und ihre beiden Kinder gefressen hatten.
Eines Abends, als sie wie gewöhnlich durch die Höfe und Gärten des Palastes streifte, um zu überprüfen, ob es irgendwo nach frischem Fleisch roch, hörte sie in einem Gebäude den kleinen 'Tag' weinen, der unartig gewesen war und dessen Mama ihn deswegen schlug; gleichzeitig hörte sie die kleine 'Morgen', die um Gnade für ihren Bruder bat.
Die Ogerin erkannte natürlich die Stimme der Königin und deren Kinder und wurde furchtbar wütend darüber, dass man sie so schrecklich getäuscht hatte. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch befahl sie mit einer so fürchterlichen Stimme, dass alle vor ihr zitterten, inmitten des großen Hofes eine große Wanne zu stellen, die sie mit Kröten, Vipern und allen möglichen anderen Schlangen füllen ließ, um die Königin und deren Kinder, den Koch, dessen Frau und deren Dienstmädchen dort hineinzuwerfen; alle sollten gefesselt zu ihr gebracht werden.
Entsprechend ihrem Befehl wurden alle hergeholt, und die Henker wollten sie gerade in die Wanne werfen, als der König, der nicht so bald erwartet worden war, auf seinem Pferd in den Hof ritt und äußerst erstaunt fragte, was für ein schreckliches Spektakel dort aufgeführt wurde.
Niemand wagte es ihm zu sagen, bis die furchtbar wütende Ogerin sich Kopf voran in die Wanne warf und sofort von den hässlichen Kreaturen verschlungen wurde, die sie für andere hineinwerfen hatte lassen. Da sie seine Mutter war, tat es dem König natürlich sehr leid, aber er tröstete sich schon bald mit seiner schönen Frau und seinen hübschen Kindern.
ASCHENPUTTEL
Es war einmal ein Edelmann, der die stolzeste und hochmütigste Frau heiratete, die man je gesehen hat. Sie hatte von ihrem ersten Ehemann zwei Töchter, die dieselben schlechten Eigenschaften hatten. Auch er hatte eine junge Tochter, die aus seiner ersten Ehe stammte, und genau wie ihre Mutter, der liebenswerteste Mensch der Welt, von unvergleichlicher Güte und Liebenswürdigkeit war.
Kaum war die Hochzeitszeremonie beendet, begann die Schwiegermutter ihr wahres Gesicht zu zeigen. Sie konnte die guten Eigenschaften dieses hübschen Mädchens nicht mehr ertragen, auch weil es ihre eigenen Töchter immer abscheulicher erscheinen ließ. Sie ließ sie die niedrigsten Arbeiten im Haus verrichten: Sie wusch das Geschirr ab, reinigte die Tische und putzte das Zimmer der Dame und ihrer Töchter; sie selbst nächtigte in einer armseligen Dachkammer auf einem harten Strohbett, während ihre Schwestern in schönen Zimmern wohnten, mit Parkettböden und bequemen Betten, und Spiegeln, die so groß waren, dass sie sich von Kopf bis Fuß darin betrachten konnten.
Das arme Mädchen ertrug alles geduldig und wagte es nicht, ihrem Vater davon zu erzählen, der sie abgewiesen hätte, weil seine Frau ihn völlig beherrschte. Wenn sie ihre Arbeit getan hatte, setzte sie sich an einer Ecke des Schornsteins in die Schlacke und Asche, weshalb sie meist das Aschenputtel genannt wurde. Doch trotz ihrer ärmlichen Kleidung war Aschenputtel immer noch hundertmal schöner als ihre Schwestern, obwohl diese immer sehr hübsch gekleidet waren.
Dann geschah es, dass der Sohn des Königs einen Ball gab und alle wichtigen Personen des Reiches dazu einlud. Auch die beiden jungen Damen waren eingeladen, denn sie machten selbst unter den Reichsten des Landes stets eine sehr gute Figur. Die beiden waren hocherfreut über diese Ehre und vollauf damit beschäftigt, Kleider, Unterröcke und Kopfbedeckungen auszuwählen, die ihnen stehen würden. Aschenputtel hatte die meiste Arbeit damit, denn sie war es, die die Wäsche ihrer Schwestern bügeln und ihre Rüschen falten musste, während diese den ganzen Tag über nichts anderes sprach, als was sie anziehen sollten.
Die Ältere sagte: "Ich werde mein rotes Samtkleid mit dem französischen Besatz tragen."
"Und ich", sagte die Jüngste, "meinen üblichen Unterrock, darüber aber meinen mit goldenen Blumen besetzten Mantel und das mit Diamanten verzierte Mieder, das zu den schönsten der ganzen Welt zählt."
Dann schickten sie nach der besten Zofe, die sie finden konnten, um ihre Haare frisieren und ihren Kopfschmuck richten zu lassen. Gleichzeitig riefen sie aber auch Aschenputtel, die sie in solchen Dingen immer hervorragend beriet, weil sie ausgezeichnete Ideen hatte; als diese ihnen anbot, sie zu frisieren, sagten sie bereitwillig ja. Dann sagten sie zu ihr:
"Aschenputtel, würdest du nicht gerne auch zum Ball gehen?"
"Ach!", sagte sie, "verhöhnt mich nicht; so jemand wie ich geht nicht auf einen Ball."
"Du hast recht", antworteten sie, " die Leute würden lachen, wenn sie dort ein Aschenputtel sehen würden."
Ein anderes Mädchen als Aschenputtel hätte ihnen die Frisur verunstaltet, aber sie ließ es sich gefallen und kleidete sie obendrein perfekt an. Sie hatten fast zwei Tage nichts gegessen, so sehr waren sie mit sich beschäftigt gewesen. Sie zerrissen mehr als ein Dutzend Riemchen beim Versuch, sich so eng wie möglich zu schnüren, damit sie eine elegante, schlanke Gestalt bekamen, und standen ständig vor ihren Spiegeln. Schließlich kam der lang ersehnte Tag und sie gingen zum Hof; Aschenputtel schaute ihnen nach, solange sie konnte, und als sie sie aus den Augen verloren hatte, fiel sie weinend zu Boden.
Eine gute Fee, die sie in Tränen aufgelöst vorfand, fragte sie, was los sei.
"Ich wünschte, ich könnte – ich wünschte, ich könnte –"; den Rest des Satzes konnte sie nicht aussprechen, da sie immer wieder durch ihre Tränen und ihr Schluchzen unterbrochen wurde.
Die gute Fee sagte zu ihr: "Du wünschtest, du könntest zum Ball gehen; ist es nicht so?"
"J – ja", rief Aschenputtel seufzend.
"Nun", sagte die Fee, "sei nur ein liebes Mädchen, dann werde ich dafür sorgen, dass du gehen kannst." Sie nahm sie mit in ihre Kammer und sagte: "Lauf