Das blaue Märchenbuch. Группа авторов

Das blaue Märchenbuch - Группа авторов


Скачать книгу
und die Fensterläden schließen sollten, während die Prinzessin, seine Tochter, zum Bad und wieder nach Hause ging. Aladin überkam der Wunsch, ihr Gesicht zu sehen, was in der Tat sehr schwierig war, da sie immer verschleiert ging. Er versteckte sich hinter der Tür des Bades und spähte durch einen Spalt. Als sie eintrat, hob die Prinzessin den Schleier und sah so bezaubernd aus, dass sich Aladin beim ersten Blick in sie verliebte. Er kam so verändert nach Hause, dass seine Mutter sich erschrak. Dann sagte er ihr, dass er ohne die Prinzessin, die er so sehr liebte, nicht mehr leben könne, und sie für ihn bei deren Vater um ihre Hand anhalten solle. Als seine Mutter dies hörte, brach sie in Gelächter aus; aber Aladin bestand darauf, dass sie vor den Sultan treten und seine Bitte vorbringen müsse. Also holte sie eine Serviette und legte die magischen Früchte aus dem verzauberten Garten hinein, die wie die schönsten Juwelen funkelten und glänzten. Sie nahm sie mit, um sich beim Sultan einzuschmeicheln, und machte sich im Vertrauen auf die Lampe auf den Weg. Der Großwesir und die Ratsherren waren gerade hineingegangen, als sie ebenfalls den Saal betrat und sich vor dem Sultan aufbaute. Dieser nahm jedoch keine Notiz von ihr. So ging es eine Woche lang jeden Tag. Als sich der Rat am sechsten Tag auflöste, sagte der Sultan zu seinem Wesir: "Ich sehe jeden Tag eine Frau im Audienzsaal, die etwas in einer Serviette trägt. Rufe sie das nächste Mal zu mir, damit ich herausfinde, was sie will." Am nächsten Tag ging sie auf ein Zeichen des Wesirs hinauf zum Fuß des Throns und kniete nieder, bis der Sultan zu ihr sagte: "Steh auf, gute Frau, und sag mir, was du willst." Sie zögerte kurz, sodass der Sultan alle außer dem Wesir wegschickte, sie aufforderte, offen zu sprechen, und ihr vorher versprach, ihr alles zu verzeihen, was sie sagen würde. Dann erzählte sie ihm von der überwältigenden Liebe ihres Sohnes zur Prinzessin. "Ich habe ihn gebeten, sie zu vergessen", sagte sie, "aber es war vergeblich; er drohte damit, sich etwas anzutun, wenn ich mich weigerte, Eure Majestät um die Hand der Prinzessin zu bitten. Nun bitte ich Euch, nicht nur mir, sondern auch meinem Sohn Aladin zu vergeben." Der Sultan fragte sie freundlich, was sie in der Serviette habe, woraufhin sie die Juwelen auspackte und ihm überreichte. Er war wie vom Blitz gerührt, wandte sich an den Wesir und sagte: "Was sagst du? Sollte ich die Prinzessin nicht einem, der sie so sehr schätzt, zur Frau geben?" Der Wesir, der sie für seinen eigenen Sohn haben wollte, flehte den Sultan an, noch drei Monate zu warten, in denen er hoffte, dass sein Sohn ihm ein noch größeres Geschenk machen würde. Der Sultan gewährte die Frist und sagte Aladins Mutter, dass er der Heirat zustimmte, sie aber drei Monate lang nicht mehr vor ihn treten dürfe.

      Aladin wartete geduldig, aber als zwei Monate vergangen waren, ging seine Mutter in die Stadt, um Öl zu kaufen. Dort fanden überall Feste statt, und alle Menschen freuten sich, sodass sie einen fragte, was los sei. "Weißt du nicht", lautete die Antwort, "dass der Sohn des Großwesirs heute Abend die Tochter des Sultans heiraten wird?" So schnell sie konnte rannte sie zu Aladin, der zunächst sprachlos war, sich aber sofort wieder seiner Lampe erinnerte. Er rieb sie, bis der Geist erschien und ihn fragte: "Was ist dein Wille?" Aladin antwortete: "Wie du weißt, hat der Sultan sein Versprechen gebrochen, und der Sohn des Wesirs soll die Prinzessin heiraten. Mein Befehl lautet, dass du heute Abend Braut und Bräutigam zu mir bringst." "Meister, dein Wunsch ist mir Befehl", sagte der Geist. Daraufhin ging Aladin in sein Gemach, wohin der Geist um Mitternacht das Bett mit dem Sohn des Wesirs und der Prinzessin brachte. "Nimm diesen frisch vermählten Mann", sagte Aladin, " setze ihn draußen in der Kälte ab und bringe ihn bei Tagesanbruch wieder her." Daraufhin holte der Geist den Sohn des Wesirs aus dem Bett, sodass Aladin mit der Prinzessin zurückblieb. "Fürchte dich nicht", sagte Aladin zu ihr, "du bist meine Frau, die mir von deinem ungerechten Vater versprochen wurde, und dir soll kein Leid geschehen." Die Prinzessin hatte zu viel Angst, um etwas zu sagen, und verbrachte die schlimmste Nacht ihres Lebens, während Aladin sich neben sie legte und tief und fest schlief. Zur festgesetzten Stunde holte der Geist den zitternden Bräutigam, legte ihn auf seinen Platz und transportierte das Bett zurück in den Palast.

      Bald darauf kam der Sultan, um seiner Tochter einen guten Morgen zu wünschen. Der unglückliche Sohn des Wesirs sprang auf und versteckte sich, während die Prinzessin kein Wort sagen wollte und sehr traurig war. Der Sultan schickte ihre Mutter zu ihr, die sagte: "Wie kommt es, Kind, dass du nicht mit deinem Vater sprechen willst? Was ist geschehen?" Die Prinzessin seufzte tief und erzählte ihrer Mutter schließlich, wie das Bett in der Nacht in ein fremdes Haus getragen worden war und was dort geschah. Aber ihre Mutter glaubte ihr kein Wort, sondern sagte, sie solle aufstehen und sie habe schlecht geträumt.

      In der darauffolgenden Nacht geschah genau das Gleiche, und am nächsten Morgen drohte der Sultan der Prinzessin damit, ihr den Kopf abzuschlagen, wenn sie ihm nicht die Wahrheit erzählen würde. Daraufhin gestand sie alles und forderte ihn auf, den Sohn des Wesirs zu fragen, ob nicht alles so passiert wäre. Der Sultan befahl dem Wesir, seinen Sohn zu befragen, der die Aussagen der Prinzessin bestätigte; aber er fügte auch hinzu, dass er lieber sterben würde, als noch eine weitere Nacht zu erleben, obwohl er die Prinzessin sehr liebte, und dass er sich von ihr trennen wolle. Sein Wunsch wurde gewährt, und alles Feiern und Jubeln hatte nun ein Ende.

      Als die drei Monate vorbei waren, schickte Aladin seine Mutter, um den Sultan an sein Versprechen zu erinnern. Sie stand an der gleichen Stelle wie zuvor, und der Sultan, der Aladin bereits vergessen hatte, erinnerte sich wieder an ihn. Als er aber ihre Armut sah, war er weniger denn je geneigt, sein Wort zu halten, und bat seinen Wesir um Rat. Dieser riet ihm, für die Prinzessin einen so hohen Preis zu verlangen, den kein lebender Mensch bezahlen könne. Daraufhin wandte sich der Sultan an Aladins Mutter und sagte: "Gute Frau, ein Sultan muss sich an seine Versprechen halten, also werde ich mich an meines halten; aber dein Sohn muss mir zuerst vierzig Schalen aus Gold schicken, die voller Juwelen sind; sie sollen getragen werden von vierzig Sklaven, angeführt von ebenso vielen Männern in prächtiger Kleidung. Sag ihm, dass ich seine Antwort erwarte." Aladins Mutter verbeugte sich, ging nach Hause und dachte, alles sei verloren. Sie überbrachte Aladin die Nachricht und fügte hinzu: "Auf diese Antwort kann er lange warten!" "Nicht so lange, Mutter, wie du denkst", antwortete ihr Sohn. "Ich würde noch viel mehr für die Prinzessin tun." Er rief den Geist, und in wenigen Augenblicken kamen achtzig Sklaven herein und bevölkerten das kleine Haus und den Garten. Aladin ließ sie, gefolgt von seiner Mutter, in Zweierreihen zum Palast marschieren. Sie waren so prächtig gekleidet, dass sich alle drängten, um sie und die goldenen Schalen, die sie auf dem Kopf trugen, zu sehen. Sie betraten den Palast und standen, nachdem sie vor dem Sultan gekniet hatten, mit verschränkten Armen im Halbkreis um den Thron, während Aladins Mutter sie dem Sultan zeigte. Nun zögerte er nicht mehr, sondern sagte: "Gute Frau, geh zurück und sag deinem Sohn, dass ich mit offenen Armen auf ihn warte." Sie verlor keine Zeit, um Aladin die Nachricht zu überbringen, und forderte ihn auf, sich zu beeilen. Aber Aladin rief zuerst den Geist. "Ich möchte ein duftendes Bad", sagte er, "ein reich besticktes Gewand, ein Pferd, das das des Sultans übertrifft, und zwanzig Sklaven, die mich begleiten. Außerdem sechs schön gekleidete Sklaven, die meine Mutter bedienen sollen, und schließlich zehntausend Goldstücke in zehn Börsen". Gesagt, getan. Aladin stieg auf sein Pferd und ritt durch die Straßen, während die Sklaven seinen Weg mit Gold bestreuten. Diejenigen, die in seiner Kindheit mit ihm gespielt hatten, erkannten ihn nicht mehr, denn er war so hübsch geworden. Als der Sultan ihn sah, stieg er von seinem Thron herab, umarmte ihn und führte ihn in einen Saal, wo ein Festmahl stattfand, da er beabsichtigte, ihn noch am selben Tag mit der Prinzessin zu verheiraten. Aber Aladin weigerte sich mit den Worten: "Ich muss erst einen Palast bauen, der ihr gerecht wird", und verabschiedete sich. Zu Hause angekommen, sagte er zu dem Geist: "Bau mir einen Palast aus feinstem Marmor, besetzt mit Jaspis, Achat und anderen Edelsteinen. In der Mitte sollst du mir einen großen Saal mit einer Kuppel bauen, deren vier Wände aus massivem Gold und Silber mit je sechs Fenstern versehen sind, deren Gitter, bis auf eines, das unvollendet bleiben soll, mit Diamanten und Rubinen besetzt sein müssen. Außerdem brauche ich Stallungen, Pferde, Stallburschen und Sklaven; kümmere dich darum!"

      Der Palast war bereits am nächsten Tag fertig, und der Geist trug Aladin dorthin und zeigte ihm, dass er all seine Befehle getreulich ausgeführt hatte, bis hin zur Verlegung eines Samtteppichs von seinem Palast zu dem des Sultans. Dann kleidete sich Aladins Mutter sorgfältig an und ging mit ihren Sklaven zum Palast, während er ihr zu Pferd folgte. Der Sultan schickte


Скачать книгу