Gesammelte Werke. Ernst Wichert

Gesammelte Werke - Ernst Wichert


Скачать книгу
rel="nofollow" href="#uc3973965-1de8-502c-a6be-42bbb4640320">25. DES KÖNIGS LEIBARZT

       26. IN DER KUTTE

       27. WEGEN DES SCHOSSES

       28. DIE WELLEN GEHEN HÖHER

       29. DER GEFANGENE

       30. DIE FLUCHT

       31. DIE HENKERSMAHLZEIT

       32. DAS BLUTGERICHT

       33. DER GROSSSCHÄFFER VON KÖNIGSBERG

       34. DIE EIDECHSEN

       35. DER KOMTUR VON RHEDEN

       36. DIE VERSCHWÖRUNG

       37. VERLORENE LIEBESMÜH

       38. DER ZWEITE DIENST

       39. DAS GERICHT ÜBER DIE VERSCHWORENEN

       40. HEIMLICHKEITEN

       41. DIE ENTFÜHRUNG

       42. IM SCHIESSGARTEN DER MARIENBURG

       43. VOR DEM HOCHMEISTER

       44. DIE SÜHNE

       45. IM UNGARLAND

       46. PRÜFUNGEN

       47. UM DAS KREUZ

       48. TOD UND LEBEN – LEBEN UND TOD

       49. DIE ABSETZUNG

       50. DIE VERSUCHUNG

       51. DER HAUPTMANN VON LÜBECK

       52. WIEDERSEHEN UND SCHEIDEN

      1. DIE »MARIA VON DANZIG«

       Inhaltsverzeichnis

      Es war im Frühling des Jahres 1410, nicht lange vor Pfingsten. Über die Ostsee, die man auch das Baltische Meer nannte, strich ein scharfer Nordwest und legte sich breit und voll in die Segel der »Maria von Danzig«, die ihren Kurs auf die Landspitze von Hela nahm, von der sie nur wenige Meilen entfernt sein konnte.

      Die »Maria von Danzig« – der Name stand mit deutlichen Buchstaben am Vordersteven unter der Figur von Holz, die des Deutschordenslandes Schutzpatronin, die Jungfrau Maria mit der Strahlenkrone darstellte – war ein Holzschiff von mittlerer Größe, als Zweimaster getakelt und vor einigen Jahren, als sie zum Seekrieg als »Friedenskogge« ausgerüstet wurde, mit einem Vorderkastell zur Aufnahme von Bombarden versehen. Jetzt stand dort nur eine eiserne Blide, mit Stricken an die Ringe festgebunden; der Kapitän hatte das Geschütz an Bord genommen, weil er in Lübeck erfuhr, daß die See wieder von den Vitalienbrüdern beunruhigt werde, obgleich die Danziger erst im vorigen Jahre, da sie's zu unverschämt trieben und selbst in die Weichsel einzulaufen wagten, einige Schiffe gegen sie ausgeschickt hätten.

      Kapitän Johann Halewat hatte längere Zeit Reisen zwischen Frankreich und England gemacht, auch die schottischen Häfen besucht, und war nun kürzlich von den Danziger Reedern zurückgerufen, um Abrechnung zu halten. Er hatte in Lübeck eine Ladung von flandrischen Tuchen, wismarischem Bier, Öl, Wein, Früchten und Gewürzen, die von Gent nach Ypern auf dem Landwege dorthin gelangt waren, eingenommen und führte sie nun nach seiner Vaterstadt Danzig. Da dem Ordenslande ein Krieg mit Polen und Litauen drohte, in den leicht auch die pommerschen Herzöge verwickelt werden konnten, durch deren Land die Straße führte, hatten sich die dortigen Häuser noch zeitig über See mit Waren versehen wollen.

      Der Zufall fügte es, daß sich in Lübeck, gerade als das Schiff segelfertig lag, eine kleine Gesellschaft von jüngeren und älteren Männern zusammengefunden hatte, die in sehr verschiedenen Geschäften und Absichten nach Preußen zu gelangen wünschten und sich nun die Gelegenheit einer raschen und bequemen Reise nicht entgehen lassen wollten. Zwar auf den Danziger Ratsherrn Bartholomäus Groß, des Bürgermeisters Schwiegersohn, der auf der hanseatischen Faktorei zu Brügge persönlich wegen der Ausfuhr von hundert Lasten Getreide verhandelt hatte, war der Kapitän durch Briefe aus der Heimat angewiesen zu warten. Die anderen Passagiere aber hatten erst auf dessen Empfehlung Erlaubnis erhalten, an Bord zu kommen, wenn sie ihre Verpflegung selbst übernehmen wollten. Es waren drei Brüder des Deutschen Ordens aus dem westfälischen Konvent mit ihren Knechten, die nach Marienburg berufen waren, um im bevorstehenden Kriege Dienste zu tun, und zwei junge Leute von wenig verschiedenem Alter, die sich einem Warenzuge zugesellt gehabt und bald miteinander gute Freundschaft geschlossen hatten.

      Der eine derselben war der Junker Hans von der Buche, ein langgewachsener Mensch von drei oder vierundzwanzig Jahren, mit einem Kopf, dem man's gleich anmerkte, daß er schon über mancherlei nachgedacht hatte, was sonst dieser grünen Jugend fernzuliegen pflegt. Sein Großvater Andreas war vor nun fast fünfzig Jahren mit einem deutschen Fürsten nach Preußen gekommen, um sich zu Ehren Gottes und der Heiligen Jungfrau bei einer Kriegsreise gegen die heidnischen Litauer zu beteiligen, hatte in Samaiten tapfer gekämpft und war im Lande geblieben, da ihm der Orden zur Belohnung für seine Dienste zwanzig Hufen im Gebiete der Komturei Rheden zur Gründung eines deutschen Dorfes zu kulmischen Rechten mit dem Freischulzenamt verlieh. Er nannte es nach der Heimat Buchwalde. Der Sohn, Arnold von der Buche, oder auch von Buchwalde genannt, focht unter dem Hochmeister Konrad von Wallenrod und wurde von demselben zum Ritter geschlagen. Er erwarb neuen Landbesitz in den Nachbardörfern Okonin und Kressau, auch Wald und Wiesen am Melno-See, so daß man ihn zu den Großgrundbesitzern des Bezirks zählte. Der Enkel endlich, unser Hans von der Buche, gewann als Knabe die Neigung eines Priesterbruders des Rhedener Konvents, der seinem Vater befreundet war. Dieser bestimmte den wackeren Landesritter, seinen Sohn aufs Schloß zu geben, damit er ihn in den Anfängen der Wissenschaft unterrichte, in der er selbst vielerfahren war. Hans zeigte gute Anlagen und war bald im Lateinischen so weit, daß er mit Erfolg die gelehrte Schule in der Stadt Kulm besuchen konnte, wo er in dem Hause des Bürgermeisters bereitwillige Aufnahme fand. So tüchtig vorbereitet, wußte er seinen Vater zu bestimmen, ihn zu weiteren Studien ins Reich hinauszuschicken. Galten doch damals gelehrte


Скачать книгу