Polly bekommt ein Pferd. Thea Oljelund

Polly bekommt ein Pferd - Thea Oljelund


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sie auch noch nicht umzukehren.

      Noch während Polly sich umschaute, raschelte es im Unterholz. Ein Birkhuhn flog auf und flatterte direkt an Stellas Nase vorbei. Die Stute fuhr zurück, sie wieherte erschrocken und machte eine plötzliche Kehrtwendung. Dann galoppierte sie los. Polly verlor das Gleichgewicht, und ehe sie wußte, wie ihr geschah, lag sie schon auf dem Boden. Völlig verwirrt blieb sie liegen und sah ihr Pferd zwischen den Bäumen verschwinden.

      „Stella, Stella!“ schrie sie. „Komm zurück…, komm wieder zurück zu mir!“ Doch es nützte nichts. Die Stute war schon nicht mehr zu sehen.

      Polly raffte sich wieder auf; sie klopfte hastig ihre Jeans ab und begann ihrem Pferd nachzulaufen. Doch bald war sie außer Atem und mußte stehenbleiben, um Luft zu schöpfen. Während sie noch so gegen einen Baumstamm gelehnt stand, hörte sie plötzlich Hufgeklapper hinter sich.

      Das ist Stella! dachte sie und drehte sich erwartungsvoll um. Doch es war Kerstin auf ihrem Pferd Amorina, die da zwischen den Bäumen auftauchte.

      „Was, du bist hier im Wald?“ fragte Kerstin verblüfft. „Was machst du denn hier? Du siehst ja völlig geschafft aus… Bist du gerannt?“

      „Ist das vielleicht verboten?“ zischte Polly und überlegte, ob Kerstin ihrer Stute begegnet sein konnte. Doch das war kaum anzunehmen, da sie ja aus einer anderen Richtung kam.

      Kerstin hatte Reithosen an und trug eine Reitkappe. Sie zügelte Amorina mit geübter Hand, und Polly begriff, daß sie wohl noch eine ganze Menge von ihr lernen könnte. Verstohlen warf sie einen Blick auf Kerstins Hände, um zu sehen, wie diese die Zügel hielt. Ja, sie machte es genauso, wie Sven es gesagt hatte. Und sie hielt die Fersen nach unten gedrückt und hatte die Steigbügel unter dem Ballen der Fußsohle.

      Polly sah auf ihre Jeans nieder; sie hatte ja noch keine Reithose. Doch das war eigentlich ein Glück, denn sonst hätte sie jetzt erklären müssen, weshalb sie in Reithosen und ohne Pferd im Wald herumstand.

      „Willst du mal aufsitzen?“ bot ihr Kerstin an.

      „Nein, hab keine Lust. Ich mag einfach nicht“, sagte Polly.

      „Ach, du traust dich ja bloß nicht“, erwiderte Kerstin spöttisch. „Gib’s doch ehrlich zu… Du bist eifersüchtig und kannst nicht reiten.“

      „Nein, reiten kann ich nicht“, sagte Polly, „aber ich will es auch nicht lernen. Du mit deinem dummen Pferd kannst mir gestohlen bleiben!“

      Jetzt war Kerstin böse. Sie zuckte mit den Schultern. „Es würde mir Spaß machen, dich vom Pferd fallen zu sehen, du eingebildete Gans!“ sagte sie und ließ Amorina wenden.

      Dann galoppierte sie über den Pfad davon, leicht vornübergebeugt, um den Zweigen auszuweichen.

      Polly sah ihr nach. Warte nur ab, dachte sie. Eines Tages – eines Tages würde sie auch so reiten können…

      Als sie nach Sunnansjö kam, warteten die Mutter und Sven schon voller Unruhe auf sie.

      „Ist Stella zurückgekommen?“ schrie Polly von weitem. „Gott sei Dank, daß du nicht verletzt bist!“ Aila lief ihr entgegen. „Wir fürchteten schon, du lägst vielleicht irgendwo mit einem gebrochenen Knöchel oder einer Gehirnerschütterung! Hast du dir weh getan?“

      „Ach, mir ist nichts passiert. Aber wo ist Stella?“

      „Dort drüben, auf der Koppel“, sagte Sven. „Du kannst wirklich von Glück sagen, daß sie heimgefunden hat. Es ist ein wahres Wunder, sie ist hier schließlich noch nicht richtig eingewöhnt. Wenn sie nun auf die Landstraße gelaufen wäre…, das hätte ein furchtbares Unglück geben können! Ich hab dir doch gesagt, daß du erst die Grundbegriffe des Reitens lernen mußt, ehe du ausreiten kannst!“

      Polly machte ein zerknirschtes Gesicht. „Tut mir leid, Sven“, sagte sie. „Es war dumm von mir. Ich wollte ja bloß im Schrittempo bis zum Waldrand reiten. Aber dann ist plötzlich ein Birkhuhn vor Stellas Nase aufgeflattert, und sie hat sich furchtbar erschrocken. Ehe ich wußte, was los war, saß ich auf dem Boden, und Stella ist davongaloppiert.“

      „Ich glaube auch, daß es besser ist, wenn du vorerst mit ihr auf dem Hof bleibst“, meinte ihre Mutter. „Für den Anfang ist die Wiese genau der richtige Übungsplatz.“

      Sven nickte. „Wie wär’s, wenn du es jetzt noch mal versuchen würdest? Eigentlich war unsere Reitstunde ja noch nicht beendet.“

      Pollys Hinterteil schmerzte ein bißchen, doch sie beschloß, nicht weiter darauf zu achten. Sven hob sie in den Sattel, und dann begann der Unterricht wieder von vorn.

      „Das geht ja ganz gut!“ sagte Sven aufmunternd. „Du lernst es sicher bald.“

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