Liebe, wie geht's?. Sabine Bösel
href="#u1d461b39-c158-560d-b3b5-2789a0079028"> Den krisenfesten Paaren gehört die Zukunft!
43.Schau auf dich, dann schaust du auch auf die Beziehung
46.Wasser und Brot oder Schlemmermenü?
47.Wertschätzung und Anerkennung
49.Mentalisieren – die Königsdisziplin der Liebe
Sie haben das Potenzial für eine gelungene Beziehung!
Das Leben – und speziell das Leben in einer Beziehung – ist wie ein Labor, in dem es darum geht, dass zwei Menschen sich zu reifen Individuen entwickeln. Jeder rund um die 20 herum ist erwachsen, doch kaum jemand ist in diesem Alter bereits eine gereifte Persönlichkeit. Auf dem Weg dorthin haben wir noch viel zu lernen. Vieles von dem, was uns ausmacht, ist schon bei der Geburt angelegt und entwickelt sich in den ersten Monaten und Jahren. Manches davon verlieren wir wieder durch die Art, wie wir genährt und sozialisiert wurden.
Die Partnerin, der Partner ist oft ein guter Therapeut, um diese fehlenden, manchmal auch verleugneten Anteile ins Leben zurückzuholen. Dafür brauchen wir ein anderes Selbstverständnis von der Liebe, als wir es meist mitbekommen haben. Denn die Liebe ist eine Aktivität, kein Zustand. Da geht es schon darum, dass wir Probleme und Konflikte auch aufgreifen und als Chance sehen für den nächsten Entwicklungsschritt. Die Rahmenbedingungen, damit so etwas gelingen kann, sind Sicherheit und die Möglichkeit zur Potenzialentfaltung, wie der Neurobiologe Gerald Hüther sagt.
Mit diesen 52 Impulsen wollen wir Sie einladen, einen vielleicht ganz neuen, in jedem Fall geschärften Blick auf Ihre Beziehung zu werfen – oder, wenn Sie Single sind, auf sich selbst und Ihre persönliche Geschichte. Denn im Grunde haben Sie alles, was Sie brauchen, bereits in sich. Also gehen Sie es an und bleiben Sie dran, damit Sie Ihre Beziehung zu der tiefen Liebe entwickeln, von der Sie nicht einmal zu träumen wagen. Wir – Sabine und Roland – sind ein gutes Beispiel dafür, dass diese Aussicht nicht übertrieben ist. Wir haben in mehr als 40 Jahren sehr viele Höhen und Tiefen erlebt. Doch wir haben bis heute beide den Ehrgeiz, immer weiterzulernen, unsere Potenziale freizulegen und neugierig zu bleiben: auf uns selbst, auf Beziehungen, auf das Leben.
Die Beispiele, die Sie in diesem Buch finden, sind zum Teil aus unserem Leben gegriffen und manchmal überspitzt dargestellt. Wo auch immer Paare uns zu Beispielen inspiriert haben, haben wir die Geschichte so verändert, dass eine Wiedererkennung mit den realen Personen unmöglich ist. Sie werden sich vielleicht trotzdem darin wiederfinden, doch das zeigt nur, wie nahe die Geschichten von uns allen beisammen liegen.
Eines ist uns noch wichtig zu sagen: Wir beide sind heterosexuell orientiert und haben dieses Buch daher aus dieser Perspektive geschrieben. Wir möchten jedoch alle Menschen unabhängig von ihren sexuellen Neigungen ansprechen. Wir haben bereits viele gleichgeschlechtliche Paare begleitet und wissen, dass sich viele Themen ähnlich gestalten.
Wir laden Sie also ein, sich von unseren Impulsen inspirieren zu lassen. Trauen Sie sich, etwas Neues auszuprobieren und Ihr Leben dort neu auszurichten, wo Sie eine Sehnsucht nach Veränderung verspüren. Und denken Sie bitte daran, dieses Buch immer wieder auch zur Seite zu legen und den einen oder anderen Impuls gemeinsam zu besprechen und zu versuchen. Schauen Sie Ihrer Partnerin, Ihrem Partner in die Augen, gehen Sie in Verbindung und spüren Sie die Nähe.
Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen!
Sabine und Roland Bösel
Warum wir alle irgendwie komisch sind
Wir wundern uns oft über das seltsame Verhalten unseres Partners oder anderer Menschen – und dabei sind wir selbst genauso seltsam.
Was dahintersteckt und wie diese Weisheit uns hilft, uns selbst und anderen gegenüber verständnisvoller, gelassener, liebevoller und wertschätzender zu sein.
1. Die Schlacht am heißen Buffet
Mitmenschen – selbst unsere engsten Vertrauten – verhalten sich oft „komisch“. Was dahintersteckt und wie hilfreich es ist, sich das eigene Verhalten bewusstzumachen.
Er (kommt mit ihr verspätet zu einer Party): Ich sag dir, ich hab so riesigen Hunger! Hoffentlich haben sie ein gutes Buffet.
Sie: Ja, aber zuerst müssen wir schon ein paar Leute begrüßen.
Er sieht das Buffet und stürzt sich wortlos darauf, ohne auch nur einen Blick auf die vielen Freunde rundherum zu verschwenden.
Sie: Du bist so peinlich! Und dann schaufelst du dir auch noch den Teller so voll!
Gastgeber: Hey, ihr zwei! Na, dir schmeckt’s ja. Seid ihr schon länger da? Ich hab euch ja noch gar nicht gesehen.
Er: Ähm …
Wir Menschen sind allesamt ein seltsames Volk. Wir verhalten uns so, wie es uns vertraut ist – und ein anderer findet das eigenartig. Wir vergessen unsere Manieren und kapern das Buffet, weil der Magen knurrt, und wundern uns, dass der Gastgeber patzig reagiert. Oder wir nehmen bei Diskussionen gerne die Rolle des Kritikers ein, weil wir das sinnvoll finden, und müssen uns dann gefallen lassen, zurechtgewiesen zu werden.
Oder auch umgekehrt. Wir heben irritiert die Augenbraue, weil sich ein anderer vordrängelt, weil wir das ungehörig finden und selbst nie tun würden. Wir sitzen im feinsten Business-Outfit in einem Kunden-Meeting und sind sehr erstaunt, wenn die Kundin ungeniert ihre Brotjause auspackt und genüsslich zu mampfen beginnt.
Auf welcher Seite wir auch immer gerade stehen, in jedem Fall gibt diese Irritation des fremdartigen Verhaltens Anlass zur Verwunderung oder auch Verletzung, Frustration, zum Ärger oder Streit. Das liegt daran, dass jeder von uns instinktiv davon ausgeht, dass die eigene Welt die einzig existierende ist. Wir bewerten das Verhalten anderer vor dem Hintergrund unserer eigenen Sozialisierung. Was für uns „normal“ ist, nehmen wir als Maßstab.
Viele Konflikte würden gar nicht erst entstehen, wären wir in der Lage, über den Tellerrand zu blicken und die Welt unserer Mitmenschen ein bisschen besser kennenzulernen. Gleichzeitig kann auch das Konfliktpotenzial größer werden, je näher uns jemand steht, weil wir dann auch seine oder ihre Schattenseiten entdecken. Wenn der beste Ehemann von allen sich nicht benehmen kann und bei der Party nicht einmal die Gastgeber