Das blaue Märchenbuch. Группа авторов

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Mutter wurde zur Prinzessin gebracht, die sie begrüßte und ihr alle Ehren erwies. Als es Nacht wurde, verabschiedete sich die Prinzessin von ihrem Vater und machte sich auf dem Teppich auf den Weg zu Aladins Palast, seine Mutter an ihrer Seite, gefolgt von den hundert Sklaven. Sie war verzaubert vom Anblick Aladins, der zu ihr rannte, um sie zu empfangen. "Prinzessin", sagte er, "gib deiner Schönheit die Schuld für meine Kühnheit, wenn ich dich verärgert haben sollte." Sie antwortete ihm, dass sie ihrem Vater in dieser Angelegenheit bereitwillig gehorchen würde, da sie ihn nun gesehen hatte. Nachdem die Hochzeit beendet war, führte Aladin sie in den Saal, wo ein Festmahl ausgebreitet wurde, und sie aß mit ihm zu Abend, woraufhin sie bis Mitternacht tanzten. Am nächsten Tag lud Aladin den Sultan ein, den Palast zu besichtigen. Als dieser den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern mit ihren Rubinen, Diamanten und Smaragden betrat, rief er: "Das ist ein Weltwunder! Nur eines überrascht mich. War es Zufall, dass ein Fenster unvollendet blieb?" "Nein, Herr, das war Absicht", erwiderte Aladin. "Ich möchte es der Herrlichkeit Ihrer Majestät überlassen, diesen Palast zu vollenden." Der Sultan war höchst geschmeichelt und ließ die besten Juweliere der Stadt kommen. Er zeigte ihnen das unvollendete Fenster und wies sie an, es wie die anderen auszustatten. "Herr", antwortete ihr Sprecher, "wir haben dafür nicht genug Juwelen." Der Sultan ließ seine eigenen holen, die aber bei weitem nicht ausreichten, sodass das Fenster einen Monat später noch nicht einmal zur Hälfte fertig war. Aladin wusste, dass sie ihre Aufgabe nicht fertigstellen konnten, und befahl ihnen, die Arbeit abzubrechen und die Juwelen zurückzubringen; auf seinen Befehl hin vollendete schließlich der Geist das Fenster. Der Sultan war überrascht, seine Juwelen zurückzuerhalten, und besuchte Aladin, der ihm das fertige Fenster zeigte. Der Sultan umarmte ihn, während der neidische Wesir andeutete, dass es sich wohl um Zauberei handeln müsse.

      Mit seiner vornehmen Haltung hatte Aladin die Herzen des Volkes gewonnen. Er wurde zum Hauptmann der Armeen des Sultans ernannt und gewann mehrere Schlachten für ihn, blieb aber immer bescheiden und höflich wie zuvor, und lebte so mehrere Jahre lang friedlich und zufrieden.

      Doch weit weg in Afrika erinnerte sich der Zauberer an Aladin und entdeckte durch seine Kunst, dass Aladin, anstatt elendig in der Höhle zu verenden, fliehen konnte und eine Prinzessin geheiratet hatte, mit der er nun in großen Würden und Reichtum lebte. Er wusste, dass der Sohn des armen Schneiders dies nur mit Hilfe der Lampe erreicht haben konnte, und reiste Tag und Nacht, immer Aladins Vernichtung im Sinn, bis er die Hauptstadt Chinas erreichte. Als er durch die Stadt ging, hörte er überall Leute über einen wunderbaren Palast sprechen. "Verzeiht mir meine Unwissenheit", fragte er, "was ist das für ein Palast, von dem Ihr sprecht? "Habt Ihr nicht von Prinz Aladins Palast gehört?", lautete die Antwort, "dem größten Weltwunder? Ich werde Euch dorthin bringen, wenn Ihr ihn sehen wollt." Der Zauberer dankte seinem Gesprächspartner, und nachdem er den Palast gesehen hatte, wusste er, dass dieser vom Geist der Lampe gebaut worden war. Vor lauter Wut wurde ihm rot vor Augen. Er beschloss, Aladin der Lampe zu berauben und ihn erneut in die tiefste Armut zu stürzen.

      Unglücklicherweise war Aladin auf eine acht Tage dauernde Jagd gegangen, was dem Zauberer viel Zeit verschaffte. Er kaufte ein Dutzend Lampen aus Kupfer, legte sie in einen Korb und ging zum Palast, wo er immer wieder rief: "Neue Lampen für alte!" Da ihm eine laut johlende Menge folgte, schickte die Prinzessin, die in dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern saß, eine Sklavin, um herauszufinden, was der Lärm bedeutete. Als diese lachend zurückkam, tadelte sie die Prinzessin. "Herrin", antwortete die Sklavin, "wie sollte man nicht lachen, wenn ein alter Narr anbietet, schöne neue Lampen gegen alte zu tauschen?" Eine andere Sklavin, die dies hörte, sagte: "Auf dem Gesims dort steht eine alte Lampe, die kann er haben." Natürlich war es die Wunderlampe, die Aladin dort hingestellt hatte, da er sie nicht mit auf die Jagd nehmen konnte. Die Prinzessin, die ihre Fähigkeiten nicht kannte, wies die Sklavin lachend an, sie zu nehmen und einzutauschen. Also ging diese zum Zauberer und sagte: "Gib mir dafür eine neue Lampe." Er nahm sie sofort an sich und forderte die Sklavin unter dem Jubel der Menge auf, sich eine neue Lampe auszusuchen. Während sie dies tat, rannte er unbemerkt zu den Stadttoren hinaus zu einem einsamen Ort, wo er bis zum Einbruch der Nacht blieb. Dann holte er die Lampe heraus und rieb an ihr. Sofort erschien der Geist und trug ihn auf Geheiß des Zauberers zusammen mit dem Palast und der darin befindlichen Prinzessin an einen verlassenen Ort in Afrika.

      Am nächsten Morgen blickte der Sultan aus dem Fenster auf Aladins Palast und rieb sich verwundert die Augen, denn dieser war verschwunden. Er schickte nach dem Wesir und fragte, was aus dem Palast geworden sei. Auch der Wesir schaute hinaus und war überaus erstaunt. Wieder wähnte er einen Zauber hinter dem Verschwinden, und diesmal glaubte ihm der Sultan und schickte dreißig berittene Männer, um Aladin in Ketten werfen zu lassen. Sie trafen ihn auf dem Nachhauseweg, fesselten ihn und zwangen ihn, zu Fuß hinter ihnen her zu laufen. Die Menschen, die ihn noch immer liebten, folgten ihm jedoch mit ihren Waffen und wollten Sorge dafür tragen, dass er nicht zu Schaden kam. Er wurde vor den Sultan gebracht, der dem Henker befahl, ihm den Kopf abzuschlagen. Der Henker ließ Aladin niederknien, verband ihm die Augen und hob seinen Krummsäbel zum Schlag. In diesem Augenblick befahl der Wesir, der gesehen hatte, dass die Menge in den Hof eingedrungen war und die Mauern hochkletterte, um Aladin zu retten, den Schlag noch nicht auszuführen. Die Menschen sahen tatsächlich so bedrohlich aus, dass der Sultan einwilligte, Aladins Fesseln lösen ließ und ihn vor den Augen der Menge begnadigte. Aladin flehte ihn an, erfahren zu dürfen, was er verbrochen hatte. Der Sultan sagte: "Falscher Halunke!", und zeigte ihm vom Fenster aus die Stelle, an der sein Palast gestanden hatte. Aladin war so erstaunt, dass er kein einziges Wort herausbrachte. "Wo ist mein Palast und meine Tochter?", zürnte der Sultan. "Dein Haus ist mir ziemlich egal, aber meine Tochter muss ich zurückhaben, und du wirst sie finden oder deinen Kopf verlieren." Aladin bat sich eine Frist von vierzig Tagen aus, um sie zu finden, und versprach für den Fall seines Scheiterns, dass er zurückzukehren und den Tod erleiden würde, den sich der Sultan wünschte. Seiner Bitte wurde entsprochen, und er verließ traurig das Anwesen des Sultans. Drei Tage lang irrte er wie ein Wahnsinniger umher und fragte alle, was aus seinem Palast geworden sei, aber die Menschen lachten und bemitleideten ihn nur. Dann kam er ans Ufer eines Flusses und kniete sich hin, um seine Gebete zu sprechen, bevor er hineinsprang. Dabei rieb er unbeabsichtigt an dem magischen Ring, den er immer noch trug. Der Geist, den er in der Höhle gesehen hatte, erschien und fragte nach seinem Wunsch. "Rette mein Leben, Flaschengeist", sagte Aladin, "und bring mir meinen Palast zurück." "Das liegt nicht in meiner Macht", sagte der Geist, "ich bin nur der Sklave des Ringes; du musst den Geist der Lampe darum bitten. "Und wenn schon", sagte Aladin, "aber du kannst mich wenigstens zum Palast bringen und mich unter dem Fenster meiner lieben Frau absetzen." Im nächsten Moment fand er sich unter dem Fenster der Prinzessin in Afrika wieder und schlief vor lauter Müdigkeit ein.

      Als ihn der Gesang der Vögel weckte, wurde sein Herz etwas froher. Ihm war klar, dass sein ganzes Unglück auf den Verlust der Lampe zurückzuführen war, und er fragte sich vergeblich, wer ihm diese wohl geraubt hatte.

      An diesem Morgen stand die Prinzessin früher auf als sonst, seit sie von dem Zauberer, dessen Gesellschaft sie einmal am Tag ertragen musste, nach Afrika gebracht worden war. Sie behandelte ihn jedoch so unfreundlich, dass er es nicht wagte, dort ganz zu leben. Als sich die Prinzessin ankleidete, schaute eine ihrer Zofen aus dem Fenster und sah Aladin. Die Prinzessin lief zu ihr, öffnete das Fenster, und der Lärm, den sie machte, ließ Aladin aufschauen. Sie rief ihm zu, er solle zu ihr kommen, und die Freude der Liebenden über das Wiedersehen war groß. Nachdem er sie geküsst hatte, sagte Aladin: "Ich bitte Euch, Prinzessin, in Gottes Namen, bevor wir über etwas anderes sprechen, sagt mir, was aus der alten Lampe, die ich auf dem Gesims im Saal der vierundzwanzig Fenster stehen ließ, als ich auf die Jagd ging, geworden ist. "Ach!", sagte sie, "ich glaube, ich bin die arglose Ursache unseres Leids", und erzählte ihm vom Austausch der Lampen. "Jetzt weiß ich", rief Aladin, "dass dieser afrikanische Zauberer dafür verantwortlich ist! Wo ist die Lampe?" "Er trägt sie mit sich herum", sagte die Prinzessin. "Ich weiß es, denn er hat sie aus seiner Weste gezogen, um sie mir zu zeigen. Er will, dass ich mich von dir lossage und ihn heirate, und hat behauptet, dass du auf Befehl meines Vaters enthauptet wurdest. Er redet ständig schlecht über dich, aber ich antworte nur mit meinen Tränen. Wenn ich so weitermache, zweifle ich nicht daran, dass er irgendwann Gewalt anwenden wird." Aladin tröstete sie und verließ sie für eine Weile. Er tauschte seine Kleider mit der ersten Person, die er in der


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