Last Mile: Erlösung. Katie Ashley
wiederholte geistig das Mantra, das ich mir vor Jahren angeschafft hatte. Ich bin stärker als meine Angst.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, doch wahrscheinlich waren es nur ein paar Minuten, verzog sich die überwältigende Panik. Langsam fühlte ich mich wieder wie ich selbst. Stark, mutig und selbstbewusst. Ich hob den Kopf, rollte die Schultern und schüttelte die Anspannung aus meinen Gliedern.
Mit neuem Mut konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe. Ich öffnete die Kabine und verließ die Toilettenräume.
Im großen Saal zuckte ich nicht einmal zusammen, als ein riesenhafter Biker mit silbernen Piercings und tätowierten Armen gegen mich stieß.
„Sorry, Süße“, murmelte er.
Ich schenkte ihm mein nettestes Lächeln und hielt nach Gavin Ausschau. Er saß allein an einem Tisch und trank ein Bier. Als ich näher kam, hob er den Kopf, als hätte er meine Anwesenheit gespürt.
Ich setzte mich neben ihn.
„Alles okay?“
„Es ging mir nie besser.“ Ich schubste seine Hand fort, schnappte mir sein Bier und trank einen schaumigen Schluck. Gavins Augenbrauen schossen fragend nach oben. „Es war genau so, wie ich gesagt habe. Ich musste mich nur kurz sammeln. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“
Er grinste bei meinem aggressiven Ton. „Ich habe nicht gesagt, dass ich mir Sorgen mache.“
„Das war auch nicht nötig. Ich habe es dir angesehen und du hast mich Sam genannt.“
Gavin nahm mir seine Bierflasche ab. „Fertig?“
„Und wie. Was ist inzwischen passiert?“
„Bishop hat mir das Bier ausgegeben und gesagt, ich soll mich hier hinsetzen. Ich dachte, er kommt dann zu mir und wir reden ein bisschen, aber er wurde weggerufen.“
Ich verengte die Augen. „Zu einem Hinterzimmer-Meeting?“
Gavin lachte leise. „Es war eher eine heiße Tussi mit Titten, die ihr aus dem Top quellen, die ihn zum Tanzen aufgefordert hat.“
Ich schnaubte und verdrehte die Augen. „Männer. Denkt ihr eigentlich auch mal mit etwas anderem als mit euren Schwänzen?“
„Nee.“ Gavin zwinkerte mir zu.
Ich richtete meinen Blick auf die Tanzfläche. Nach nur einer Sekunde hatte ich Bishop unter den Bikern erkannt. Gavin hatte die Frau bei ihm korrekt beschrieben. Momentan rieben sie sich aneinander, als ob sie auch gleich Sex auf der Tanzfläche hätten haben können. Plötzlich, wie aus dem Nichts, überkam mich Hitze, als Bishops Hände über den Körper der Frau glitten. Mir schien noch heißer zu werden, als ich zusah, wie seine Hüften expertenhaft an ihre stießen.
Ich beugte mich auf dem Stuhl vor und studierte meine Zielperson. Die Fotos der Agency wurden Bishop nicht ganz gerecht. Obwohl es das Letzte sein sollte, woran ich dachte, fiel mir doch auf, dass er in Wirklichkeit noch besser aussah. Jedenfalls wirkte er viel stattlicher, seine Muskeln hervorstechender, sein Brustkorb breiter und seine Schenkel dicker. Sein Körper strahlte Kraft und Stärke aus. Zwei Eigenschaften, die er als Boxer und Sergeant at Arms gut gebrauchen konnte.
Ich konnte ein Schnauben über mich selbst nicht verhindern, denn ich kam mir vor wie ein kopfloser Teenager bei diesen lustvollen Gedanken.
„Er sieht absolut gut fickbar aus, oder?“, fragte Gavin leise.
Verdammte Hölle, und wie. Enorm fickbar. Ich unterdrückte den Drang, mich auf dem Stuhl zu winden. Ich musste meine unangebrachten Gedanken vor Gavin verbergen. „Wie kommst du denn darauf?“
Gavin wackelte mit den Augenbrauen. „Na, ich sehe doch, wie du ihn anstarrst.“
„Ich studiere nur mein Zielobjekt, Schlaumeier.“
„Blödsinn. Du hast ein feuchtes Höschen, weil du daran denkst, wie es wäre, anstelle dieser Frau zu sein.“
Welche Frau würde das nicht?
„Du hast ja den Verstand verloren“, widersprach ich.
Gavin lehnte sich dicht an mein Ohr. „Ich spiele zwar im anderen Team, aber ich erkenne trotzdem, wenn eine Frau auf einen Mann scharf ist.“
Ich verdrehte die Augen und schob ihn von mir. „Er ist die Zielperson in unserem Fall. Ganz zu schweigen davon, dass er der Feind ist.“
„Ja, und Sex aus Hass kann so was von geil sein.“
„Du bist unmöglich.“
Gavin grinste unverschämt. „Auch wenn das als verpönt gilt, finde ich nichts Verwerfliches daran, einen guten Fick von ihm zu ergattern, um an Informationen zu kommen.“
„Wenn wir nicht wie ein Liebespaar wirken müssten, würde ich dir jetzt eine runterhauen.“
Gavin küsste meine Wange und zwinkerte. „Nichts macht mir so viel Freude, wie dich zu ärgern.“
„Arschloch“, antwortete ich, obwohl ich lächeln musste.
Er nickte Richtung Bishop. „Wenn er damit fertig ist, die Tussi trockenzuvögeln, soll ich dann den Ball ins Rollen bringen und dich ihm vorstellen?“ Ich hob eine Augenbraue. „Ich meinte, den Ball des Falls ins Rollen zu bringen, nicht, dass du ihn anbaggern sollst. Gott, Vargas, ich kann auch mal ernst sein, wenn es sein muss.“
„Klar, aber die Doppeldeutigkeit hat dir auch irre viel Spaß gemacht.“
Gavin grinste. „Kann sein.“ Das Lied der Band kam zum Ende. „Also, wollen wir anfangen?“
Ich blickte wieder zu Bishop. „Nein. Noch nicht.“
„Hast du eine andere Idee?“
Ich riss den Blick von Bishop los und sah Gavin an. „Ich will ihn erst ein bisschen irritieren, ehe ich mich an ihn ranmache.“
„Klingt nach einem guten Plan.“
„Ich würde es nicht unbedingt einen Plan nennen.“ Ich sah zu Bishop und lächelte. „Es ist mehr ein Spiel. Eins, das ich gut genug kenne, um es zu gewinnen.“
Gavin zwinkerte mir erneut zu. „Du kennst dein Spiel, Vargas. Geh und wirf die Würfel.“
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