Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
los.“
Als ich endlich die quälend langweilige Vorlesung in Finanzwesen hinter mich gebracht habe, bin ich bedient. Am See finde ich eine freie Bank und setze mich hin. Meine Schwester hat mir eine Nachricht geschickt, in der sie mich fragt, ob ich diese Woche zu Hause vorbeischauen kann. Sie möchte ihren neuen Freund zum Jubiläum einladen und braucht meine Schützenhilfe bei unserer Mutter, die sich querstellt. Ich habe keine Lust, ihr zurückzuschreiben, und starre missmutig aufs Wasser. Manchmal fühle ich mich wie in ein Korsett gepresst. Und dieses Korsett heißt EDOMO.
Ich greife automatisch nach der Zigarettenpackung und ziehe mir eine Kippe heraus. Gerade, als ich sie anstecken will, bemerke ich Summer, die etwas weiter weg steht und mich beobachtet. Ich sehe sie an und ein warmes Gefühl von Freude durchflutet mich. Sie bemerkt meinen Blick und lächelt mir unsicher zu. Dann kommt sie langsam näher. Unsere Blicke sind regelrecht ineinander verschmolzen, und ich fühle, wie mein Herz schneller klopft. Shit, das ist ein verdammt ungewohntes Gefühl. Ohne Scheiß, ich hatte noch nie Herzklopfen wegen eines Mädchens, noch nie. Klar, ich fand schon oft eine hübsch, sexy, was auch immer. Aber ich war nie verliebt. Bei dem Gedanken zucke ich leicht zusammen. Was bin ich jetzt? Ich habe keine Ahnung, aber ich freue mich gerade wie bescheuert, Summer zu sehen. Sie sieht so unglaublich hübsch aus. Alles an ihr wirkt weich und warm. Ich möchte sie halten, mein Gesicht in ihren Haaren vergraben, ihre Haut an meiner spüren. Mit leicht zitternden Fingern stecke ich meine Kippe an. Ich brauche etwas, woran ich mich festhalten kann.
12
SUMMER
Ich nähere mich Danny langsam und kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er sitzt alleine auf der Bank am See und sieht irgendwie unglücklich aus. Ich habe ihn noch nie so gesehen, er wirkt immer so selbstsicher und locker. Am liebsten möchte ich zu ihm hinlaufen und ihn in den Arm nehmen. Ich bin verrückt, so viel steht fest. Jetzt hat er mich entdeckt und sieht mir entgegen. Seine Augen leuchten auf und ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Wir sehen uns die ganze Zeit an, während ich ihm näher komme. In meinem Bauch kribbelt es und mein Herz klopft schneller.
„Hey.“
Ich bleibe neben ihm stehen, und er sieht mich an mit diesen Augen, die einfach unglaublich sind.
„Hey.“
Ich setze mich vorsichtig neben ihn und nestele unsicher an meinem Rucksack herum.
„Na, auch fertig für heute?“
Danny zieht an seiner Zigarette und mustert mich aufmerksam.
„Ja, zum Glück. Du auch?“
Er nickt und lässt den Blick übers Wasser schweifen.
„Mhm.“
Ich sehe ihn von der Seite an. Er ist einfach perfekt schön. Ich weiß nicht, wie man so sein kann. Ob seine Eltern auch so hübsch sind? Wie müssen die Menschen aussehen, die gemeinsam solch ein wunderschönes Kind bekommen? Meine Gedanken schweifen kurz zu meinen Eltern und für Sekunden legt sich ein eiserner Ring um meine Brust. Doch genau jetzt sieht Danny mich wieder an und ich versinke in dem warmen Braun seiner Augen. Ich muss lächeln und er lächelt zurück. Dennoch wirkt er immer noch ein bisschen traurig.
„Ist alles okay bei dir?“
Ich stelle diese Frage und zucke im gleichen Moment zurück. Wage ich mich damit nicht zu weit vor? Ich habe keine Ahnung, was Danny Moreno von mir will, und noch weniger, ob er mit mir über sich selbst sprechen möchte. Sein Lächeln vertieft sich und mein dummes Herz stolpert heftig.
„Warum fragst du? Sehe ich aus, als ob ich mich direkt in den See stürzen wollte?“
Ich muss lachen. Idiot.
„Nicht ganz so schlimm, nein. Aber irgendwie, ich weiß nicht, du wirkst … traurig. Nachdenklich. Nicht glücklich. Ich weiß nicht.“
Ich sehe ihn unsicher an, warte auf eine spöttische Antwort, doch sie kommt nicht. Stattdessen sieht er wieder aufs Wasser und nickt schließlich langsam.
„Nicht schlecht beobachtet, Sommerröschen.“
Wir schweigen kurz, ich überlege, was ich sagen soll, und nehme schließlich meinen Mut zusammen.
„Was ist denn los? Kann ich dir helfen?“
Er zieht ein letztes Mal an seiner Kippe, bevor er sie austritt. Dann sagt er: „Helfen kannst du mir wohl nicht, aber danke. Und was los ist? Eigentlich nichts.“
Er zögert kurz.
„Weißt du, dass meiner Familie ein größeres Im- und Exportunternehmen gehört?“
Ich schüttele den Kopf. Ich weiß nur, dass Dannys Familie ziemlich wohlhabend ist, das ist kein Geheimnis auf dem Campus.
„Wir führen dieses Unternehmen, das mein Großvater aufgebaut hat, in zweiter Generation. Ich werde die dritte Generation sein.“
Er überlegt und sagt dann: „Das ist auch der Grund, warum ich meine Studiengänge gewählt habe: Weil ich in ein paar Jahren die Firmenleitung übernehmen werde.“
Er malt mit der Fußspitze Kreise in den Kies unter der Bank und ich höre ihm schweigend zu.
„Mein Großvater ist als junger Mann mit seiner Frau aus Italien in die Staaten ausgewandert, hat die Firma gegründet und aufgebaut. Dann hat mein Vater sie übernommen. Und ich werde sie nach ihm leiten.“
Ich nicke und verstehe. Der Klang seiner Stimme sagt mir alles. Diese Firma war vielleicht der Traum seines Großvaters. Vielleicht auch der seines Vaters. Dannys Traum ist sie nicht.
„Du möchtest das aber eigentlich nicht?“
Ich weiß nicht, wie ich es anders formulieren könnte, also frage ich direkt.
Er sieht mich an und zuckt mit den Schultern.
„Ehrlich? Nicht wirklich. Aber ich werde. Weil mein Großvater einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist und ich nichts tun werde, was ihn enttäuscht.“
Er sieht nachdenklich übers Wasser.
„Es ist gar nicht mal, dass mein Großvater böse wäre, wenn ich es nicht täte. Er würde es verstehen, denke ich. Er ist nicht dieser Mensch, der anderen seinen Willen aufzwingen will. Aber ich könnte das nicht, verstehst du? Ich könnte damit nicht leben, zu wissen, dass all seine Arbeit umsonst war. Dass ein Fremder sein Lebenswerk weiterführen wird. Jemand, dem mein Großvater nichts bedeutet.“
Er streicht sich durch die Haare.
„Du liebst ihn sehr, deinen Großvater, was?“
Ich würde am liebsten nach Dannys Hand fassen und sie in meiner halten. Was er gesagt hat, rührt mich sehr und passt so gar nicht zu dem Bild, das viele von ihm haben.
„Ja.“
Er sieht mich an und verzieht das Gesicht.
„Wehe, du erzählst das jemandem. Ich habe einen Ruf zu verlieren, kapiert, Sommerröschen?“
Er grinst und ich muss lachen.
„Ich verrate nichts.“
Dann werde ich ernst.
„Du hast gesagt, du hättest auch gerne Musik studiert. Weißt du, dass du es nicht studierst, heißt ja nicht, dass die Musik kein wichtiger Teil deines Lebens sein kann. Du kannst es verbinden, das, was du magst, und das, was du tun musst. Du kannst so viel machen mit Musik. Du kannst Songs schreiben und komponieren. Du hast gesagt, du spielst Klavier und Gitarre, das ist doch perfekt. Du könntest sogar eine Band gründen, wenn du möchtest. Ich denke, wenn man versucht, das, was man liebt, in eine Waagschale mit dem zu werfen, was man machen muss, dann wird das, was man eben tun muss, leichter. Weil das andere so viel Freude bringt, auch wenn man dafür vielleicht nicht so viel Zeit hat, wie man gerne hätte.“
Danny sieht mich an, dann gleitet ein Lächeln über sein Gesicht, das mein Innerstes