Münchhausenschock. Deborah Emrath

Münchhausenschock - Deborah Emrath


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Juni, mittags

      51  Emma, Montag, fünfundzwanzigster Juni, nachmittags

      52  Auszug aus einem Tagebuch

      53  Michael, Montag, fünfundzwanzigster Juni, abends

      54  Andreas, Montag, fünfundzwanzigster Juni, abends

      55  Emma, Mittwoch, zehnter Juli

      56  Nachwort und Danksagung

      57  Dank an die LeserInnen

      58  Deborah Emrath

      59  Impressum

      Landmarks

      1  Cover

      2  Inhaltsverzeichnis

      Die Tür der Schulküche fällt hinter ihr zu. Mit weichen Knien bleibt sie stehen, atmet ein, versucht, das flaue Gefühl im Magen in den Griff zu bekommen. Da taucht es in ihren Gedanken wieder auf: das viele Blut. Sie muss Hilfe holen. Ein Erste-Hilfe-Set oder einen Krankenwagen oder … Unter ihren Achseln sammelt sich kalter Schweiß. Noch nie hat sie, so wie jetzt, am ganzen Körper gezittert. Sie lehnt sich an die Wand, spürt die Kälte im Rücken und legt sich die Hände auf die Wangen. Sie hört nur ihren schweren Atem. Verlassen liegt der Gang vor ihr. Sie zuckt zusammen. Warum steht sie auf dem Flur? Sie weiß doch, dass sie die Schulküche nicht verlassen darf. Was macht sie denn nur? Dann unterbricht ein Geräusch von Schritten ihre Gedanken und sie schaut auf. Da kommt jemand. Jemand, der ihr vielleicht helfen kann …

      Kriminalhauptkommissarin Emma Stanford stand vor dem geöffneten Fenster ihres Büros in Hameln und genoss die Sommersonne auf ihrem Gesicht. In der Hand hielt sie ihre Kaffeetasse, entworfen von einer dänischen Designerin. Klar und nüchtern, wie sie selbst. Sie dachte an ihren Mann An­dreas, der nach anderthalb Jahren Rehabilitation heute seinen ersten Arbeitstag hatte, und beobachtete entspannt das Treiben der Hamelner Bürger auf der Straße.

      Sie war mitten in ihren Gedanken, als jemand die Bürotür aufriss, und Emma fuhr erschrocken herum. Ihr Chef stand mit ernstem Gesicht vor ihr.

      »Ach, Alex, du bist’s, was …« Ihr Satz blieb unbeendet.

      »Emma, wir haben eine Leiche auf dem Campingplatz Rühle. Ich möchte, dass du das untersuchst.«

      Sofort griff Emma nach ihrer Handtasche. »Bin schon unterwegs.«

      »Ach, und nimm Daniela mit, ihr arbeitet gut zusammen. Die Kollegen aus Bodenwerder sind schon vor Ort.« Emma grinste. Sie arbeitete nicht nur gut mit Daniela zusammen, sie waren auch privat befreundet.

      Eine halbe Stunde später waren Emma und Daniela in Rühle, einem Dorf, das zur Samtgemeinde Bodenwerder gehörte, angekommen. Fast hätten sie den schmalen Weg, der Richtung Weser zum Campingplatz führte, verpasst.

      Suchend steuerte Emma ihren Wagen auf den Parkplatz, als sie ein bekanntes Gesicht sah: Kollege Michael Ahlswede winkte ihr einen Gruß zu und kam sofort näher. Emma kurbelte das Fenster herunter.

      »Hallo, Michael. Na, läuft bei Euch? Was haben wir?«

      »Ja, danke, es läuft bei uns. Im wahrsten Sinne des Wortes: Unser Sohn hat entdeckt, dass man Schranktüren und Schubladen öffnen kann und trägt nun die gefundenen Schätze in der Wohnung herum!« Michael gluckste bei dem Gedanken, wechselte dann aber schnell wieder in den Berufsmodus. »Am besten fährst du hier runter zum Fluss und dann rechts den Radweg weiter. Ist einer der Plätze direkt am Wasser. Dort wird dir Andy mehr sagen können.«

      »Was? Ihr lasst ihn …«

      »Bitte, Emma, jetzt gib nicht uns die Schuld! Wir können ihn ja nicht anketten. Du kennst ihn. Außerdem ist er durch dich überhaupt erst in diese Situation gekommen. Aber ich will mich nicht streiten. Andy geht es bestens. Fahr einfach hin und sieh selbst.«

      Andy, das war der Spitzname ihres Mannes Andreas.

      Er war Dienstgruppenleiter auf der Polizeistation Bodenwerder und bei seiner schrittweisen Wiedereingliederung hatte Emma an Schreibtischarbeit gedacht und nicht an einen Tatort!

      »Also gut, sag Grüße zu Hause, ja?« Seufzend ließ sie das Fenster wieder hochfahren und suchte sich ihren Weg Richtung Weser.

      Auch Daniela schüttelte den Kopf. »Gut, dass wir jetzt übernehmen, was?«

      Emma sah ihre Kollegin und Freundin mit einem warmen Blick an. »Wenn ich dich nicht hätte. Manchmal macht mich diese Sorge ganz rasend!«

      Daniela legte ihre Hand auf Emmas Arm. »Dafür sind Partner doch da. Wir passen aufeinander auf.«

      Emma sah schon von weitem, wo sie hinmusste. Der davor parkende Rettungswagen und das Polizeiauto zeigten unmissverständlich, um welches Wohnmobil es ging.

      Mit Hilfe ihrer Dienstausweise begaben sich die Polizistinnen hinter die Absperrung. Daniela ging sofort Richtung Wohnmobil. Es schien relativ neu zu sein. Ziemlich groß und ziemlich gemütlich, befand Emma mit einem schnellen Blick. Eine Notärztin war über eine bewegungslose Person auf einer Fahrtrage gebeugt.

      Es schien sich um eine tote Frau zu handeln. Bevor Emma jedoch näherkommen konnte, sah sie Andreas auf sich zukommen.

      »Hallo, Liebes. Weisshaupt hat dich geschickt, das ist gut. Ich finde hier nämlich ein paar Dinge merkwürdig …«

      »Andy, was zum Teufel fällt dir ein, hier einen möglichen Tatort abzusichern, wo du dich noch schonen musst? Du lagst Wochen im Koma, hast eine Reha hinter dir! Jarevic hat dich fast getötet, nur um bei seiner neugeborenen Tochter bleiben zu können!«

      »Ja, ich weiß, und ich hätte ihn gar nicht verhaften dürfen, es war dein Fall, ich habe ihn auf eigene Faust aufgespürt, wollte ihn dir zu Füßen legen und dann lag ich selbst da. Doch jetzt kann und will ich wieder arbeiten, Schatz.«

      Emma inspizierte ihren Mann aufgewühlt nach irgendwelchen Anzeichen von Erschöpfung oder Schmerzen. Aber es schien ihm gut zu gehen.

      Andreas seufzte. Emmas Fürsorge strengte ihn wohl an. Sie sollte endlich lernen, ihre Fürsorge herunterzuschrauben, hieß das für sie.

      Dann sagte er zu ihr: »Der Papierkram ist todlangweilig. Hör mir einfach zu und sag, ob ich richtig liege.«

      »Verstanden.«

      Sie hauchte ihm halb spöttisch einen Kuss zu. »Also, was haben wir?« Insgeheim war Emma froh, dass es Andreas war, der hier den ersten Angriff, also die ersten Schritte nach dem Eintreffen, durchgeführt hatte. Wenn da tatsächlich etwas faul war, dann hatte Andreas dafür das richtige Gespür.

      »Die Tote heißt Carolin Merker, sechsunddreißig Jahre alt, Sonderschullehrerin an der Münchhausenschule, abgeordnet an die Grundschule.«

      »Die Münchhausenschule ist die Förderschule im Kälbertal, richtig?«

      »Genau,


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