Last Mile: Erlösung. Katie Ashley
Fall ist zu wichtig, um dich in so eine Lage zu bringen.“ Sein Ausdruck wurde ernst. „Wir wissen zwar nicht, ob die Raiders so etwas auch veranstalten, aber in anderen Clubs wurden Anwärter schon gezwungen, bei Gruppenvergewaltigungen mitzumachen.“
„Großer Gott“, murmelte Gavin.
„Auf keinen Fall können wir einem Agenten zumuten, sich an derartigen Gewalttaten zu beteiligen, und wenn du ablehnst, könnte es deinen Tod bedeuten.“ Sein Blick wanderte zu mir. „Deshalb schicken wir dich als seine Freundin mit rein.“
Bei der Spannung in der Luft entkam mir ein nervöses Lachen. „Nicht dein Ernst.“
„Ich meine es todernst. Mit dir an seiner Seite oder auf seinem Schoß muss sich Gavin keine Sorgen über die Anmache der Frauen machen, und man wird auch nicht von ihm erwarten, an irgendwelchen illegalen Aktivitäten mit Frauen teilzunehmen. Und so kannst du als Frau auch unter dem Radar der MC-ler fliegen. Sollte Gavin den Eindruck machen, herumzuschnüffeln, kriegt er den Arsch versohlt. Aber keiner verdächtigt eine Frau, die einfach nur so mit herumhängt.“
Ich nickte. „Verstehe.“
Gavin tätschelte unter dem Tisch meinen Oberschenkel. „Das bedeutet wohl, dass du deine Schlampen-Outfits für mich anziehen musst, Babe.“
Als ich begriff, was er meinte, stöhnte ich auf. „Ich werde Latex mit rausquellenden Brüsten anziehen müssen, oder?“
Peterson lachte. „Ich fürchte, ja. Auch wenn Gavin kein Clubmitglied ist, solltest du anziehen, was die anderen Frauen im Club so tragen.“
„Ich bezweifle allerdings, dass die Frau des Präsidenten und frühere Debütantin wie eine Nutte herumläuft.“
„Tja, du bist aber keine frühere Debütantin. Du bist nur die simple Freundin eines Mechanikers“, wandte Gavin grinsend ein.
„Ich Glückspilz“, murmelte ich.
Während ich zuhörte, wie Peterson über das schriftliche Material und die Videos, in die wir uns versenken sollten, sprach, versuchte ich, mich zu sammeln.
Es gab wenig, wovor ich mich fürchtete. Die Jahre in der Strafverfolgung hatten mich abgehärtet. Aber Biker waren für mich das Gegenstück zum schwarzen Mann der Kindheit und dem Sensenmann der Erwachsenen.
Nicht in meinen wildesten Träumen hätte ich mir vorstellen können, wie sehr sich mein Leben ändern würde wegen eines Bikers namens Bishop Malloy.
Kapitel 3
Samantha
Als ich noch eine Lage Eyeliner auflegen wollte, klingelte es an der Tür. Ich zuckte zusammen, rutschte ab und malte mir einen schwarzen Strich über die Schläfe. „Fuck“, murmelte ich, nahm ein Reinigungspad und rieb die Linie ab.
Zu sagen, dass ich etwas nervös war vor dem ersten Treffen mit den Raiders, war untertrieben. Ich ärgerte mich darüber, dass sie diese Wirkung auf mich hatten. Immerhin hatte ich bereits Kriminelle verhaftet, die viel angsteinflößender waren als eine Bande Kleinstadt-Biker. Doch heute Abend traf meine Vergangenheit auf meine Gegenwart.
Ich lehnte mich aus dem Badezimmer. „Es ist offen!“, rief ich.
Die Alarmanlage gab einen Piepton von sich, als Gavin die Tür öffnete und eintrat.
„Du wohnst zwar jetzt an der East Side in einem Haus in einer schicken Nachbarschaft, aber du musst trotzdem deine Tür abschließen, Himmel noch mal.“
Ich knurrte und trat ins Bad zurück. „Ich wusste doch, dass du herkommst, Dummerchen.“
Er lachte und kam den Flur entlang zu mir ins Bad. Im Spiegel sah ich, dass er mich von oben bis unten begutachtete. Meine wie aufgemalten schwarzen Jeans, das enge schwarze Top und die kniehohen Stiefel.
Sein Blick traf meinen im Spiegel. Er zwinkerte mir zu. „Siehst scharf aus, Vargas.“
„Du schämst dich also nicht, mich deine Old Lady zu nennen?“
Er drohte mir mit dem Zeigefinger. „Falsche Terminologie. Gäste haben keine Old Ladys. Nur Vollmitglieder.“
„Ja, ja“, murmelte ich.
Gavin strafte mich mit einem Tssss-Geräusch. „Muss ich Peterson sagen, dass du deine Hausaufgaben nicht gemacht hast?“
„Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, du Arsch.“ Ich ging an ihm vorbei in den Flur. Normalerweise brachte mich sein Gemecker nicht auf, aber heute lag der Fall anders.
Ich kam nicht weit, da zog Gavin mich an sich. „Willst du darüber reden?“
„Über was?“
„Was auch immer dir an diesem Fall Angst macht.“
Ein Schauder lief mir über den Rücken, doch ich fing mich schnell wieder. „Nichts an einer Bande biersaufender niederer Kreaturen macht mir Angst.“ Ich machte mich von ihm los und ging in den Flur. Als ich meine Handtasche nahm, ließen mich seine nächsten Worte erstarren.
„Also sagt dir der Name Willie Bates nichts.“
Ich kniff die Augen zu und atmete schwer. Es gab keine passende Beschreibung für den emotionalen Shitstorm, der einen traf, wenn die Vergangenheit mit der Gegenwart kollidierte. Ich bemerkte nicht einmal, dass Gavin zu mir kam, doch plötzlich stand er neben mir. „Was weißt du darüber?“, wisperte ich kaum hörbar.
„Alles.“ Als ich es wagte, ihn anzusehen, lächelte er traurig. „Als Peterson uns den Fall gegeben hat, habe ich dich noch nie so reagieren sehen. Also habe ich ein bisschen nachgeforscht.“
„Weiß Peterson es?“
„Nein. Nur ich. Und so soll es auch bleiben.“
Mir wurde warm ums Herz vor Liebe für Gavin und seine Loyalität. Dennoch atmete ich schwer aus und lehnte mich an die Haustür. „Dann wäre es wohl besser, wenn du beantragst, dass man mich von dem Fall abzieht.“ Gavin schüttelte den Kopf, doch ich hielt meine Hand hoch, um sein wie auch immer geartetes Gegenargument zu stoppen. „Ich bin ein Risiko und du kannst dir im Feld kein Risiko leisten.“
Er umfasste mein Gesicht. „Du bist niemals ein Risiko, Vargas. Du bist die Einzige, mit der ich je arbeiten will. Ich weiß einfach, egal was dir als Achtjährige passiert ist, wenn es hart auf hart kommt, nimmst du die Arbeitshaltung ein und behältst die Nerven.“
Ich hasste es, aber Tränen brannten in meinen Augen. „Meinst du das wirklich?“
„Ja, das meine ich.“
Ich wischte mir die mascaraschwarzen Tränen ab. „Entschuldige, dass ich es dir nie erzählt habe.“
„Ich verstehe, warum. Es war furchtbar, was mit deinem Vater passiert ist und dir. Das geht auch wirklich niemanden etwas an.“
Ich versuchte, die Stimmung etwas aufzuhellen, packte ihn an den muskulösen Armen und drückte zu. „Warum nur, warum kannst du nicht hetero sein?“
Gavin lachte herzhaft. „Wir beide sind ein tolles Arbeitsteam, Vargas, aber wir könnten niemals verheiratet sein.“
Ich neigte den Kopf seitlich. „Wirklich nicht?“
„Nein. Und tief innen weißt du das auch.“
Das wusste ich tatsächlich. Wir waren uns zu ähnlich, als dass eine Beziehung funktionieren könnte. Wir standen uns näher als nur freundschaftlich verbunden zu sein, waren mehr wie Bruder und Schwester.
Ich wackelte mit den Augenbrauen. „Nun, ich habe vielleicht nicht von Heiraten gesprochen, aber von heißem, leidenschaftlichem Sex.“ Ich musste über Gavins entsetztes